Rund 350 Bewohner/innen zählt das Dorf Blons im Großen Walsertal - 21 davon sind Asylwerber aus drei verschiedenen Nationen. Die kleine Ortschaft ist in Sachen Integration ganz groß - und das ganz selbstverständlich.

Mirjam Vallaster

Bei Eva Hohenfellner und Eva-Maria Türtscher, Betreuerinnen vom Caritas Flüchtlingshaus „Adler“ in Blons, klingelt das Telefon. Der Schulwart der neuen Mittelschule Blons benötigt dringend Hilfe beim Ausmisten und Umräumen des Kellers, bevor der Schulbetrieb wieder losgehen kann. Sofort finden die Betreuerinnen zwei Freiwillige, die diese Arbeit gerne verrichten wollen. Und schon zehn Minuten später stehen die beiden Somali Saed und Mohamed im Schulgebäude.
Dass sie nicht zum ersten Mal hier im Einsatz sind, merkt man sofort. „Ich bin sehr froh darüber, dass ich über das Projekt Nachbarschaftshilfe immer wieder so fleißige Helfer bekomme. Die Abwicklung läuft problemlos und die Jungs packen immer fleißig mit an“, so Schulwart Klaus Türtscher. Dies bestätigen auch die Betreuerinnen vom Haus Adler, in dem die Männer aus Syrien, Somalia und dem Irak ein Zuhause auf Zeit erhalten haben. „Die Männer arbeiten wirklich gerne und sind durch ihre offene und freundliche Art bestens in der Gemeinde integriert“, so die Flüchtlingsbetreuerinnen.

Auf der Flucht. Nach langen Monaten der Flucht, der Angst um das eigene Leben und das der zurückbleibenden Angehörigen, der Gewalt und der Not scheinen die jungen Männer hier die Ruhe und Gastfreundschaft des Ortes zu genießen und zu schätzen. „Viele der Männer haben Schreckliches erlebt und gesehen, sind geflüchtet, weil sie nicht selbst zu Mördern werden wollten und keine andere Chance als die Flucht für sich gesehen haben“, so die Caritasmitarbeiterinnen. „Schwierig war für uns alle, als einer der Bewohner abgeschoben wurde. Die Männer waren eingeschüchtert, manche haben einen Freund verloren.“
Die Bewohner/innen des Ortes geben sich Mühe, die Männer in ihrer neuen Heimat willkommen zu heißen. Wie selbstverständlich spielen einige der Männer bei der Altherrenmannschaft St. Gerold Fußball, gehen mit dem Obmann vom Seniorenverband ab und zu Darts spielen, werden bei Flurreinigungen und Ausflügen eingeladen, und „einer singt sogar regelmäßig im Chor des Dorfes mit“, erzählt Hohenfellner. Für den Herbst ist noch eine Ausstellung jener Bilder angedacht, die die Männer in einem Malworkshop mit einer einheimischen Künstlerin gemalt haben.

Gute Nachbarschaft. „Dass die Integration ganz selbstverständlich läuft, merken wir hier in ganz alltäglichen Dingen. So werden die Männer  fast selbstverständlich  beim Autostoppen mitgenommen und sie helfen immer gerne, wenn Not am Mann ist. So haben sie zum Beispiel vergangenen Winter öfters einmal Autobesitzern geholfen, die Schneeketten auf die Reifen zu montieren“, so Hohenfellner weiter.
Die Männer, die teilweise akademische Ausbildungen haben, sind ein selbstverständlicher Teil der Gemeinde geworden, auch private Freundschaften zu Einheimischen sind schon entstanden. Bürgermeister Bachmann: „Dank der vielen Freiwilligen und den guten Kontakten zur Caritas läuft das Zusammenleben mit den Asylwerben wirklich gut. Wir müssen einfach offen aufeinander zugehen und das hat bei uns vom ersten Informationsabend an, für den die Asylwerber gekocht haben, bestens funktioniert.“
Auch von kirchlicher Seite aus werden die Asylwerber freundlich aufgenommen. Der Blonser Pfarrer Christoph Müller, die Mitarbeiter/innen der Propstei St. Gerold und Pater Kolumban setzen sich sehr stark für die Flüchtlinge im Haus Adler ein.

(aus dem KirchenBlatt Nr. 36 vom 3. September 2015)