von Annamaria Ferchl-Blum

Ferchl-Blum AnnamariaDas Herzstück unseres Wohnzimmers ist ein großer Holztisch. Er ist ruhender Mittelpunkt und zugleich Verwandlungskünstler. Mit stoischer Gelassenheit bietet er einmal einen schlichten Unterbau für ein bescheidenes Frühstück, ein andermal wird er mit ein paar Handgriffen zur festlichen Tafel. Gestützt auf diesen Tisch wird erzählt, gelacht, geweint, gestritten und versöhnt. Aufgetischt werden nicht nur allerlei Speisen, sondern auch Konflikte, Sorgen, Fragen, die im Familienleben so auftauchen. Über kurz oder lang kommt alles auf den Tisch.

Vielleicht meint der bekannte Neurobiologie Joachim Bauer genau diese für uns Menschen so entscheidende Erfahrung des verlässlichen Zusammenkommens, wenn er die Wichtigkeit von gemeinsamen Mahlzeiten in der Familie betont. Er weist überzeugend nach, wie bedeutsam es für Kinder ist, dass sie immer wieder an den Tisch zu einer gemeinsamen Mahlzeit geladen werden. Kinder, die mindestens siebenmal in der Woche mit Familienangehörigen essen, entwickeln sich laut einer seiner Studien signifikant besser als Kinder, die das nicht tun.

Das Christentum kennt als beliebtestes Bild für das Reich Gottes die Mahlgemeinschaft. Heimkommende fühlen sich willkommen und genießen gemeinsam Speis und Trank. Ein Bild, nicht zu schön, um auch auf Erden wahr zu sein.