Das vorarlberg museum widmet dem Bregenzerwälder Schriftsteller Franz Michael Felder zum 175. Geburtstag eine auf 450 Quadratmetern angelegte Ausstellung. Neue Einsichten zu Felder sind garantiert.

Bild rechts: Manfred Egender: Felder, Chapeau! 2003/2009. Eines der Werke zeitgenössischer Künstler, das Bezug auf Felder nimmt.

Wolfgang Ölz

Franz Michael Felder ist ein vielschichtiges Phänomen. Der zur Ausstellung „Ich, Felder. Dichter und Rebell“ erscheinende Katalog stellt in einer Aufsatzsammlung unterschiedliche Facetten des großen Vorarlberger Dichters dar, vom bäuerlichen bis zum gefeierten Felder. Ein Kapitel ist auch dem religiösen Felder gewidmet. Darin wird das komplexe Verhältnis Felders zur katholischen Kirche thematisiert. Da war zum einen sein Pfarrer Johann Georg Rüscher, der der radikal antimodernistischen Richtung des Brixner Priesterseminars angehörte, und von der Kanzel aus gegen Franz Michael Felder zu Felde zog und ihn als Freimaurer und Rotrepublikaner diffamierte. Da war allerdings auch der Vorgänger von Rüscher, der der liberaleren Konstanzer Schule angehörende Pfarrer Alois Stockmayr oder auch der Freund Felders der Kurat Friedrich Herzog, der dem sterbenden Franz Michael Felder die letzte Beichte abnahm.

Die Ausstellungsarchitektur wurde von Roland Stecher und Thomas Matt geschaffen. Raum um Raum, zum Teil eng werdend, zum Teil in die Weite sich öffnend kann der Besucher dem Lebensweg Felders folgen. Im ersten Ausstellungsraum sind Werke zeitgenössischer Künstler zu Felder zu sehen, die sich ihr  persönliches Bild von Felder gemacht haben. Dann folgt die Geburt, der frühe Verlust eines Auges, und der Tod des Vaters. Ein weiterer Raum versammelt die Bibliothek Felders, und eine intime Koje zeigt Liebesbriefe an seine spätere Frau Anna Katharina Moosbrugger. Dann öffnet sich die Szenerie schlagartig und die großen Lebensbezüge zu Sozialreform und Politik werden sichtbar. Dann gelangt man in den größten Raum der Ausstellung, der Handschriften Felders beinhaltet.

Abgerundet wird die Schau durch Videos, die die Romane Felders nacherzählen und Interviews zu Felder. Es ist der Ausstellung anzumerken, dass viele Jahre der Forschung der Schau vorausgegangen sind (Kuratoren: Jürgen Thaler und Ulrike Längle). Der Besuch lohnt sich jedenfalls und es gilt nichts weniger als einen der originellsten Vorarlberger zu entdecken.

ZUR AUSSTELLUNG

Ich, Felder. Dichter und Rebell.
Bis 16. November 2014

Eine Ausstellung in Kooperation mit dem Franz Michael Felder Archiv, der Vorarlberger Landesbibliothek und dem Vorarlberger Literaturarchiv. Gleichnamiger Katalog im Libelle Verlag.

Info:
vorarlberg museum, Kornmarktplatz 1, Bregenz.
T 05574 46050,
Öffnungszeiten: Di bis So 10 bis 18 Uhr, Do 10 bis 21 Uhr,
Sommeröffnungszeiten, 19. Juli bis 31. August, täglich 10 bis 20 Uhr, Do 10 bis 21 Uhr.
Eintritt: € 9,- / ermäßigt € 7,-.

(Aus dem KirchenBlatt Nr. 27 vom 3. Juli 2014)