Ferchl-Blum Annamaria von Annamaria Ferchl-Blum

Vielleicht war die Entscheidung über den Muttertag zu schreiben falsch. Denn ständig stolpere ich über Beobachtungen, die mich dem Tag nicht näher bringen. In einem VN-Gastkommentar schreibt ein namhafter Psychiater eine triefende Ode an die Mutterliebe mit erstaunlich wenig Angst vor Ideologisierung. Ein Kollege legt mir die Werbung einer Handelskette auf meinen Platz: angepriesen wird ein Dampfbügeleisen um den halben Preis als ideales Muttertagsgeschenk. Während ich noch keine Minute über die Gestaltung dieses Tages nachgedacht habe, präsentiert mir eine Freundin ihr perfektes Muttertagsprogramm.

Hinter all diesen ideologischen, kommerziellen und pragmatischen Bemühungen um den Muttertag steht jedoch ein Thema, das niemanden kalt lässt: das Gestalten von Mutterschaft. Wie viel „Mutter“ braucht ein Kind? Sind sogenannte „Helicopter-Moms“, die ängstlich über ihren Kindern kreisen und ihnen jeden Stein aus dem Weg räumen, dienlich oder hinderlich für die Entwicklung ihrer Kinder? Bin ich eine Rabenmutter, wenn ich noch andere Schwerpunkte im Leben habe? Wer oder was gibt Halt im Balanceakt zwischen dem Begleiten und dem Loslassen der Kinder?

Meine Mutter traute mir viel zu. Sie erzog mich zu Verantwortung und Selbstständigkeit. Mein „Muttertagsgefühl“ gibt der Richtung, die sie damit vorgab, recht.