Die Feste Allerheiligen und Allerseelen stehen bevor. Mit „Allerheiligen“ ist die Gemeinschaft aller Heiligen gemeint, mit „Allerseelen“ das Gedenken an die uns Vorausgegangenen. Eine Betrachtung zur Gemeinschaft und zum eucharistischen Hochgebet.

Bild: Ikonographie. Besonders orthodoxe Kirchen sind oft mit einer reichhaltigen Gestaltung an Bibel- und Heiligengeschichten ausgeschmückt. Die Besucher/innen und Gottesdienst-Teilnehmer/innen sind umgeben von Heiligen. Hier die Serbisch-orthodoxe Kirche zur Auferstehung des Herrn in Wien.

Von Maria H. Duffner

Ob Weltjugendtag oder einige Tage in Taizé oder eine Papstaudienz - immer wieder ist die Erfahrung und auch das Erstaunen der Menschen groß: Es gibt viele Menschen in vielen Ländern der Erde, die ebenso Christen sind wie sie selber. Theoretisch ist es bekannt, dass das Christentum auf der ganzen Welt verbreitet ist, aber die Begegnung wirkt nachhaltig.

So viele Menschen glaubten und glauben an Gott, so viele Menschen beten zu Ihm - jeder für sich? Diesen Eindruck hatte man früher, vor allem wenn es galt, dass jeder und jede „seine Pflicht erfüllt“. Im Herzstück der Messe, im sogenannten Hochgebet, in dessen Mitte die Wandlung steht, wird diese große Gemeinschaft ausdrücklich angesprochen. Zugegeben: Es ist relativ viel Text, den man im Ohr hat und bei dem es Mühe macht, die Gedanken gesammelt zu halten.

Damit man vielleicht doch immer wieder hinhört, gibt es verschiedene Fassungen des Hochgebets und damit auch kleinere Umstellungen. Immer aber werden drei Beziehungsebenen genannt, die sich aus unserer Gemeinschaft mit Gott ergeben.
Es sind dies:

  • Die Heiligen, die ihr Lebensziel erreicht haben und Gott schauen dürfen. Sie sind uns vorausgegangen, aber sie können und wollen unsere Fürbitter und Helfer sein. Auch wenn sie auf die Altäre gehoben wurden, damit sie uns Beispiel geben können, sind sie uns doch nahe, denn auch sie waren Menschen - nicht nur mit Stärken, sondern auch mit Schwächen.
  • Die Gemeinschaft mit der ganzen Kirche. Wir alle, nah und fern, hier in Vorarlberg oder weit weg in Brasilien oder Sibirien: Wir feiern die Eucha-ristie, wir sagen Dank für Gottes Gegenwart, für Seine Gemeinschaft mit uns.
    Die ganze Kirche: dafür steht der Papst und die Bischöfe, vor allem natürlich der Diözesanbischof - Repräsentant für „die Kirche am Ort“, die Priester, aber selbstverständlich auch die versammelten Gläubigen hier oder an anderen Orten. Ja, es gibt sogar ein Hochgebet, in dem ausdrücklich all derer gedacht wird, „die aus einsichtigen Gründen nicht bei uns sein können“: damit sind nicht nur alle Kranken, Alten, Behinderten, Arbeitenden gemeint, sondern auch jene, in denen es sich vielleicht „sperrt“, die sich vielleicht wehren, einen Gottesdienst zu besuchen. Alle sind eingeschlossen.
  • Die Gemeinschaft mit den ­Verstorbenen, die uns ein kleines Stück Weg vorangegangen sind, deren irdischer Weg zu Ende ist. Mit ihnen sind wir durch unser Gedenken und unser Gebet verbunden.

Ich bin nicht allein, ich stehe nicht mit dem Rücken zur Wand oder muss alleine meinen Weg als Christ gehen. Nein, ich bin Glied einer Gemeinschaft, von der ich mich getragen weiß, in der ich aber auch andere mittrage. Die Gemeinschaft aber kann nur bestehen in der Gemeinschaft mit Gott, der in den eucharistischen Gaben mitten unter uns ist.

(aus dem KirchenBlatt Nr. 43 vom 27. Oktober 2016)