Die neue Sonderausstellung im Jüdischen Museum in Hohenems widmet sich der israelischen Gesellschaft in Form von Porträts einzelner Familien. Die ca. 80 schriftlichen und fotografischen Porträts entwerfen ein kaleidoskopartiges Bild des Israel von heute.

Wolfgang ÖLZ

Das Ausstellungsprojekt „Familienaufstellung. Israelische Porträts“ basiert auf einer wöchentlichen Kolumne, die das Ehepaar Reli und Avner Avrahami seit 2002 in der Wochenendbeilage der Zeitung „Haaretz“ veröffentlicht hat. Der Titel „Familienaufstellung“ bezieht sich nicht auf das psychotherapeutische Verfahren, in dem problematische familiäre Beziehungen „aufgestellt“ und damit für den Klienten erfahrbar gemacht werden, sondern lediglich auf die Abbildung einer Familie. Dabei war der Ausgangspunkt die konventionelle Definition von Familie, d.h. Vater, Mutter und Kinder.

Foto und Text

Später dann erweiterte sich der Familienbegriff auf „alle, die unter dem gleichen Dach leben“. Die Kolumnen hatten immer eine einheitliche Form von zwei Seiten, wobei links ein großes Foto und rechts Informationen zu diesem Foto gezeigt wurden. Die Fotografien von Reli Avrahami waren dabei stets der Ausgangspunkt für den begleitenden Text des Journalisten Avner Avrahami. Dieser Text lädt den Leser dann ein, das Foto noch einmal eingehender anzuschauen. Auf diese Weise sind hunderte Familien. Für die Ausstellung, die in Europa zum ersten mal zu sehen ist, wurden 80 ausgewählt. 

Abgelichtet werden alle denkbaren Lebensentwürfe. Von Rekruten unter einem Zeltdach, Studenten in einer WG über chinesische Bauarbeiter in ihrer Baracke und eine beduinische Großfamilie bis hin zu zwei Homosexuellen mit ihren adoptieren Kindern und zu orthodox-jüdischen Familien, die drei Generationen von Menschen umfassen.

Glückskala 1-10

Avner Avrahami beschreibt seine Interviewtechnik folgendermaßen: „Man beginnt mit Haus und Beruf, fährt mit der Biographie fort, fragt nach der romantischen Begegnung, nach der Hochzeit, geht über zum Alltag und dann kommt das Dessert: die Träume, die Kunst und Sehnsüchte. Dann folgt ein einheitlich zusammenfassender Abschluss unter dem Titel ‚Glück (Skala 1-10)‘“.

Die Ausstellung lädt zum Verweilen und Schmökern in den Fotos und Texten ein, gelesene Biographien sind über Kopfhörer zugänglich. Abschließend bietet ein Handapparat an Büchern die Möglichkeit zur Vertiefung in die israelische Geschichte und Gegenwart. Eine kleine, feine Ausstellung, die den Besucher/innen manch interessantes Detail über Israel offenbart.

Ein umfangreiches Begleitprogramm findet sich online unter www.jm-hohenems.at

Eine Ausstellung des Eretz Israel Museum, Tel Aviv
Kuratiert von Galia Gur Zeev
23. April bis 6. Oktober 2013 im Jüdisches Museum Hohenems

(aus KirchenBlatt Nr. 19 vom 9. Mai 2013)