Ferchl-Blum Annamaria von Annamaria Ferchl-Blum

In meiner Kirche sorgt ein junger Christ für Schlagzeilen, weil sein Pfarrer ihn aufgrund seiner gleichgeschlechtlichen Partnerschaft nicht als Pfarrgemeinderat will. Gott sei Dank kann er als Mensch den Kardinal überzeugen und „darf“ deshalb seinen Dienst tun. Das ist ein Glück, denn in Dokumenten und Aussagen der Katholischen Kirche wird immer noch davon ausgegangen, dass „Homosexualität objektiv ungeordnet“ und hoch problematisch sei.

Einen alternativen Umgang mit dem Thema Homosexualität versucht die evangelische Kirche in Österreich: ausgehend von in einzelnen Gemeinden existierenden Bedenken wurde vor 20 Jahren auf allen kirchlichen Ebenen ein Diskussionsprozess angestoßen, in dessen Rahmen zahlreiche lebhaft-kontroversielle Gespräche geführt wurden (und werden). Zur ethischen Beurteilung von Homosexualität wurden biblische Aussagen und Erkenntnisse der Humanwissenschaften herangezogen. Die Selbstannahme der je eigenen sexuellen Veranlagung wird als ein Glaubensakt verstanden, der sowohl von den Gemeinden und der gesamten Kirche Akzeptanz, Ermutigung und Respekt verlangt.

Eine Klärung auf der Höhe der Zeit wäre auch für die Katholische Kirche befreiend, ist jedoch nicht in Sicht. Und meine dadurch fragiler werdende Loyalität mit meiner Kirche? Sie lässt Rom wohl kalt.