Josef Fersterer hat sich in den letzten Monaten intensiv um die Pfarrgemeinderatswahl gekümmert. Im KirchenBlatt-Gespräch ruft er alle Katholik/innen der Diözese auf, am nächsten Samstag / Sonntag von ihrem Stimmrecht Gebrauch zu machen.

Wolfgang Ölz

Josef Fersterer

Josef Fersterer, PGR-Referent,
freut sich dass ca. 400 Personen dieses Jahr erstmals wählbar sind

In Vorarlberg sind rund 1.300 Pfarrgemeinderät/innen aktiv. Einige Mitglieder (wie Pfarrer, Pastoralassistent/in, ...) sind von Amts wegen im Pfarrgemeinderat (PGR) tätig oder werden in den PGR berufen. Der Großteil der Räte aber wird von Ehrenamtlichen gestellt - und von den Gläubigen gewählt. Unter den rund 1.000 Kandidat/innen treten heuer ca. 400 zum ersten Mal an. Bei der Pfarrgemeinderatswahl 2017 findet also ein echter Generationenwechsel statt.

Die Gläubigen können aber nicht nur die vorgeschlagenen Kandidat/innen wählen, sondern auch noch Personen nennen, die sie gerne im Pfarrgemeinderat sehen würden: Der Wahlzettel ist eine sogenannte „Kandidatenliste mit Ergänzungsmöglichkeit“. In einigen wenigen Pfarren wird eine Urwahl abgehalten, d.h. die Wähler/innen können frei Pfarrangehörige als Pfarrgemeinderäte vorschlagen.

Kirche in Schwung bringen

Bei der Pfarrgemeinderatswahl handelt es sich um die größte aktivierende Befragung in der katholischen Kirche in Österreich. In Göfis wurden beispielsweise 120 Personen angefragt. Insgesamt sieben haben sich bereiterklärt, in diesem wichtigen Gremium mitzuarbeiten, davon sind drei Personen ganz neu im Pfarrgemeinderat. Ein äußerst positiver Effekt des Pfarrgemeinderates ist, dass die Pfarren ihre Türen weit öffnen und auch überlegen, wer für neuen Schwung in der Kirche vor Ort in Frage kommt.

Kirche als Lagerfeuer

Auf dem Weg von einer „Komm-her-Kirche“ zu einer „Geh-hin-Kirche“ kann die Wahl des PGR ein entscheidender Schritt sein. In der Kirche sollen sich nicht einige wenige gleichsam an einer Thermoskanne wärmen, während den anderen kalt ist, sondern die Kirche soll ein Lagerfeuer sein, wie das Karl Rahner ausdrückte. Bei einem Lagerfeuer darf jede/r Gast sein, darf sich wärmen, ein Scheit in die Flammen werfen, aber auch wieder gehen. Die Kirche soll dabei eine gute Gastgeberin für alle sein. 

Kirche und Demokratie stärken

Der PGR ist das einzige demokratisch gewählte Gremium in der katholischen Kirche in Österreich, über dessen Zusammensetzung jede/r Gläubige direkt mitbestimmen kann. Josef Fersterer sieht deshalb in der PGR-Wahl auch eine Möglichkeit, die demokratischen Elemente der Kirche zu stärken. Sie ist eine geistliche Frucht des Zweiten Vatikanischen Konzils, das die Laienbeteiligung forciert hat. Unter dem Stichwort „Kirche als Volk Gottes“ ermutigten die Konzilsväter die Gläubigen zu einem „Apostolat aller Getauften“. In der Diözese Feldkirch gab es 1975 die erste vorarlbergweite PGR-Wahl.

Niemand ist zu alt!

Maria Gillich, Jahrgang 1915, hat sich trotz ihres hohen Alters auf den Weg gemacht, um ihren Stimmzettel abzugeben. Sie nützt wie manch andere die Vorwahltage. Im Haus der Kirche in Bregenz etwa kann noch bis Freitag 17. März, 18 Uhr, gewählt werden. Am 18. und 19. März werden die Wahllokale dann in allen Pfarren des Landes in den Kirchenräumen bzw. Pfarrzentren geöffnet sein und können vor und nach den Gottesdiensten besucht werden.

In einen neuen Frühling

von Bischof Benno Elbs

Die Pfarrgemeinderatswahl ist wie ein neuer Frühling. Sie bringt frischen Schwung und Geist. Die Teilnahme an der Wahl ist ein Votum für Gemeinschaft, für Menschlichkeit, sie ist ein Votum für den weiten Horizont Gottes. Rund 1.300 Pfarrgemeinderäte sind in 119 Pfarreien aktiv. Sie sind Ausdruck einer vielfältigen, bunten, sozialen und menschlich engagierten Kirche in den Dörfern und Städten unseres Landes. Sie setzen sich ein für Kinder und Jugendliche, für Familien und ältere Menschen, für Mission und Entwicklung. Da gibt es soziale und caritative Initiativen, Bildung und Kultur, Vorträge, Gemeinschaft und Feste – und natürlich Gottesdienste, Gebet, Besinnung, Wallfahrten, die Feier des Kirchenjahres. In all dem wird Gott als die Quelle des Lebens erfahrbar: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben“ (Joh 10,10).

Jede Pfarrgemeinde lebt davon, dass Menschen sich engagieren und ihre Talente und Fähigkeiten zur Verfügung stellen. Dadurch wird lebendige Gemeinschaft aufgebaut. Deshalb ist es wichtig, denen, die sich als Kandidat/innen zur Verfügung stellen, den Rücken zu stärken und mit der Beteiligung an der Wahl ihr Engagement mitzutragen.
Deshalb meine Bitte: Gehen Sie wählen - für einen neuen Frühling in der Kirche! 

(aus dem KirchenBlatt Nr. 11 vom 16. März 2017)