Tausende Vorarlberginnen und Vorarlberger haben ihm gerne zugehört, wenn er in Vorträgen und Seminaren über existentielle Lebensthemen sprach. Zwanzig Jahre war er einer der gefragten Stammreferenten im Jugend- und Bildungshaus St. Arbogast. Am 3. August ist Funke nach kurzer schwerer Krankheit verstorben. Am Donnerstag, den 15. September um 19.30 Uhr treffen sich Menschen, die sich seiner dankbar erinnern wollen, zu einer offenen „Gedächtnis- und Dankesfeier“ in St. Arbogast.

zu: Gedächtis- und Dankesfeier

Josef Kittinger

Günter Funke, Jahrgang 1948, war Theologe und Existenzanalytiker, Psychotherapeut, Leiter des Instituts für Existenzanalyse und Lebensphänomenologie in Berlin, persönlicher Schüler Viktor E. Frankls, dem Begründer der Logotherapie. Er arbeitete in eigener psychotherapeutischer Praxis und in der Aus- und Weiterbildung für Logotherapie und Existenzanalyse. Inspiriert von seinen Lehrern Frankl und Thielicke praktizierte Funke eine theologische Anthropologie, die den Zeitgeist durchleuchtet und die Auseinandersetzung mit den bedrängenden Strömungen sucht.

Wie kaum jemand verstand er es, aktuelle persönliche und gesellschaftliche Lebensthemen präzise, spannend, lebensphänomenologisch zu benennen und zu den existenziellen Grundfragen durchzudringen. Dabei eröffneten sich immer wieder überraschende, erfrischende, radikale, mystische und politische Zugänge zu Quellen christlicher Spiritualität. „Leben aus dem Grunde des Lebens - eine Einführung in die Lebenskunst des Meister Eckehart“ war eines seiner letzten Seminare in Arbogast.

Im letzten Vortrag im Jänner dieses Jahres sprach er „Von der Not und Chance der Herausforderung“ unserer Zeit z. B. durch die Flüchtlinge. „ Das Leben stellt uns in diesen Monaten Fragen, deren Brisanz wir nicht so schnell erfassen können. Im politisch-gesellschaftlichen Kontext, und auch im persönlichen Rahmen geht es zuallererst darum, diese Fragen zuzulassen. Wir sind aufgefordert, unsere gewohnten Wahrnehmungsperspektiven zu verlassen. Um Antworten zu finden, müssen wir die Fragen die uns das Leben heute stellt annehmen, vertiefen und bedenken. Antworten, die aus der Angst heraus gegeben werden sind kaum zukunftsfähig. Um ‚existentiell‘ antworten zu können, bedarf es des Mutes und der Freiheit. Eines Mutes, die Fragen zuzulassen, um sie zu verstehen. Und einer Freiheit, um eine Antwort zu wagen. Nur so können wir (unsere) Zukunft lebendig gestalten.“

Unabgeschlossen blieb der letzte, bereits zehnte Jahreskurs „Mit Sinn und Werten führen“ für eine sinnorientierte Lebens- und Unternehmensführung“.  Der Samen, der in diesen und anderen Kursen gestreut wurde, wächst jedoch in vielen Menschen und an vielen Orten weiter. Denn eines zeichnete Günter Funke in seiner Pädagogik aus: Er führte Menschen bewusst zur Freiheit des eigenen Denkens und Fühlens, Entscheidens und Handelns. Günter Funke war und ist ein großes Geschenk.

Mehrere  Vorträge wurden aufgezeichnet und sind im Archiv von „Focus“ von Radio Vorarlberg und auf CDs nachzuhören, welche in Arbogast erhältlich sind.

TERMIN

Gedächtnis- und Dankesfeier für Günter Funke.
Do 15. September, 19.30 Uhr
Kapelle des Jugend- und Bildungshauses St. Arbogast.
Zu dieser offenen Feier sind alle herzlich eingeladen, die sich angesprochen fühlen. Anschließend Zusammensein im Hof und in der Cafeteria.

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(aus dem KirchenBlatt Nr. 36 vom 8. September 2016)