Da meldet sich einer zu Wort und gibt zu verstehen, dass „Einfach-Sein“ sinnvoll, Gefühle lebenswichtig und Verantwortung unverzichtbar ist. Er geht ums Menschsein und ums Leben - so sehr Rätsel wie Geschenk, so wundersam schön und schrecklich.

Walter L. Buder

„... ein Mensch eben“. Die berühmten drei Worte sind es zwar nicht, aber sie können es noch werden. Tatsächlich beschließen sie die reduzierte, ja minimalistische Kurzbiografie des Autors auf der Seite 96, der letzten Textseite des jüngst erschienen Buches von Alexander Jehle. Der Buchtitel zählt ein Wort mehr, ist der in einigen Kleinbuchstaben gesetzte Text: „und immer wieder leben“. Er ist sicher programmatisch zu nehmen, denn das Wörtchen „leben“ ist das einzig farbig - nämlich: grün - gedruckte Wort unter den 66 Texten, die auf 95 Seiten versammelt im Bucher-Verlag erschienen sind, klassisch schön, in englischer Broschur gebunden.

Vier
Vier mal - in vier Kapiteln - geht der Autor zum Brunnen seiner Erfahrungen aus 44 Lebensjahren und sieht sich und „unsere“ Welt in Bildern des Wandels, des ortlosen Unterwegsseins, erkennt „Liebe und andere Gefühle“, beklagt mahnend und in kritischen Worten und Bildern „unser Leben in Wachstumsmilch und Systemhonig“, bis die großen und letzten Fragen nach „Leben, Tod und Gott“ auftauchen.

Lyrik
Das schmucke Büchlein wird bibliografisch unter Lyrik geführt. Das ist nicht falsch, aber auch nicht ganz richtig. Die Texte haben alle einen sehr persönlichen, vertrauensvoll werbenden Unterton. Aber sie biedern sich nicht an. Und sie sind unverstellt authentisch und von einem realistischen Ernst durchzogen. Auch dort - und das ist oft der Fall - wo Gefühle im Spiel sind oder appelative Obertöne durchkommen. Und manche der prosaisch-lyrischen Fragmente sind - im besten Sinn des Wortes - ein Gedicht, das entsteht, wo die literarische Arbeit sich der unverfügbaren Intuition anvertraut und der Erfahrung, dass Weniger Mehr ist.

Gewinn
Es ist ein - unberechenbarer - Gewinn, mit Jehles Texten ins Gespräch zu kommen und mit jemandem,
der dankbar, hoffend und betend auf dem Weg ist, das „Pflänzchen Mut“ und das Wagnis Vertrauen zu üben, zu lernen, zu lieben.

Buchpräsentation
und immer wieder leben. Alexander Jehle liest aus seinem Werk, Patrick Honeck und Michael Hartmann
umrahmen den Abend musikalisch. Die Künstler entführen in eine fremde und letztlich doch vertraute Welt. Worte und Musik schenken eine Atempause, eröffnen Raum für Gefühle, verweben das Endliche mit dem Unendlichen und regen zum Nachdenken an.