Dir zur Freude ist dies alles gegeben – Was meinen Gaumen erfreut

Dr. Irmgard KleinDr. Irmgard Klein
unterrichtet Religion an einem Gymnasium in Innsbruck
und liebt die kleinen Dinge des Alltagslebens.

 

 

Ketchupbrot? Nein, sicher Marmelade. Kann man ein Brot von der „falschen“ Seite her essen? Wie weit geht der Mund eigentlich auf? Wie fühlt sich die rosa Jacke nach dem unweigerlichen Abwischen der Marmeladenfinger an? Sieht mich wer, wenn ich so unverschämt reinbeiße? Oder: Schaut her, wie gut das schmeckt!

Genießen und lieben hängen eng zusammen. Was Sigmund Freud sagt, wird auch in der Bibel deutlich. „Stärkt mich mit Traubenkuchen, erquickt mich mit Äpfeln, denn ich bin krank vor Liebe“ (Hld. 2,5). Schlemmervergleiche stehen im Hohelied Salomons, nachlesen lohnt sich! Gestern habe ich mein Rad geschoben, mit 6 kg Einsiedezucker. Zuvor hatten wir einen wilden Ringlottenbaum entdeckt, mit den Skistöcken die warmen, reifen Früchte heruntergeschlagen. Welch ein Fest! Gelb und fleischig zergehen sie auf der Zunge. Die bittere Schale fällt nicht ins Gewicht. Im Sonnenlicht sitzen, essen ohne Ende. Die Kerne kann man ganz weit spucken. Die Gelierprobe aus dem schaumig wallenden Marmeladebrei wegschlecken. Unglaublich lecker! Sich mit der Zunge über die Lippen fahren. Was hat für Sie in letzter Zeit verheißungsvoll nach dem „Land, in dem Milch und Honig fließen … mit Weinstöcken, Feigenbäumen und Granatäpfeln, ein Land mit Ölbäumen und Honig“ geschmeckt? Ein Glas kaltes Quellwasser? Köstliche Zucchini ... ?