"Thérèse" in der Verfilmung von Alain Cavalier aus dem Jahr 1986

Klaus Feurstein

Alain Cavalier verfilmte 1986 die Geschichte der Theresia von Lisieux (1873-1899), die als 15-Jährige in den Karmel ihrer Heimatstadt eintritt, nur zehn Jahre später an Tuberkulose stirbt und schon 1925 von Pius XI. heiliggesprochen wird. Ihre Lebensgeschichte, die sie auf Anordnung der Äbtissin niederschrieb, wurde in Frankreich unter dem Titel „Geschichte einer Seele“ das meistgelesene spirituelle Buch nach der Bibel. „Mutter Teresa“ hat sich nach ihr benannt. Thérèse sah ihren Lebensweg als Hingabe an Gott und die Mitmenschen, als leidenschaftliche Liebe, die sich gerade in den alltäglichen Gesten ausdrückt: ihr sogenannter „kleiner Weg“.

So ist auch der Film von ungewöhnlicher Einfachheit in den verwendeten Mitteln, verzichtet völlig auf Originalschauplätze und fast gänzlich auf Kamerabewegungen, verwendet kaum Kulissen und konzentriert sich ganz auf die zarte Aussagekraft der Bilder, die wie Tableaus durch Auf- und Abblenden aneinandergereiht werden. In seiner Machart erinnert er an den großen Meister des spirituellen Films Robert Bresson („Tagebuch eines Landpfarrers“ aus dem Jahre 1951), und in seiner Konzentration auf das Wesentliche und den Blick auf Details wie Hände findet er die passende Form, den kleinen Weg der heiligen Theresia vom Kinde Jesus in Bilder zu übersetzen. Beeindruckend die schauspielerische Gestaltung der Thérèse.
Eine Perle des mystischen Films und eine seltene Gelegenheit, dieses Kunstwerk zu sehen!

„Thérèse“ gewann den Spezialpreis der Jury in Cannes 1986

Mittwoch, 30.11., 19 Uhr
Kloster Lauterach, Klosterstr.1, Meditationsraum

(aus dem KirchenBlatt Nr. 46 vom 24. November 2016)