Walter Greußing berichtet über die bewegte Geschichte, die erfolgreiche Restaurierung und das Engagement der Pfarrgemeinde für ihre alte Kirche - das kunsthistorische Kleinod "Dreifaltigkeitskirche".

Dreifltigkeitskirche BludenzÄußerlich eher unscheinbar – im Vergleich zur Laurentiuskirche – fällt die Dreifaltigkeitskirche in der Bludenzer Altstadt am ehesten durch das gotische Portal als Gotteshaus auf. Der Kirchturm ist mehr ein Türmlein. Der Innenraum – ein frisch restauriertes Kleinod – hat eine ganz eigene (Gebets-)Atmosphäre.

„Ich bin zuversichtlich, dass die Entscheidung des Pfarrgemeinderates, die Sonntagabendmesse um 19.00 Uhr in die Dreifaltigkeitskirche zu verlegen, von der Bludenzer Bevölkerung und auch von den Gläubigen aus der Umgebung gerne angenommen wird.“
Dekan Pfr. Mag. Peter Haas weiß diesen Entschluss wohl zu begründen: „In einer vollen  Kirche entsteht einfach eine andere Atmosphäre als in einem nur spärlich gefüllten Gotteshaus.“ Gemeint ist die vergleichsweise große Laurentiuskirche. Der Beschluss steht natürlich im Zusammenhang mit der erfolgreichen Innenrestaurierung der Kirche. Sie vermehrt für Gottesdienste zu nutzen, bietet sich jetzt sozusagen von selber an.

Dreifaltigkeitskirche Bludenz - innenSeit Jahrhunderten Ort des Gebetes. Dass die schmucke Kirche zu einem musealen  bzw. kunsthistorischen Schauobjekt verkommt, diese Gefahr hat auch schon vor der Restaurierung nicht bestanden. Im Gegenteil, wie Pfarrer Haas erläutert: „Wer die Dreifaltigkeitskirche betritt, spürt sofort die besondere Atmosphäre dieses Raumes: Seit Jahrhunderten haben hier Menschen gebetet und Gottesdienste gefeiert, haben ihre Sorgen und Nöte, aber auch ihre Freude und ihr Glück bei der heiligen Messe mit auf den Altar gelegt. Nach meinem Empfinden ist diese Wirklichkeit in diesem besonderen Kirchenraum deutlich spürbar.“ Die Entscheidung hinsichtlich der Sonntagabendmesse ist mitbeeinflusst von sehr schönen Erfahrungen des Seelsorgers: „Als ich kurz nach meinem Amtsantritt in Bludenz im Jahre 1994 entschied, die heilige Messe am Mittwoch um 9.00 Uhr in der Dreifaltigkeitskirche zu feiern, erlebte ich eine freudige Überraschung. Die heilige Messe wurde so gut angenommen, dass jedes Mal der Kirchenraum fast gefüllt war. Vor allem Frauen, die entweder vom Einkaufen kommen oder nach dem Gottesdienst ihre Einkäufe erledigen wollen, aber auch Menschen, die sich in der Stadt aufhalten, besuchen gerne diesen Gottesdienst. Für mich ist es jedes Mal eine Freude, hier die heilige Messe mit so vielen Gläubigen zu feiern, die mit offenen Herzen am Gottesdienst teilnehmen.“
Auch spezielle Gottesdienste wird es hier geben: z.B. eine Segnung für Verliebte am Valentinstag soll das besondere Flair dieses Kirchenraumes nutzen.

„Die Spitalkirche zur Hl. Dreifaltigkeit ist eine der ältesten Kirchen von Bludenz. Etwa um das Jahr 1300 entstand in Bludenz das Spital und vermutlich auch bereits diese Kirche, der ein wechselvolles Geschick bevorstehen sollte.“ Der geschäftsführende Vorsitzende des Pfarrkirchenrates, Günther Einwaller, ist nicht nur ein Finanzspezialist, er hat auch die Geschichte dieser Kirche sorgfältig recherchiert. Urkundlich erwähnt wird sie erstmals 1472 durch die Weihe des Churer Bischofs Burkhard Dubenfluck am 16. Februar 1472 zu Ehren der „Heiligsten Dreifaltigkeit“.

Drei Stadtbrände. „Die Kirche wurde bei den drei Stadtbränden 1491, 1638 und 1682 jeweils ein Raub der Flammen, wurde aber immer wieder aufgebaut“, weiß Einwaller zu berichten. Auch, dass nach dem Stadtbrand von 1682 die Kirche bis Mitte Februar 1686 wiederhergestellt wurde: „In der Gestalt und Ausstattung, wie sie heute noch besteht.“

Seit Anfang des 17. Jahrhunderts ist die Kirche der Sitz der „Elogi-Bruderschaft“, ihr „Brudertag“ wurde hier jeweils am 2. Juli gehalten. Die Spitalkirche ist ferner dank einer Entscheidung von Papst Klemens XI. im Jahre 1619 eine „Ablasskirche“. Das Kirchlein war zudem Heimstätte des Rosenkranz-Gebetes. Vor allem diente die Kirche ihrer Bestimmung gemäß den Insassen des Spitals. Dieses war rechts des Eingangs der Kirche angebaut, also am Platz jenes Gebäudes, in dem heute der Weltladen untergebracht ist.

Rathauskapelle. Für den Stadtrat hatte das Gotteshaus die Funktion einer „Rathaus-Kapelle“. „In einem Ratsprotokoll heißt es ausdrücklich, dass sich die Ratsmitglieder vor der wöchentlichen Ratssitzung hier versammelten, um für die Erleuchtung ihres Geistes zu beten.“ Später, von 1932 bis 1938 diente das Kirchlein den italienisch sprechenden Gläubigen als Seelsorgskirche.

Erst beschlagnahmt,dann Lagerraum

Über Jahrhunderte war die Dreifaltigkeitskirche, die den Bludenzer/innen auch als Spitalkirche geläufig ist, eine geistliche Heimstätte. Diese Tradition unterbrach 1940 die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) gewaltsam. Sie beschlagnahmte die Kirche, um sie bis Kriegsende als „Magazin“ zu verwenden.  Ab 1945 diente das zweckentfremdete Gotteshaus zuerst der Besatzungsmacht und später der Stadt Bludenz noch bis zum Jahre 1959 als „Lagerraum“.
 
Am 16. Juni 1959 beauftragte Prälat Dr. Adolf Ammann eine Innenrestaurierung, welche am 12. Juni 1960 abgeschlossen werden konnte. Jetzt war es möglich, die Kirche wieder ihrem ursprünglichen Zweck als Gotteshaus zuzuführen. Allerdings sollte diese Renovierung für fast 50 Jahre die letzte Erneuerung des Kircheninneren bleiben.
 
Seit dem ersten Messopfer nach der Innenrestaurierung unter Prälat Ammann wurden wöchentlich zweimal heilige Messen gelesen. Auch der Gemeinschaftsgottesdienst der Katholischen Jugend fand hier jeden Mittwoch statt. Ebenso in der Fastenzeit ein wöchentlicher Stationsgottesdienst.
In den letzten Jahren bis zur Schließung der Kirche für diese Innenrestaurierung am 31. Mai 2008 wurde jeden Dienstag eine stille Anbetung abgehalten und zum Abschluss am Mittwoch um 9 Uhr ein Gottesdienst gefeiert.