Über 90 Leute – Jung und Alt – haben sich aus dem Ländle aufgemacht zu dieser Pilgerreise – möglicherweise steckte in dem Einen oder Anderen sowieso schon die Ahnung, dass das ganze Leben an sich eine große Pilgerreise ist. Und sicher spielte auch die Sehnsucht eine Rolle, die uns aufbrechen ließ zum Abenteuer einer Wallfahrt ins Land der Bibel, des Landes Jesu. Für manche war es die erste Begegnung mit dem Heiligen Land, die anderen machten sich schon zum wiederholten Male auf.

von Gisela Jochum

Wir konnten auf bewährteste Reiseleitung ‚zurück greifen‘: Pfarrer Dr. Hubert Lenz, Dekan Mag. Erich Baldauf und Generalvikar Rudolf Bischof begleiteten unsere Pilgergruppe. (Ein gutes Dutzend junger Leute war mit Jugendseelsorger Dominik Toplek mit eigenem Programm unterwegs, wobei sich unsere Wege ein paar Mal kreuzten). Bei der täglichen Eucharistiefeier an sehr bibelträchtigen Orten konzelebrierten manchmal auch Pfarrer Willi Schwärzler und Altbischof Elmar Fischer, die als Pilger unter uns waren.

Wege kreuzen sich
‚Gekreuzt‘ haben sich unsere Wege auch mit den Wegen Jesu, z.B. am See Genezareth (auch eine Bootsfahrt war dabei), am Berg Tabor, am Berg der Seligpreisungen, am Ort der Begegnung des Auferstandenen mit den Jüngern, als ER ihnen zu essen gab und Jesu dreimaliger Frage an Petrus, ob dieser IHN liebe; wir waren in Tabgha am Ort der Brotvermehrung.  Wir waren zwar viel mit Bus und eigenem arabischen Fahrer unterwegs, einige Wegstrecken durften wir aber auch zu Fuß bewältigen. („Gehen ist eine der vielen Möglichkeiten, um ganz zu werden“ – Reinhold Dietrich)

Orte der Begegnung
Der gemeinsame Abschlussgottesdienst im wunderbaren En Karem bei Jerusalem war noch einmal ein tiefes Erlebnis: Es ist der Ort der Begegnung von Elisabeth und Maria, den beiden Frauen, die Leben in sich tragen, die eine zu alt, die andere zu jung für die Anforderungen, die auf die beiden zukommen(?). Aber in der gemeinsamen Begegnung ‚kommt Leben durch‘, es bewegt sich im Inneren etwas, das Kind ‚hüpft vor Freude in Elisabeths Schoß‘(Rudi Bischof). Die vielen Magnifikat-Tafeln in den unterschiedlichsten Sprachen, die dort hängen, verweisen auf die Brisanz dieser Botschaft – auch heute. (‚Die Hungernden beschenkt ER mit seinen Gaben…‘)
Immer wieder dachte unsere Gruppe beim gemeinsamen Feiern an die Daheimgebliebenen, an die Kranken, an die ganze Diözese mit Bischof Benno an der Spitze.

Und was ließ uns neben den Begegnungen u.a. mit dem Wort Gottes an biblischen Orten  nicht noch alles ‚hungrig‘ werden nach diesem ‚neuen Leben‘, das in jedem von uns durchbrechen will: Die blühenden Mandelbäume z.B., erste Boten des herannahenden Frühlings, der wolkenlose tiefblaue Himmel, die tagsüber schon recht wärmende wohltuende Sonne, die Durchquerung der Wüste in ihrer ambivalenten Schönheit und vieles mehr.

Erleben mit allen Sinnen
Immer wieder durften wir erfahren, dass es ‚keinen Sinn an den Sinnen vorbei‘ gibt (Nikolaus Brantschen) – durch intensives Schauen, z.B. vom Berg der Seligpreisungen hinunter auf den See, durch gemeinsames Singen und Beten, durch das Hören auf das Wortes Gottes – gerade auch an den ‚Originalschauplätzen‘ und die wunderbaren Auslegungen und Deutungen unserer Reisebegleiter. Nicht zuletzt konnten wir auch sinnenhaft ‚schmecken‘, wenn wir in unseren Unterkünften oder auch tagsüber mit guter orientalischer Küche verwöhnt wurden. (Einige von uns kosteten z.B. auch immer wieder den frisch ausgepressten Granatapfelsaft an den diversen Ständen.)
Einmal durften wir im Pilgerhaus Abuna Faraj in Nazareth bei der Frastanzer Schwester Martha einkehren. In mir stieg die Frage auf, was einzelne Menschen alles bewirken, wenn sie sich auf den Geist der Bergpredigt Jesu einlassen.

