Die Inhalte dieses Textes wurden von der „Arbeitsgruppe Christen und Muslime im Gespräch -Rankweil“ (Elisabeth Dörler, Josef Gojo, Ílknur Ísçi, Sevinç Kapaklı, Nese Kaya, Brigitte Knünz und Margot Metzler) recherchiert. Ein entsprechender Folder wurde aus Anlass der Eröffnung des Islamischen Friedhofs Altach im Juni 2012 publiziert.

Begleitung des Kranken bzw. Sterbenden
Unmittelbar nach dem Tod
Information über den Todesfall
Trauern und Beileidsbezeigung
Verabschiedung / Beerdigung
Friedhof
Auferstehungshoffnung
Weiteres Brauchtum

Begleitung des Kranken bzw. Sterbenden

Katholische Christen
Die Krankensalbung, eines der sieben Sakramente, wird dem Kranken gespendet, um ihn/sie in ihrer/seiner schweren Situation zu stärken. Es wird ihr/ihm in der Krankheit der Beistand Gottes zugesprochen.
Um den Sterbenden und seine Angehörigen in dieser Zeit des Loslassens und Abschiednehmens zu unterstützen, bietet die Hospizbewegung ihre Begleitung an. Dabei gehen sie auch auf die religiösen Bedürfnisse der Betroffenen ein (auch auf säkulare Christen oder Muslime).

Sunnitische Muslime
Der Kranke wird besucht, dem Sterbenden wird aus dem Koran vorgelesen. Dem Sterbenden wird zuletzt das
Islamische Glaubensbekenntnis (sahada) mit auf den Weg gegeben, da Muslime glauben, dass der Verstorbene nach seinem Tod von den Todesengeln nach seinem Glauben gefragt wird.

Unmittelbar nach dem Tod

Katholische Christen
Die Verabschiedung ist sehr individuell, oft im privaten Kreis oder auch mit einem Priester.
Das Waschen des Toten ist ein sehr persönlicher Abschied, der durch Angehörige oder durch den Bestatter gemacht wird.

Sunnitische Muslime
Die Totenwaschung im Islam ist ein vorgeschriebener Gottesdienst („ibadet“) mit festen Ritualen und Gebeten. Das Ritual entspricht der rituellen Waschung, die der gläubige Muslim im Leben vor dem Pflichtgebet (namaz/salat) durchführt. Dazu dienen eigene Waschräume. Männer werden von Männern, Frauen von Frauen gewaschen (nach Unfällen o.ä. wird von dieser Pflicht zur Waschung befreit). Oft übernehmen diesen Dienst ehrenamtliche Totenwäscher, die über die islamischen Vereine organisiert sind. Ein Mann wird nach der Waschung in drei ungesäumte Leichentücher, eine Frau in fünf gewickelt. In Österreich wird aufgrund der Hygienevorschriften der Leichnam in einem Sarg bestattet. Eine Verbrennung ist nicht möglich, da der Mensch mit Leib und Seele am Jüngsten Tag auferstehen können soll.

Information über den Todesfall

Katholische Christen
Es ist üblich, nur die nächsten Verwandten mündlich zu informieren. Mit einer Todesanzeige in der Zeitung und zum Verteilen wird die Todesnachricht weiter gegeben.

Sunnitische Muslime
Alle sind verpflichtet, diese Information mündlich weiter zu geben.

Trauern und Beileidsbezeigung

Katholische Christen
Trauern wird als etwas Privates empfunden und der Schmerz möglichst nicht in der Öffentlichkeit gezeigt. Das Beileid wird vor allem durch Schreiben von Kondolenzkarten, der Teilnahme an der Totenwache oder der Beerdigung ausgedrückt.

Sunnitische Muslime
Die Trauernden werden von denen, die ihre Betroffenheit zeigen wollen, besucht. Der Schmerz wird gemeinsam geteilt. Bekannte bringen der Trauerfamilie Essen für sie und zur Bewirtung der Kondolierenden. Totengesang/-klage sind sehr regionale Ausdrucksformen, die nicht an sich islamisch sind, aber als Brauch in islamischen Kulturen existieren.

Verabschiedung / Beerdigung

Katholische Christen
Nach einigen Tagen findet die Totenwache statt. Dieser Gottesdienst für die/den Verstorben/e kann unterschiedlich gestaltet sein. Das Besprengen des Sarges bzw. der Urne in der Leichenkapelle mit Weihwasser ist eine Form des Abschieds, die zugleich daran erinnert, dass die/der Tote durch die Taufe mit Christus zum ewigen Leben kommt. Die eigentliche Bestattung findet vor oder nach dem Auferstehungsgottesdienst statt. In der Kirche oder am Friedhof können Grabreden gehalten werden. Alle gehen zum Grab mit. Der Priester bzw. der/die Begräbnisleiter/in sprengt Weihwasser auf den Sarg zum Zeichen dafür, dass Gott nun vollende, was er in der Taufe begonnen hat. Mit dem Weihrauch wird darauf hingewiesen, dass dieser Leib Tempel Gottes war. Erde wird zum Zeichen, dass der Mensch aus der Erde kommt und zur Erde zurückkehrt, auf den Sarg geworfen. Das Kreuz wird als Zeichen der Hoffnung auf die Auferstehung auf das Grab gesteckt.

