Die wohl sichtbarsten und greifbarsten Veränderungen brachte das II. Vatikanische Konzil im Bereich der Liturgie. Das neue Verständnis liturgischer Feiern manifestierte sich in der äußeren Form, man begann, „von der Mitte her“ zu denken und zu planen. Dadurch gestaltete sich der Umbau oder Neubau von Kirchen zu einem spannenden Prozess, der Pfarrgemeinden zutiefst prägte und auch veränderte. Die Ausstellung „Tisch des Wortes und des Brotes“ bringt dies in Bild und Wort.

Patricia Begle

Auf den ersten Blick erscheint die Ausstellung, die derzeit in Batschuns zu sehen ist, unspektakulär. Bilder von Vorarlberger Kirchenräumen, von Konzilstexten begleitet. Die Bilder zeigen meist keine leeren Kirchen, sondern verschiedene Szenen aus Gottesdiensten: betende, hörende und singende Menschen. Mit der Wahl dieser Bilder bringen die Konzeptoren der Ausstellung, Willibald Feinig, Christian Kopf und Herbert Berchtold klar zum Ausdruck, was Liturgie im Sinne des II. Vatikanums grundsätzlich bedeutet: Die Gemeinde feiert.

Veränderung
In diesem schlichten Satz steckt ein ungeheurer Wandel. Vom Akt des Priesters am Hochaltar hin zur gemeinschaftlichen Feier, vom Opfer-Altar hin zum Tisch, um den sich alle geschwisterlich versammeln. Es ist ein Wandel, der das Geschehen geöffnet und eine Vielfalt an liturgischen Diensten und Formen mit sich gebracht hat. Immer geht es darum, dass die Menschen aktiv teilnehmen. So heißt es im Artikel 48 der Konstitution über die heilige Liturgie:
„Daher richtet die Kirche ihre ganze Sorge darauf, dass die Christen bei diesem Geheimnis des Glaubens nicht dabei sind wie Außenstehende und stumme Zuschauer. Sie  sollen es vielmehr durch die Riten und Gebete gut verstehen und an der heiligen Handlung bewusst, fromm und aktiv teilnehmen.“

In der Luft
Der Wandel vollzog sich nicht von heute auf morgen. Die liturgische Bewegung hatte ihn jahrzehntelang vorbereitet, er lag sozusagen schon in der Luft, wurde von den Konzilsvätern aufgegriffen und konkretisiert. Die Kirchenrenovierung im Kloster Mehrerau Ende der 1950er Jahre ist ein eindrückliches Beispiel dafür. Der historistisch überladene Bau wurde zu einer zisterziensischen Klosterkirche im modernen Sinne umgestaltet - schon vor dem Konzil.

Umbau
Das neue Liturgieverständnis und die daraus resultierenden Weisungen für die Kirchenräume fanden in Vorarlberg rasch große Resonanz. In Altenstadt wurde z.B. schon 1963 mit dem Umbau der Kirche begonnen. Pfarrer Gerhard Podhradsky setzte die neuen Ideen radikal um und machte aus dem historistischen Kirchenraum einen schlichten, hellen Raum, der auf das Wesentliche reduziert war und große Offenheit ausstrahlte. 

Grenzen
Für eine Pfarrgemeinde bedeutete eine Renovierung einen intensiven Prozess. Vielerorts wurden Kirchen regelrecht „ausgeräumt“, was natürlich mit großen Konflikten verbunden war. Immer wieder stießen die Verantwortlichen an Grenzen - sowohl an bautechnische als auch an emotionale -  vielfach war das Ergebnis dann ein Kompromiss.

Potential
„Solche Geschichten sind für uns heute eine Ermutigung, wie wir mit schwierigen Situationen umgehen können“, erläutert Bildungshausleiter Christian Kopf, der schon etliche Gruppen durch die Ausstellung geführt hat und immer wieder zu sehr anregenden und aufschlussreichen Gesprächen mit den Besucher/innen gekommen ist. „Den Leuten gehen die Augen auf, wenn sie sich mit dem Thema auseinandersetzen. Sie merken, wieviel Kraft im Konzil steckt und werden sich der Aufgabe für die Gegenwart bewusst.“


Es empfiehlt sich, die Ausstellung mit fachkundiger Führung zu begehen.
Denn vieles an theologischem und vor allem historischem Hintergrundwissen findet sich nicht auf den Ausstellungstafeln. Die Texte, die dort zu lesen sind, bieten Anstoß zum Gespräch und Weiterdenken. Inhaltlich reichen sie vom Eucharistieverständnis über liturgische Formen und Sakramente bis hin zu Musik und Kunst im liturgischen Raum. Zudem werden auch Personen kurz vorgestellt, die sich nach dem Konzil für die Umsetzung der Neuerungen in den Kirchenräumen eingesetzt haben. Dazu gehören Seelsorger ebenso wie Architekten.

Willibald Feinig hat die Konzilstexte eigens für die Ausstellung neu übersetzt und mit seiner Wortwahl an mancher Stelle die Möglichkeit für ein neues Verständnis geschaffen.  Er bezeichnet die Ausstellung als „Pflichtausstellung für Liturgiekreise und Bauinteressierte, aber auch für nachdenkliche Kirchenferne, die wissen wollen, worum es beim Gottesdienst geht.“

DIE AUSSTELLUNG

Tisch des Wortes und des Brotes
 
Eine Ausstellung des Bildungshauses Batschuns und des Bauamtes der Diözese Feldkirch.

  • Idee, Zusammenstellung und Übersetzung der Konzilstexte:
    Willibald Feinig in Zusammenarbeit mit Herbert Berchtold und Christian Kopf.
  • Reprographien, Fotos: Günter König.
  • Grafische Gestaltung: Laurenz Feinig.

Die Ausstellung kann ausgeliehen werden (Ausmaße: sechs Bahnen à 3m x 85 cm).
Informationen: Bildungshaus Batschuns, T 05522 442900

Mi 19. Dezember, 19.30 Uhr, Finissage mit Prälat Dr. Hans Fink. 

Ab Jänner 2013 ist die Ausstellung im Pfarrzentrum Altach zu sehen.