Begle Patricia von Patricia Begle

Wenn Astronauten durchs Weltall reisen, so habe ich kürzlich gelesen, schwinden ihre Muskeln und die Knochen werden porös. Nicht, weil sie sich zu wenig bewegen, sondern weil sie im schwerelosen Raum auf keinen Widerstand stoßen. Oder anders gesagt: ohne körperliche Widerstände, die Kräfte aktivieren und trainieren, erschlafft unser Körper. Der Gehirnmuskel ist da keine Ausnahme, muss er sich nicht anstrengen, verkümmert er.

Wir brauchen also Widerstände, wohl auch auf emotionaler Ebene. Diese zeigen sich in den „Neins“, die uns von anderen entgegengehalten werden. Wir können uns daran die Zähne ausbeißen. Oder an den „Neins“, die aus unserem Innern hervorsteigen, ungerufen und unverstanden. Sie machen uns manchmal zu Kindern, die wütend auf den Boden stampfen.

Das widerspricht natürlich unserer Vorstellung von Harmonie und  Gelassenheit, von „über den Dingen stehen“ und „sich im Griff haben“. Es klingt überhaupt nicht nach „lieb und nett“. Nur Kraft, das steckt wirklich darin. Erstaunlich viel sogar. Also doch zulassen, die Widerstände, der Auseinandersetzung nicht aus dem Weg gehen, sondern sie vielleicht sogar willkommen heißen: zuhause, am Arbeitsplatz, in der Öffentlichkeit, in der Kirche. Denn schwindende Muskeln, erschlaffte Beziehungen - das wollen wir alle nicht.