Gebet auf dem Weg zum Grab: Zum Paradies mögen Engel dich geleiten, die heiligen Märtyrer dich begrüßen und dich führen in die heilige Stadt Jerusalem. Die Chöre der Engel mögen dich empfangen, und durch Christus, der für dich gestorben, soll ewiges Leben dich erfreuen.

Sunnitische Muslime
Die/Der Verstorbene wird möglichst nach dem nächsten Mittagsgebet beerdigt. Sie/er wird am Friedhof vor dem Gebetsraum aufgebahrt. Dort wird ein kurzes Verabschiedungsgebet (s.u.) vom Imam und der Gemeinde gesprochen, bevor die/der Tote von den Männern zum Grab begleitet wird.

In islamischen Ländern wird der Tote nur im Leichentuch beerdigt. In Österreich wird er mit dem Leichentuch nach islamischen Vorschriften im Sarg auf die Seite gebettet. Über den Sarg eines Mannes wird ein grünes Tuch oder eine Fahne (besonders bei Soldaten) gelegt, über den Sarg von Frauen ein Kopftuch.
Am Grab wird dem Muslim das Glaubensbekenntnis, das ihn seit der Geburt begleitet hat, vom Imam ein letztes Mal zugesprochen. Das soll dem/der Toten helfen, die Fragen nach dem Glauben, mit denen sie von den Todesengeln empfangen werden, richtig zu beantworten.

Gebet bei der Verabschiedung: Mein Gott! Vergib unseren Lebenden, unseren Toten, unseren Anwesenden und unseren Abwesenden, unseren Großen und Kleinen, unseren Männern und Frauen! O Herr! Wen von uns du leben lässt, den lass im Islam leben. Wen von uns du sterben lässt, den lass im Glauben sterben. Insbesondere diesem Verstorbenen hier gewähre Erleichterung, Beruhigung, Vergebung und Dein Wohlgefallen! O Herr! War dieser Verstorbene ein Aufrichtiger im Glauben, so mehre seine Aufrichtigkeit. Und wenn er sich widersetzlich verhalten hat, dann vergib ihm. Gewähre ihm Sicherheit, frohe Botschaft, Großmut und Opfertum. Durch deine Güte und Gnade, o Du Barmherzigster aller Barmherzigen.

Friedhof

Katholische Christen
Ein Katholik kann überall beerdigt werden, dazu wird jeweils das Grab gesegnet. Nach einer gewissen Liegedauer ist eine Nachbelegung üblich. Die Ausrichtung des Grabes spielt keine Rolle, sie passt sich den  Gegebenheiten an.
Zum Zeichen für das ewige Leben werden die Gräber mit Blumen geschmückt, Kerzen in Anlehnung an die Osterkerze angezündet und ein Kreuz oder ein Grabstein mit christlichen Motiven aufgestellt. An Allerseelen (2. November) wird im Gottesdienst der Toten gedacht, die Gräber der Verwandten und Bekannten werden besucht.

Sunnitische Muslime
Ein Muslim sollte unter Glaubensgeschwistern, also auf einem islamischen Friedhof oder einem nur Muslimen vorbehaltenen Friedhofsteil bestattet werden. Normalerweise ist keine Nachbelegung vorgesehen. Bei Raumnot kann nach der voraussichtlichen Verwesungszeit das Grab durch einen Muslim nachbelegt werden. Da die Muslime auch im Tod im Gebet vereint sein sollen, werden die Muslime auf der Seite gelagert, mit dem Blick nach Mekka beerdigt. Daher sind islamische Friedhöfe nach Mekka (kibla) ausgerichtet. Der Verstorbene wird zur ewigen Ruhe gebettet, die Gräber werden sauber gehalten, es gibt aber keinen Grabschmuck oder eine besondere Bepflanzung. Muslime besuchen die Gräber ihrer Angehörigen traditionell an den beiden höchsten islamischen Feiertagen (Fest am Ende der Fastenzeit und Opferfest/ramazan bayramı, kurban bayramı).

Auferstehungshoffnung

Katholische Christen
Christen glauben an die Auferstehung mit Jesus Christus am Jüngsten Tag und an ein ewiges Leben mit Gott (im Himmel).

Sunnitische Muslime
Muslime glauben an ein Weiterleben nach dem Tod, an eine Auferstehung mit Leib und Seele nach dem Jüngsten Gericht. Die Sehnsucht ist das Eingehen in das Paradies Gottes.

Weiteres Brauchtum

Katholische Christen
Nach der Beerdigung wird von der Trauerfamilie zum Totenmahl eingeladen. Zum Zeichen der Trauer tragen die Angehörigen schwarze (dunkle) Kleidung, heute oft nur noch zur Totenwache und Beerdigung. In Vorarlberg treffen sich oft die Jahrgänger zur Beerdigung. Nach einem Jahr findet der Jahrtag in Form eines Gottesdienstes statt, bei dem man nochmals des/der Toten gedenkt.

Sunnitische Muslime
Die Angehörigen kochen sieben Tage lang nicht und werden in dieser Zeit durch mitgebrachtes Essen von Nachbarn oder Gästen versorgt. Es gibt keine eigene Trauerbekleidung. 40 Tage nach dem Tod trifft man sich zu einem „mevlut“, einem frei gestalteten Gebet für den/die Verstorbene.