Am 1. September wird in Bregenz und Dornbirn die neue „Kirche-in-der-Stadt-Struktur“ mit Leben gefüllt. Was jahrelang intensiv vorbereitet wurde, darf nun quasi losgehen. Dabei verändern sich nicht nur für Priester Aufgaben und Rollen. Auch hauptamtliche MitarbeiterInnen sehen sich neuen Herausforderungen gegenüber. Im KirchenBlatt-Gespräch erzählten Sr. Clara Mair und Alfons Meindl von ihrem Blick in die nahe Zukunft.

Patricia Begle

Es ist ein Suchen und Fragen“, beschreibt Sr. Clara Mair die pastorale Zukunft. „Auch wenn es Linien gibt, die vorgezeichnet sind. Wir können noch nicht sagen, wie es dann tatsächlich ist.“ Bei manchen löst diese Offenheit ein Gefühl des Unbehagens und der Unsicherheit aus. Sr. Clara erlebt dies anders: „Ich find‘s total spannend, mit einer ganzen Stadt gemeinsam einen Weg zu probieren.“

Verabschieden. Für die Ordensschwester ändert sich viel. Während sie bis jetzt Pastoralassistentin in der Bregenzer Pfarre Mariahilf war, heißt ab September ihr Aufgabenbereich „Spirituelle und misssionarische Angebote und Initiativen“. Dabei wird sie beide Ebenen im Blick haben: die einzelnen Pfarren und die Stadt als Ganze. Ihr Büro wird ab Dezember im Haus der Kirche zu finden sein, ein Ortswechsel, der den Aufgabenwechsel erleichtert. Zudem kommt ihr die Nähe zur Seekapelle für ihre Arbeit sehr entgegen. Hier liegt es nahe, liturgische Angebote zu schaffen und Alltagsunterbrechungen anzubieten. Dennoch, der Wechsel  bedeutet „sich von Vertrautem verabschieden und Liebgewonnenes loslassen“, weiß Sr. Clara. Gleichzeitig werden Freiräume offen für Dinge, die vorher im Alltagsgeschäft einfach keinen Platz hatten. Und sie erreicht Menschen, die nicht in einer Pfarre beheimatet sind. „Das ist gut so. Denn das Leben hört an der Pfarrgrenze nicht auf.“

Rausgehen. Eine andere räumliche Situation trifft Alfons Meindl in Dornbirn an. Hier gibt es kein zentrales Haus der Kirche, was dem Pastoralassistenten, der von Hard nach Dornbirn wechselt, entgegen kommt. Er ist als Koordinator für Haselstauden und Ebnit angestellt, zwei Drittel seiner Zeit gehören Projekten für die ganze Stadt. „Ich will, dass die Menschen rausgehen. Jesus ist ja auch nicht in Nazareth sitzengeblieben“, meint er schmunzelnd. Die Gelegenheiten, bei denen man auf Menschen, die der Kirche fernstehen trifft, sind vielfältig. Bei Elternabenden, Hauseinweihungen oder Gesprächen anlässlich eines Todesfalles entstehen solche Begegnungen von selbst. Manchmal aber müssen sie initiiert werden. Denn: Seelsorge passiert in der Begegnung. „Dort können wir Menschen erinnern an einen Gott, der mit unterwegs ist. Oder wie es die französische Bischofskonferenz formuliert hat: Es geht darum, Gott den Menschen immer wieder vorzuschlagen - und ihn nicht vorzuenthalten.“

Zutrauen. Dieses „Rausgehen“ wird zur Folge haben, dass es für die Pfarren seitens der Hauptamtlichen nicht mehr so viele Ressourcen wie bisher geben wird. „Hier müssen sich alle aus der Pfarren auf den Weg machen. Es braucht die Bewegung des Ganzen. Wenn sich jede und jeder als Getaufte/r und Beauftragte/r versteht, dann wird das ‚Betreut werden‘ nicht mehr so wichtig“, ist Sr. Clara überzeugt. „Ich sehe meine Aufgabe darin, mit den Menschen Ideen zu entwickeln, mitzuhelfen, dass diese eine Form bekommen. Aber es ist nicht mehr ein ‚Ich mach das jetzt für euch.‘“ „Wir müssen den Menschen etwas zutrauen, sie dazu ermutigen ‚Heiliges‘ zu tun. Ob dies das Kreuzzeichen auf die Kinderstirn ist oder das Tischgebet“, bestärkt Alfons Meindl. „Wir müssen hier Kompetenzen zurück geben und auch die Verantwortung für die persönliche Spiritualität dem Einzelnen lassen. Wir sind ja nur die Arbeiter im Weinberg - und nicht der Weinbauer selbst.“

Grundentscheidungen. Was bei der Arbeit mit Menschen außerhalb der Pfarre auch ansteht, ist der Umgang mit pastoralen „Sonderfällen“. „Wenn zum Beispiel ein Paar, das aus der Kirche ausgetreten ist, mit ihrem Baby daherkommt, dann darf ein ‚Wir haben da nichts‘ nicht die Antwort sein“, erläutert Meindl. „Hier müssen wir sensibel werden und im Gespräch herausfinden, was es sonst sein könnte.“ „Bei solchen Fragen stelle ich es mir hilfreich vor, wenn wir sie ins Team der Hauptamtlichen bringen und dort nach Antwort suchen“, denkt Sr. Clara weiter. Dieses Team wird auch jener Ort sein, an dem darüber nachgedacht und entschieden wird, worin Zeit investiert wird. Da wird vieles in Bewegung kommen. „Dabei dürfen wir immer auf das Wirken des Geistes vertrauen, der weht, wo er will“, schließt Alfons Meindl ab. „Wer, wenn nicht wir.“

Personelle Veränderungen

Kirche in Bregenz
Spirituelle und missionarische Angebote und Initiativen: Sr. Clara Mair
Altenpastoral: Dipl. PA Hildegard Rohner-Dobler
Kinder- und Jugendpastoral: Karin Natter, Claudia Teichtmeister, Verena Zeisler BA

Kirche in Dornbirn
Pfarrkoordination kombiniert mit pastoralen Angeboten und Initiativen: Dipl. PA Ulrike Amann (Rohrbach), Dr. Nora Bösch (Markt), Mag. Martina Lanser (Hatlerdorf), Dipl. PA Alfons Meindl (Haselstauden und Ebnit), Carmen Nachbaur (Schoren), Helga Rebenklauber (Oberdorf)
Kinder- und Jugendpastoral: Agnes Pichler, Dipl. PA Sabrina Wachter
Außerpfarrliche Jugendarbeit: Mag. Steffie Krüger

Weitere Stellen

Pastoralassistentin in Götzis-Altach: Mag. Katharina Hischer
Pastoralassistent in Lustenau Hasenfeld: Helmut Wanner
Krankenhausseelsorge am LKH Feldkirch: Dipl. PA Renate Dünser und Mag. Renate Nachbaur
Regionale Pfarrbegleitung für die Dekanate Dornbirn und Rankweil: Mag. Judith Zortea

Ausbildung
Pastoraljahr: Dr. Dariusz Radziechowski (Vandans-Gantschier)
Berufsbegleitende pastorale Ausbildung: Birigt Amann (Bildstein-Schwarzach), Anita Kustermann (Kirche in Dornbirn)

Aus dem KirchenBlatt Nr. 35 vom 28. August 2014