Rinner Simone von Simone Rinner

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Als Shin Dong-hyuk 14 Jahre alt ist, muss er die öffentliche Exekution seiner Mutter und seines Bruders mitansehen. Und das ist nur die Spitze eines Eisbergs an Grausamkeiten, die der Koreaner in seinem Leben bis zu seiner Flucht mit 23 Jahren ertragen musste. Shin ist bislang der einzige bekannte Mensch, der in einem nordkoreanischen Straflager geboren wurde, dort aufwuchs und dem die Flucht gelang.

Seit über fünfzig Jahren existiert das System der nordkoreanischen Konzentrationslager, in dem Schätzungen zufolge nach wie vor hunderttausende Menschen - meist zu Unrecht - eingesperrt sind und zu Arbeit gezwungen werden, bis sie vor Erschöpfung tot umfallen. 1982 kam in so einem „Gulag“ Shin als „Ergebnis“ einer Belohnungsehe auf die Welt. „Erzogen“ und geprägt von den Lagerwärtern und den Regeln des Gulags, wusste er nicht, was Gefühle wie Liebe, Mitgefühl oder Geborgenheit bedeuten.

Der Journalist Blaine Harden hat die Geschichte von Shin im Buch „Flucht aus Lager 14“ festgehalten. Es ist eine unfassbare Geschichte, geprägt von Folter, Hunger, Schmerzen und Angst. Viele Menschen fristen nach wie vor ihr Dasein in den Gulags und haben - im Gegensatz zu anderen Krisenregionen - niemanden, der sich für sie einsetzt, kritisiert Harden im Vorwort zu Recht.

Shins Buch ist ein Anfang. Wer wagt es noch?