Seelsorger aus anderen Ländern gibt es nicht nur in der Katholischen Kirche, auch in islamischen Gemeinschaften stehen Imame und Seelsorger/innen oft vor den Herausforderungen, die ein fremdes Land mit sich bringt. Hier brachte ein Kurs Unterstützung

FIMUS ist die Abkürzung für „Fachsprachkurs für Imame und muslimische Seelsorger/innen“. 2011 wurde er in Wien erstmals durchgeführt, im November 2014 startete er dann in Vorarlberg. Vergangenen Donnerstag fand das Pilotprojekt im Rahmen einer Pressekonferenz seinen Abschluss.

Erfolgreiche Zusammenarbeit

Der Kurs wurde durch die Kooperation von vier Institutionen ermöglicht: der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF), die Volkshochschule Götzis, die Islamische Glaubensgemeinschaft in Vorarlberg und das Land Vorarlberg. Vertreter/innen dieser Institutionen waren es auch, die bei der Pressekonferenz zu Wort kamen. Dabei blickten alle Verantwortlichen mit Freude und Zufriedenheit auf den Verlauf zurück. Der Kurs war geglückt.

An den Bedürfnissen der Teilnehmenden orientiert

FIMUS ist viel mehr als ein Sprachkurs, er will auch Land und Leute näher bringen und Menschen vernetzen. So standen vier Exkursionen auf dem Kursprogramm und vier Gastreferenten wurden eingeladen. Die Orte und Themen hierfür wählten die Teilnehmenden selbst. So lernten sie im vorarlberg museum die Geschichte des Landes kennen, im Landhaus das Agieren der Politiktreibenden, im jüdischen Museum die Spuren dieser Religionsgemeinschaft und im Diözesanhaus das Wirken der Katholischen Kirche. Die Gastreferenten griffen Themen auf, die für die Teilnehmenden von Bedeutung sind. Arno Dalpra sprach zu Gewalt unter Jugendlichen und in Familien, Ömer Kutlucan informierte über Koranübersetzungen, Cigdem Gökmen-Erden berichtete über die Arbeit von FEMAIL und Karl Bitschnau gab Einblick in die Hospizarbeit.

Lehrende und Lernende

Auch die beiden Deutschlehrenden, Sabine Frick und Anton Kriegler, betraten im Kurs Neuland. „Religion und Politik sind für gewöhnlich in Sprachkursen tabu, das sind private Themen“, erklärt Frick. „Den Kurs dafür zu öffnen und Religion sogar zum Ausgangspunkt zu machen, das war eine große Herausforderung für mich.“ Die Herausforderung wurde schließlich zum Gewinn, die Lehrenden wurden zu Lernenden. Sie erweiterten nicht nur ihr Wissen über Kultur und Religion der Teilnehmenden. „Ich bin zum Nachdenken gekommen, welchen Stellenwert Religion in meinem Leben hat, in welcher Form sie zum Ausdruck kommt“, erzählt Frick.

Vielseitige Vernetzung

Auch für die Teilnehmenden stellt der Kurs einen Gewinn dar. Sie konnten ihre Ausdruckmöglichkeiten in der deutschen Sprache erweitern, um in Zukunft selbst mit Menschen außerhalb ihrer Religionsgemeinschaft ins Gespräch zu kommen. Sie konnten persönliche Kontakte knüpfen zu Verantwortlichen in der Gesellschaft und zu anderen muslimischen Gemeinschaften. „Ich bin sehr zufrieden“, erklärte Midhat Sejfic vor versammelter Presse. Der Imam der bosnischen Gemeinschaft in Dornbirn war zu Beginn des Kurses skeptisch, ob nicht-muslimische Lehrer etwas über den Islam lehren können. Er wurde sozusagen eines besseren belehrt. Spontan trat er zum Mikro und sprach für die Imame. "Das war für mich ein Schritt nach vorne."