Zum Fest Maria Lichtmess (2. Februar)

Generalvikar Rudolf Bischof

Eben haben wir eine dunkle Jahreszeit durchlebt, die Nacht dauerte lange und ­begann früh. In diesen dunklen Tagen, die auch an das Dunkel im Leben erinnerten, durften wir in den Ritualen unseres Glaubens wahrnehmen, dass unser Leben immer auch von Lichtzeiten des Glaubens erhellt wird. Im Advent ließen wir dieses Licht Woche für Woche wachsen, bis wir den Christbaum mit vielen Kerzen erleuchteten. Jetzt konnten wir feiern, dass das Licht der Welt geboren wurde.

Die Wintersonnenwende wurde von ­vielen Völkern gefeiert, vom römischen ­Kaiser sogar zum Staatsfeiertag erklärt. Und an diesem Tag feierten die Christen die ­Geburt des wahren Lichtes, das das Dunkel des Lebens erhellt. Und diese Zeit der Geburt des Lichtes feiern wir noch einmal an Maria Lichtmess.
Der Tag ist jetzt merklich schon viel länger geworden, das Licht breitet sich aus und wir alle freuen uns darüber. Wir werden an das Geschehen im Tempel erinnert, als Maria und Josef im Tempel Jesus in die Hände Gottes legten und dann in die Hände des alten Simeon, der dort Tag für Tag auf die Erlösung wartete. Und der sagte: „Meine Augen haben das Heil gesehen, das Licht, das die Heiden erleuchtet.“ Jetzt wurde das Licht uns allen geschenkt.

Lichtmess war ein alter Wetterlostag für das nahende Frühjahr und an diesem Tag wurden früher die Dienstposten gewechselt. Alle sollten durch ihren Dienst Licht schenken. Auch heute noch könnte dieser Tag eine Vergewisserung sein, ob wir die Botschaft des Lichtes mit in die kommenden Monate nehmen. Dieses Fest sagt uns:

  • Wir dürfen durch das Dunkel hindurch Licht entdecken. Immer wird es ­darauf ankommen, dass wir durch alles Dunkel hindurch auch das Licht der Freude entdecken, die viel tiefer liegt als jede Enttäuschung. Darum ist sie auch schwerer zu finden, aber auch ein umso tieferes Fundament für unser Leben. 
  • Wir dürfen Spuren der Liebe entdecken und schenken. Immer wird es darauf ankommen, dass wir dann, wenn um uns alles kalt und dunkel geworden ist, wenn Lieblosigkeit ins Leben einzieht, wir Spuren der Liebe und Aufmerksamkeit entdecken können, die wachsen und Freude in unser Leben zaubern. Es wird darauf ankommen, dass wir solche Spuren der Liebe hinterlassen.
  • Wir dürfen in aller Gottvergessenheit Gott suchen. Immer wird es auch ­darauf ankommen, in einer Zeit Gott zu entdecken, wo so wenig von Gott geredet wird und eine Gottvergessenheit eingezogen ist. Immer wird es darauf ankommen, dass wir auch dann, wenn uns die Hoffnung entschwindet, im Aschenhaufen aller Zusammenstürze noch eine Glut entdecken, die das Feuer entfacht, in dem Gott anwesend ist.

Dann bleibt uns die Bitte:
Gott, du Quelle des Lebens,
du Atem unserer Sehnsucht,
Du Urgrund allen Seins.
Segne uns mit dem Licht Deiner Gegenwart,
das unsere Fragen durchglüht und unsern Ängsten standhält.
Lass uns in jedem Dunkel dein Licht schauen und es weiterschenken an die,
die im Dunkel leben.

(nach einem Gebet von Katja Süss, in: M. Schmeisser, Gesegneter Weg 1997, 79)

(aus dem KirchenBlatt Nr. 5 vom 2. Februar 2017)