Dir zur Freude ist dies alles gegeben - Was meine Seele erfreut

Dr. Irmgard Klein

Da hat jemand in einem oberitalienischen Villendörfchen nicht weit vom See eine unerwartete Idee. Alte Reifen, kunterbunt, schief aufeinander stapeln, begrünen, bepflanzen und als Gartendekoration benützen. Eine ganz spezielle persönliche Gestaltung. Wir waren im Vorüberspazieren ganz hingerissen.

Mit einem Garten vergleicht die Kirchenlehrerin Teresa von Ávila in ihrer Gebetslehre die Seele – die Schrift heißt „Vida“, das bedeutet „Leben“. Es gibt verschiedene Arten der Bewässerung für den Seelengarten. Das Spektrum reicht vom angestrengten, asketischen Beten bis zum „Regen“ Gottes, bei dem ich nichts mehr tun muss. Außer, alles zu lassen. Reines, vollkommenes Nichts-Tun, Nichts-Wollen.

Letztens, eine Übungssituation für mich: Nein, die Hüttenwanderung wolle er nicht machen. Er fände es witzig, einfach mal im Garten zu lungern. Für den Fall, dass ich doch nicht auf „Gammelmodus“ umschalten könne, könne ich ja mein Hamsterrad mitbringen und darin laufen, während wir uns unterhielten.

Nichts-Tun lernen, im Außen, im Innen. Seelenfreuden können sein: Einsamkeit und Stille, Erinnerung an eine tagelange Wüstenwanderung oder eine unglaubliche (Motorrad-)Reise, Nähe eines geliebten Menschen, ein Besinnungstext im Herzen wiederholt, Meditation am Morgen, der Durchbruch auf der Kletterroute. Wenn mein Leben momenthaft vom Glück überschwemmt wird. Der eigene, persönliche Garten, ohne mein Zutun durch und durch getränkt und erfrischt.