von Annamaria Ferchl-Blum


Nach meinem letzten Gottesdienstbesuch in der Pfarre St. Gallus wurde ich mit einer Führung durch die Michaelskapelle, die kryptaartig unter der Kirche liegt, beschenkt. Dort ist auf einem kunsthistorisch bedeutsamen Fresko aus dem 15. Jahrhundert eine berührende Szene aufgemalt.

Zu sehen ist eine Bregenzer Familie, die sich mitsamt den Früchten ihrer Weingärten auf den Weg zum ewigen Leben macht. Der Himmelszugang stellt keine große Barriere dar, nur ein Vorhang, gehalten von ein paar Engeln, trennt die irdische von der ewigen Welt. Bereit stehen allerdings einige namhafte Heilige, allen voran Maria, um die Erdenbürger in Empfang zu nehmen. Auch sie sind nicht mit leeren Händen gekommen. Jeder bringt seine spezielle Lebensgeschichte mit – dargestellt durch die jeweiligen Attribute – Erfahrungen, durch sie ins ewige Heil gelangt sind. Nichts wirkt bedrohlich an dieser Szene. Sie gleicht viel mehr einem Treffen von Menschen, die einander dienlich sind beim Entdecken eines himmlischen Horizontes.

In diese Gemeinschaft der Heiligen würde ich mich gerne einordnen. Sie ähnelt sehr den Weggemeinschaften, deren Teil ich jetzt schon sein darf. Und erinnert an einen der edelsten Dienste, mit dem wir uns beschenken können: einander immer wieder ein wenig den Vorhang zum Himmel offen zu halten.