Berg Tabor, Kafarnaum, Zionsberg...
Lebendige Begegnung mit dem eucharistischen Herrn hatten wir zum Beispiel auf dem Berg Tabor, in Kafarnaum, der Stadt Jesu, in dessen Synagoge ER ein- und ausgegangen ist und wo Jesus die Schwiegermutter des Petrus geheilt hatte; des Weiteren feierten wir Gottesdienst in der Katharinenkirche in Bethlehem, ganz nah am Ort der Menschwerdung unseres Gottes. Tiefen Eindruck machte auch die Feier der Eucharistie in einer Grotte auf den Hirtenfeldern oder in der Annakirche, dem Geburtsort Mariens, mit ihrer hervorragenden Akustik; weiters feierten wir Heilige Messe  auf dem Zionsberg in der Abtei der Deutschen Benediktiner, in deren Krypta ein möglicher Ort der ‚Entschlafung Mariens‘ verortet wird.  (neben Ephesus!)

Jericho
Bei der Fahrt durch Samaria hielten wir auch Einkehr in Nablus (biblisch Sichem), dem Ort der Begegnung Jesu mit der Frau am Jakobsbrunnen. In Jericho, der ältesten Stadt der Welt, mit dem Berg der Versuchung, auf den Seilbahnen der Vorarlberger Firma Doppelmayr hinauffahren und den wir durch die hervorragende Witterung gut sehen konnten, hielten wir Mittagsrast, um dann am Jordan bei der Taufstelle Jesu unserer eigenen Taufe zu gedenken.

Weitere Stationen waren die Burg-Anlage des Herodion mit dem Sarkophag von Herodes dem Großen und vielen neuesten Ausgrabungen (die Führung übernahm dort ein palästinensischer deutschsprechender Führer).
Einige besuchten auch das Grabmal der Patriarchen (Abraham, Sara, Isaac….) in Hebron und waren dort auch in der Synagoge und in der Moschee, während andere dem Caritas-Baby-Hospital in Bethlehem einen Besuch abstatteten.

Jerusalem
Über Jerusalem könnte man einen eigenen Reisebericht schreiben, wobei das bisher Geschriebene auch nur ein ganz kurzes Streiflicht sein konnte und natürlich weder chronologisch noch vollständig ist. Was Jerusalem betrifft, möchte ich nur einige Stichworte anführen: Ölberg, Vater-unser-Kirche; ‚Dominus flevit‘, der Ort der Todesagonie Jesu in Gethsemane, Kreuzweg (Via Dolorosa);  Abendmahlsaal auf dem Zionsberg;  Besuch und Mittagessen im Österreichischen Hospiz;  Grabeskirche;  Klagemauer…; nicht fehlen durfte natürlich auch der mehrmalige Gang durch den Suk, wo wir uns an den vielen orientalischen Marktbuden mit diversen Souvenirs und Geschenken eindeckten (aber nicht nur dort, sondern auch bei den Heiligtümern!)

Danke
Wir durften auf dieser Reise auch einiges über die politische Lage im Land mit den geschichtlichen Entwicklungen und Hintergründen hören, konnten die Mauer in Bethlehem sehen – Ausführungen darüber würden aber zu weit führen. Mit großer Dankbarkeit und vielen Erfahrungen blicken wir auf diese intensive dichte Woche zurück. Wie die Jünger vom Berg Tabor sind auch wir wieder in unserem Alltag angekommen, um die Erfahrungen hier weiter zu tragen und in unser Leben zu ‚integrieren‘.  Mit Martin Buber möchte ich schließen, der sagt: ‚Suche den Frieden an deinem Ort‘. Ein herzliches „Vergelt’s Gott“ allen, die für diese wertvolle Reise verantwortlich waren!!