Das Leben der ethnischen Volksgruppen im Nordosten Indiens ist mühsam und von Armut und Konflikten geprägt. Zwei Projekt­partner der Dreikönigsaktion setzen sich dort erfolgreich für eine positive Entwicklung der Menschen in den Dörfern ein.

Susanne Huber

Es war kurz vor Weihnachten, als es wieder geschah. Bewaffnete Soldaten haben im Dorf Amteka eine Ziege gestohlen, sie später geschlachtet und gegessen. Ständig ist es dort zu solchen Diebstählen durch die Militärs gekommen. Für die betroffenen Familien war das jedes Mal ein Schlag, denn die Menschen in der Region sind arm.

Mutig und furchtlos
Eine Gruppe von Kindern wollte das nicht mehr hinnehmen. So haben sie beschlossen, vereint gegen die ständig sich wiederholenden Diebstähle zu protestieren. Zunächst erzählten sie ihr Vorhaben ihren Müttern und Vätern, danach den Stammesältesten von Amteka. Vor allem die verantwortlichen Männer des Dorfes reagierten äußerst ängstlich und haben sich entschieden, nichts dagegen zu unternehmen. Das sei viel zu gefährlich. Die Kinder ließen sich deshalb jedoch nicht von ihrem Plan abbringen und trafen sich mit einer organisierten Frauengruppe des Dorfes. Die hat sich schließlich geschlossen hinter die Mädchen und Buben gestellt. Ganz im Sinne des Leitspruchs „gemeinsam sind wir stark“ machten sie sich also auf den Weg. Direkt zum Kommandanten. Mutig und furchtlos. Und beschwerten sich bei ihm über die Diebstähle. Ihr Mut wurde belohnt. Die Diebe sind zur Verantwortung gezogen worden. Sie mussten sich entschuldigen und finanziell für die Schäden aufkommen.

Konfliktregion
Das indische Dorf ­Amteka im Bezirk Chirang im Bundesstaat Assam nahe der Grenze zu Bhutan liegt in einer Region, in der seit Jahrzehnten Gewalt herrscht. Seit der Unabhängigkeit Indiens von Großbritannien im Jahre 1947 kämpfen in diesem Gebiet, in dem mehr als 200 verschiedene ethnische Völker leben, Separatistengruppen für die Unabhängigkeit von Indien. Das indische Militär ist stark präsent. Die Infrastruktur wie Straßen und Brücken wurde zerstört; es fehlt an Schulen und Krankenhäusern; Wirtschaft und Landwirtschaft sind am Boden. Es mangelt an Nahrung, medizinischer Versorgung und Sicherheit.
 
Mission
In diese unterentwickelte Region  und triste Lage kam im Jahr 2000 die Organisation „the ant“. Der Projektpartner der Dreikönigsaktion zeigt Kindern und ­Familien Wege aus der Armut auf – mit Modellen positiver Entwicklung in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Kinderrechte, Gleichberechtigung zwischen Mädchen und Burschen und Stärkung der sozialen Kompetenz. ­„Überall sind die Schatten der Waffen spürbar. Die Leute hier haben Angst, da sie immer unter dem Waffeneinfluss gelebt haben. In Konfliktsituationen sind es vor allem Frauen und Kinder, die am stärksten davon betroffen sind und die auch am meisten vernachlässigt werden. Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, mit der Kraft der Schwächsten zu arbeiten, denn auch die Schwachen haben Kraft. Das ist unsere Mission“, sagt Jennifer Liang, Projektleiterin von „the ant“.

Gruppenarbeit
Mit Hilfe der Organisation, die in 220 Dörfern in verschiedenen Projekten mit den Menschen wirkt, haben sich in den vergangenen Jahren Frauen- und Kindergruppen organisiert und zusammengeschlossen. „Gerade in Konfliktregionen mit so vielen verschiedenen ethnischen Völkern und der Militärpräsenz ist es wichtig zu lernen, wie gehe ich mit Spannungen um und wie kann ich sie lösen, ohne Gewalt anzuwenden. Das versuchen wir mit spielerischen und sportlichen Aktivitäten zu verbinden. Vereint in der Gruppe zeigt sich, wie stark und mutig man zusammen sein kann. Das Beispiel der gestohlenen Ziege macht das deutlich. In den nächsten drei Jahren wollen wir dieses Konzept weiter vertiefen“, sagt Jennifer Liang.

