„Heilige Pforten“ sind Orte, an dem Gottes Barmherzigkeit in besonderer Weise zugesprochen wird. In Vorarlberg werden vier Kirchentüren als solche Pforten eröffnet.

Patricia Begle

In Rom gibt es das Ritual der Heiligen Pforten schon seit dem 15. Jahrhundert. Verbunden mit Gebet, Bußsakrament und Eucharistie bewirkt das Durchschreiten der außergewöhnlichen Kirchentüren einen außergewöhnlichen Vorgang: das Auslöschen aller Sünden. Papst Franziskus greift diesen Ritus im Jahr der Barmherzigkeit wieder auf: „Im Sakrament der Versöhnung vergibt Gott die Sünden, die damit wirklich ausgelöscht sind. Und trotzdem bleiben die negativen Spuren, die diese in unserem Verhalten und in unserem Denken hinterlassen haben.“ Das Durchschreiten einer Heiligen Pforte soll also die Barmherzigkeit Gottes nochmals verdeutlichen. Es soll spürbar werden, dass sein Wirken letztlich auch von den verbleibenden Spuren der Schuld befreit.

In Vorarlberg
Wunsch des Papstes ist es zudem, solche Pforten nicht nur in Rom, sondern weltweit zu öffnen, in Bischofskirchen oder anderen Gotteshäusern. Auf diesem Weg wird allen Gläubigen ein Zugang ermöglicht, nicht nur jenen, die nach Rom reisen. In Vorarlberg finden Gläubige an vier Orten Heilige Pforten. Einmal ist dies bei den Dominikanerinnen im Kloster St. Peter in Bludenz, deren Oberin Sr. Marcellina es für „sinnvoll und nützlich“ hält, „das gewaltige Geschenk von Gott und seiner Barmherzigkeit in Anspruch zu nehmen“. Der zweite Ort ist das Venser Bild in Vandans. „Die Wallfahrtskirche wird jeden Tag von vielen Leuten aus der ganzen Region besucht“, erzählt Pfarrer Hans Tinkhauser. So wird das Zeichen der Barmherzigkeit dort sichtbar, wo Menschen auf der Suche sind.

Kunstinstallation
In Feldkirch wird die Heilige Pforte speziell von einem Künstler gestaltet. Manfred Egender wurde mit dieser Aufgabe betraut. Seine Installation an der hinteren Türe des Doms St. Nikolaus soll erfahrbar machen, dass Barmherzigkeit zwei Seiten umfasst. Einmal ist dies das Beschenktwerden von Gott. Es wird schlicht als Wort „Barmherzigkeit“ dargestellt, das durch die besondere Schreibweise zum Nachdenken anregt. Zum anderen will der Künstler darauf aufmerksam machen, dass Barmherzigkeit etwas „Aktives ist, dass man nicht nur eine Ruhepause erlebt, sondern irgendetwas tut“. Dieses konkrete Tun wird sichtbar im Bild eines ständig präsenten Gegenstandes, der die Geschäftigkeit des Alltags mit all seinen Verwirrungen und Umwegen symbolisiert.
Nochmals konkretisiert wird die aktive Seite im Kircheninneren. Einfache Stelen zu den „Neuen Werken der Barmherzigkeit“ (nach Bischof Joachim Wanke) übersetzen diese christliche Tradition ins Heute.

Aufgehoben
Markus Hofer, der für das Zustandekommen des Kunstprojektes mitverantwortlich war, sieht auch in der Situiertheit der Heiligen Pforte in Feldkirch eine Analogie zum Leben: „Der Domplatz steht für das Draußen, das alltägliche Leben von uns Menschen, das auch geprägt ist von Belastungen und Unerfülltem. Der Kirchenraum wiederum steht als Haus Gottes für eine umfassendere Dimension, die im Dom ästhetisch-sinnlich wahrnehmbar ist. Es ist ein Raum der Aufgehobenheit, der Vergebung und des Erlöstseins, der Nähe zu Gott.“ Wer diese Nähe und die damit verbundene Barmherzigkeit erfahren möchte, dem sei ein Gang durch die Pforte empfohlen.

Heilige Pforten

An drei Orten werden Heilige Pforten eröffnet, die bis zum Christkönigssonntag 2016 begehbar sind:

  • Dom St. Nikolaus, Feldkirch
    Sa 12. Dezember, 19.00 Uhr, anschließend Abendmesse mit Bischof Benno Elbs.
  • Venser Wallfahrtskapelle, Vandans
    So 13. Dezember, 15.30 Uhr, Eröffnungsgottesdienst.
  • Pfarrkirche Schoppernau
    So 13. Dezember, 9 Uhr, Eröffnung und Altarweihe durch Bischof Benno Elbs.
  • Kloster St. Peter, Bludenz
    Sa 19. Dezember, 9 Uhr, Eröffnungsgottesdienst mit Bischof Benno Elbs.

(Aus dem KirchenBlatt Nr. 50 vom 10. Dezember 2015)