Im Juli diesen Jahres konnte die neue gestaltete Kapelle Salgenreute in Krumbach eingeweiht werden. Nun hat das Kunsthaus Bregenz eine Publikation dieser gemeinschaftlichen Leistung von Krumbacher Bürger/innen, Handwerkern und dem Architekten Bernardo Bader herausgebracht. Das KirchenBlatt sprach mit Bader, der - wie auch viele Handwerker - dafür ehrenamtlich gearbeitet hat.

Wolfgang Ölz 

Der gebürtige Krumbacher Bernardo Bader hat einen ganz persönlichen Bezug zu der von ihm geplanten, neuen Kapelle in Salgenreute: Sein Elternhaus steht ca. 300 Meter Luftlinie von der Kapelle entfernt. Als Kind war er oft dort, weil der Vorgängerbau, eine Lourdeskapelle aus dem Jahr 1880, für den jungen Bernardo ein „extrem inspirierender Ort“ war. Allerdings hatte man vor ca. 70 Jahren anlässlich einer Sanierung einige damals übliche Bausünden begangen, wie etwa einen Kunstboden und eine Auskleidung mit Eternitplatten. Dazu kamen die Ameisen und allerlei Getier, sodass die Kapelle schlussendlich komplett baufällig war.

Hundert Menschen engagierten sich.
Es bildete sich ein Kapellenteam, das den Entschluss fasste, etwas Neues zu machen. Eine Handvoll Leute aus den drei Weilern, zu denen die Kapelle Salgenreute gehört, waren der Meinung, dass für ihre Kulturlandschaft eine Kapelle wichtig ist. So ergab sich eins ums andere.

Eine besinnliche Reise.
Die Gemeinde Krumbach steuerte 20.000 Euro bei, ein Statiker und die Handwerker leisteten zum Teil ehrenamtlich ihre Dienste und zum Schluss hatten sich ca. hundert Menschen engagiert. Statt einer Bausteinaktion hat die Krumbacher Kapelleninitiative nun ein Buch herausgebracht, um die Kosten zu decken. Für Bernardo Bader ist die ganze Aktion ein interessantes, soziales Experiment. Hier beteiligten sich Menschen, die nicht sonderlich religiös oder gar Kirchgänger/innen sind, aber denen so eine Kapelle ein echtes Anliegen ist. Viele besuchen die Kapelle nicht nur zum Beten oder zur Marienverehrung, sondern auch, um innezuhalten und sich so auf eine „besinnliche Reise“ zu machen. 

KrumbachSolche Orte brauchen wir heute verstärkt, ist Bader überzeugt. Generell können sakrale Bauaufgaben den Architekten begeistern. Vom Kirchenbau könne die heutige Architektur sehr viel lernen. Für ihn hat es einen besonderen Reiz, spirituelle Räume zu schaffen. Nicht umsonst hat Bader für die Planung des islamischen Friedhofs in Altach den renommierten „Aga Khan Award for Architecture“ erhalten. Architektonisch verantwortet hat Bader auch die katholischen Friedhöfe in Krumbach und Altach. Zurzeit arbeitet er an Erdurnengräbern des evangelischen Friedhofs in Bregenz.

Indirekte Fokussierung
Es war Bader wichtig, die klassische Lourdeskapelle mit der zentralen Muttergottesstatue, „nicht total zu hinterfragen, sondern eine indirekte Fokussierung“ vorzunehmen, indem die Madonna ein wenig seitlich platziert wurde und das Fenster nach draußen den Blick in die Natur freigibt. Dass Boden, Wände und Bänke aus Holz und das Außendach geschindelt sind, verweist übrigens auf die Tradition der Bregenzerwälder Bauernhäuser.

Buchtipp:

Kapelle Salgenreute - bernardo bader architekten.
Texte: Florian Aicher,
Fotos: Adolf Bereuter,
Herausgeber Kunsthaus Bregenz, Verlag Walther König, Köln, 80 S., 24,80 E. 

Buchpräsentation: Do 22. Dezember,
20 Uhr, Pfarrsaal, Krumbach.