Ausgegrenzt
Ebenfalls im Bundesstaat Assam, 800 Kilometer von Amteka entfernt, ist ein weiterer Projektpartner der Dreikönigs­aktion tätig. Die Organisation „I-Card“ arbeitet seit 2002 vor allem mit Jugendlichen zwischen 18 und 25 Jahren, welche die Schule abgebrochen haben. Hauptaugenmerk bei den Bildungs- und Berufstrainings von „I-Card“ liegt auf der Persönlichkeitsentwicklung, der Stärkung des sozialen Bewusstseins und der wirtschaftlichen und traditionellen Entwicklung. Auch in den 500 Dörfern, die von „I-Card“ unterstützt werden, herrscht große Armut unter der Bevölkerung, die hauptsächlich aus der indigenen Volksgruppe der Misings besteht. Von der Gesellschaft ausgegrenzt haben sie kaum die Möglichkeit am wirtschaftlichen und kulturellen Leben teilzunehmen. Und so leben sie oft sehr abgeschieden. „I-Card“ und „the ant“ sind übrigens stark miteinander vernetzt, beide Organisationen arbeiten immer wieder zusammen und unterstützen sich gegenseitig.

Kettenreaktion
Von Beginn ihrer Arbeit an gab es bei „I-Card“ eine Vision. „Wir waren fest davon überzeugt, dass es eine Jugendliche oder einen Jugendlichen braucht, um ein Dorf positiv zu verändern. Im Verlauf der ­letzten 13 Jahre hat sich nun gezeigt, dass diese Arbeit Früchte trägt und es tatsächlich funktioniert. Es ist ein Traum, der wahr wird. Die Jugendlichen, die bei uns ausgebildet werden und in ihre Dörfer zurückkehren und dort arbeiten, haben einen großen Einfluss auf die Dorfgemeinschaft, bringen Dinge in Bewegung und tragen zur Entwicklung des Dorfes bei“, erzählt Rajen Perme, Mitarbeiter von „I-Card“. So werden sanitäre Anlagen gebaut und die Gesundheitssituation verbessert; es werden landwirtschaftliche Techniken entwickelt um bessere Ernteerträge zu erzielen; und es werden mit den neu erlernten Berufen wie Schneider, Tischler, Friseur oder Mechaniker neue Existenzen aufgebaut. ­Diese Jugendlichen sind wie ein Motor und lösen eine Kettenreaktion aus – immer mehr junge Menschen lassen sich bei „I-Card“ ausbilden.

Folgen wir dem Stern!

Ionian Bischof Benno Elbs

Von „Sterndeutern“ berichtet die Weihnachtserzählung des Matthäus-Evangeliums. Sterndeuter waren nach alter Vorstellung besonders weise, „weitsichtige“ Menschen. Als Suchende und Fragende haben sie sich auf den Weg gemacht. Sie waren überzeugt: Der weite, beschwerliche Weg lohnt sich. So waren die Weisen die ersten, die die frohe Botschaft von der Geburt Jesu Christi den Menschen verkünden konnten, die ersten, die den Segen der Geburt Jesu weitergaben.

Auch die Kinder und Jugendlichen, die verkleidet als Heilige Drei Könige in den ersten Jännertagen in unseren Dörfern und Städten unterwegs sind, bringen diesen Segen mit ihren Lieder und Segenssprüchen zu den Menschen. Die drei Buchstaben „C + M + B“, die sie an den Türen hinterlassen, sind nicht Kürzel für die drei Könige Caspar, Melchior, Balthasar. Diese Namen tauchen erstmals in Legenden im 6. Jahrhundert auf. Sie stehen für die Anfangsbuchstaben des Segenswunsches „Christus mansionem benedicat“ - „Christus segne dieses Haus“.

Die Sternsinger bringen Segen zu den Jungen und Alten, zu Reichen und Armen, zu Gesunden und Schwachen. Ihr Gesang und ihre Verse machen die Menschen glücklich. Und gleichzeitig bitten sie um Geld, damit auch Menschen in den Armutsgebieten des Südens mehr Leben und Glück erfahren können. Folgen wir diesem Stern!