Ferchl-Blum Annamaria von Annamaria Ferchl-Blum

In unserer Familie hat der Stress einen Namen: Schule! „Sind die Hausaufgaben gemacht?“, „Kannst du die Vokabeln?“ und „Was musst du für die nächste Schularbeit noch erledigen?“ lauten die Dauerbrenner in der Kommunikation mit unseren Kindern. Zugleich sind sie der beste Nährboden für familiäre Konflikte, Versagensangst und Schulüberdruss.

Als Lehrerin bin ich etwas freier von der mütterlichen Sorge um den Schulerfolg der Kinder. Da ist der Blick schon eher offen für junge Menschen, die sehr wohl wissen, wann und wie sie gut lernen können. Die unter einem engen Lehr- und Stundenplankorsett leiden, weil es zu wenig Freiraum für die Entdeckung und Entfaltung ihrer Stärken lässt. Die den Schulalltag oft nur „ertragen“ und erst daheim zu selbstbestimmten Lernprozessen finden. Jugendliche, die nicht mehr erkennen können, was in der gesellschaftlichen Schnelllebigkeit und Brüchigkeit wirklich lohnenswert zu lernen ist.

Manchmal finden mütterliches Erfolgsstreben und pädagogische Weitsicht zusammen. Dann gelingt es den Blick auf das Wesentliche zu richten: die Kinder zu bestärken, ihre eigenen Lernwege zu finden und zu gehen; zu sehen, wie viel und nicht, wie wenig sie können und leisten; das Scheitern auch als Übungsweg zu akzeptieren und dem Reifen die Zeit zuzugestehen, die es verdient.