Rinner Simone von Simone Rinner

Was haben fliegende Röcke, lange Zöpfe und Schultertücher mit Emanzipation zu tun? Auf den ersten Blick vielleicht nicht allzu viel. In Bolivien hingegen sind sie Teil von Kämpfen, die zwar im Ring stattfinden, stellvertretend aber auch für das reale Leben der bolivianischen Frauen stehen.

Cholitas nennen sich die Frauen mit indigenen Wurzeln, die im „Lucha Libre“ -
einer Art Wrestling - gegeneinander oder auch gegen Männer antreten. Gekleidet in farbenfrohe Trachten repräsentieren sie dort nach eigenen Angaben stolz ihr Land und überschreiten dabei gleichzeitig Grenzen. Sie kämpfen gegen eine doppelte Marginalisierung durch die Gesellschaft: die ihres Geschlechts und die ihrer Wurzeln - schließlich werden sie in Bolivien nach wie vor stark unterdrückt.

Der Lucha Libre bietet ihnen nicht nur finanzielle Möglichkeiten, sondern lässt sie - die Verletzungsgefahr immer im Hinterkopf - auch für eine neue Rolle der Frauen in Bolivien einstehen. Die Geschichte zeigt uns, dass manche Frauen für ihre Rechte auf die Straße gingen - der Lucha Libre ist die bolivianische Art, für Emanzipation und Gleichberechtigung zu kämpfen. Was man auch über ihn denken mag, eines trifft, um es mit Bertolt Brecht zu sagen, wohl immer zu: „Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren“ - ob im Ring oder im echten Leben.