In diesem Jahr jährt sich der Geburtstag von Nelson Mandela zum 100. Mal. Der südafrikanische Friedenspolitiker war sicher einer der bedeutendsten und herausragendsten Persönlichkeiten des letzten Jahrhunderts. Das Bochabela String Orchestra stellt deshalb seine Europa-Tournee unter seinen Namen, in sein Gedenken.

Patricia Begle

"Das Bochabela String Orchestra ist sichtbares Erbe der Politik Nelson Mandelas“ - so heißt es in der Beschreibung der diesjährigen Europatournee. Tatsächlich haben die Anti-Apartheid-Politik sowie die Friedensprozesse, die Nelson Mandela mitinitiiert und mitgestaltet hat, den Boden bereitet für jenes Projekt in den Townships Südafrikas, das Gleichberechtigung in der Musikszene verwirklichte: das Mangaung-String-Programm. Vor 20 Jahren vom amerikanischen Kontrabassisten Peter Guy initiiert, ermöglicht es heute über 500 Kindern und Jugendlichen, ein Streichinstrument zu lernen. Während der Apartheids-Politik war das Weißen vorbehalten.

Austausch
Was noch kaum gelungen ist: weiße Kinder für das Projekt zu begeistern. Deren Eltern halten schwarze Lehrpersonen nicht für ihre Kinder geeignet - ein Zeichen dafür, dass die Apartheid bis heute in vielen Köpfen und Herzen weiterlebt. Deshalb ist das Tourneeprogramm so konzipiert, dass es Raum schafft für einen Austausch mit lokalen - also auch weißen - Musiker/innen: Streicher/innen des Landeskonservatoriums sitzen im Orchester und Chöre wie der Chor des Musikgymnasiums Feldkirch oder die Wiener Sängerknaben sind mit auf der Bühne. Die Sänger/innen lassen sich dabei ein auf ganz andere Rhythmen und Klänge - und natürlich auch auf völlig andere Sprachlaute. Xhosa zum Beispiel. Die Sprache eines südafrikanischen Stammes, zu deren besonderem Merkmal Schnalzlaute gehören. 

Improvisieren
Zuko Samela hat ein Werk in genau dieser Sprache komponiert. Der junge Bratschist studiert seit zwei Jahren am Vorarlberger Landeskonservatorium. In „Siyabonga“ bringt er seine Dankbarkeit zum Ausdruck gegenüber Gott und den Menschen, Dankbarkeit „für alles, was in meinem Leben geschehen ist“, so der junge Mann. „In der Sprache der Musik - die universal ist - können wir berühren und zeigen, was etwas wirklich bedeutet.“ Neben dem Stück von Samela und einer Komposition von Simon Frick wird beim Konzert auch ein Werk des Vorarlberger Musikers David Helbock uraufgeführt. „Madiba“ - den Namen von Mandelas Clan - hat der Komponist für das Auftragswerk gewählt. Er verarbeitet darin südafrikanische Elemente und lässt viel Raum für Improvisationen. „Wir brauchen mehr Menschen wie Nelson Mandela“, schreibt er dazu, „und wir brauchen auch mehr Improvisation - Politiker, die nicht nur leere Worthülsen auswendig lernen, sondern spontan und vor allem menschlich auf die Herausforderungen unserer Zeit reagieren.“

Integrität
In die drei zeitgenössischen Werke sind Zitate Mandelas eingewoben. So bekommen die Zuhörenden „ein Gefühl für ihn als Person und für die Herausforderungen seiner Zeit, die er lösen musste“, erklärt Klaus Christa. Der Bratschist hat das Programm auf die Beine gestellt und dieses mit dem Orchester einstudiert. „Seine Vision, für alle die gleichen Chancen zu schaffen hat ihn beseelt und genährt“, erläutert Christa. „In ihr hatte er ein Lebensziel, das weit über das eigene Dasein hinausreichte und deshalb so tragfähig wurde.“ Der Blick auf Mandelas Leben verdeutlicht dies. Sein lebenslanger Kampf, sein Verzicht auf Rache und Gewalt, sein konsequentes Ernstnehmen aller Beteiligten - auch jener Menschen, die seine Position nicht teilten. Seine Integrität machte ihn glaubwürdig - für alle Gruppen, egal welcher Hautfarbe oder Religion.

Verstehen
Auch dieses Erbe findet sich bei den Bochabelas wieder. Denn hier leben fünf verschiedene Stämme miteinander, also fünf verschiedene Sprachen und Traditionen. „Das spielt in der Gruppe keine Rolle“, erzählt Zuko. „Wir sprechen eine Sprache, die ein Mix aus verschiedenen Sprachen ist. Eine Sprache, die alle verstehen.“

Nelson Mandela

Nelson Rolihlahla Mandela wurde am 18. Juli 1918 in Mvezo geboren. Er wuchs in der Tradition der Xhosa auf. Die demokratischen Strukturen dieses Volkes prägten ihn ein Leben lang. Sein Vater ließ ihn auch methodistisch taufen, um ihm eine formale Schulbildung zu ermöglichen. Schon als Student begann Mandela, sich für gerechtere Bedingungen einzusetzen. Ab 1944 engagierte er sich im African National Congress (ANC). Aufgrund seiner Aktivitäten gegen die Apartheidpolitik musste er von 1963 bis 1990 insgesamt 27 Jahre als politischer Gefangener in Haft verbringen. Auch während dieser Zeit schuf er ein Netzwerk unter den Inhaftierten und setzte sich erfolgreich für Verbesserungen der Haftbedingungen ein. 1993 erhielt er den Friedensnobelpreis. Von 1994 bis 1999 war er der erste schwarze Präsident Südafrikas. Mandela war der wichtigste Wegbereiter des versöhnlichen Übergangs von der Apartheid zu einem gleichheitsorientierten, demokratischen Staatswesen in Südafrika. 

Konzerttermine des Bochabela String Orchestra in Vorarlberg:

  • Fr 19. Jänner, 20 Uhr, Festsaal des Landes-konservatoriums, Feldkirch.
    Karten unter T 05522 73467 oder www.v-ticket.at
  • So 21. Jänner, 11 Uhr, Gottesdienstgestaltung, Dom St. Nikolaus, Feldkirch.
  • Di 23. Jänner, 19.30 Uhr, Kulturbühne
    AMBACH, Götzis. Karten unter T 05522 41000 oder E

www.bochabela-string-orchestra.com