von Patricia Begle

Only the good die young“, sang Billy Joel in den 80er Jahren. „Nur die Guten sterben jung“ - gibt es, so fragte ich mich oft, einen Zusammenhang zwischen der Güte eines Menschen und dessen Todesstunde? Denn immer wieder sind es glückliche, vor Lebensfreude strahlende Menschen, die früh den Tod finden.

Man stirbt nicht am Tod, man stirbt an der ausgereiften Liebe“, zitiert David Steindl-Rast den Schriftsteller Thornton Wilder. Ob er Ähnliches sagen will? Liegt der eigentliche Todes-Grund also nicht im Krebs oder in den Folgen eines Unfalls? Sterben wir, weil unsere Liebe ausgereift ist? Das ist ungemein tröstlich. Dem Tod wird das Zerstörerische entzogen, sein Stachel bricht ab, ein neues Bild wird entworfen: von jenem Pflücker, der die Ernte einholt und nach Hause bringt.

Uns Lebende leitet die Zeile zur Einsicht, unser Leben als einziges großes Reifen zu verstehen, jedes Ereignis als Teil dieses Geschehens zu deuten. Es gilt, sich wie der Apfel am Baum allem hinzugeben - dem Schnee im Frühling, den heißen Sommertagen, den dunklen Nächten, den wilden Stürmen. Was sich für den Apfel fast romantisch anhört, ist im Alltag meist schwer zu (er)tragen. So schwer, dass wir uns lieber ablenken lassen von Belanglosigkeiten und Zerstreuungen. Aber fortlaufen nützt nichts. Das Leben findet uns. Und sorgt für unser Reifen.