Mag. Wilma Loitz spricht über "Ferien, du liebe Zeit" und wie die Freizeitgestaltung von Kindern heute und früher war.

Es regnet. Ich sitze allein mit einer Tasse Kaffee am Küchentisch. Es ist ruhig, die Kinder schlafen noch. Was könnten wir an einem solch verregneten Ferientag tun? Eigentlich wäre es das perfekte Wetter, um endlich den Keller aufzuräumen. Aber es sind Ferien, können wir den Kindern einen verregneten Ferientag ohne Programm zumuten?

In Gedanken kehre ich kurz in meine Kindheit zurück. Damals, als Eltern vom Wort Langeweile noch völlig unberührt blieben. Ferien waren einfach schulfreie Zeit und der Alltag war geprägt vom Mithelfen auf dem Hof. Die Freizeitgestaltung übernahmen wir Kinder selbstständig. Gefährten gab es in der Nachbarschaft genügend und die Umgebung war wunderbar anregend. Moore in denen man völlig hätte versinken können, steile Waldstücke, die wir nur als Seilmannschaft bezwingen konnten, Bäume, die zum  Klettern einluden. Wir spielten und stritten mit- und gegeneinander, bis wir den Ort widerwillig für den nächsten Arbeitseinsatz verließen. Das Einzige, was unsere Eltern zu sehen bekamen, waren Schrammen und Dreck.

Beim Schreiben dieser Zeilen kommen mir Zweifel. Ich werde stutzig. Meine Kinder wachsen heute in derselben Gegend auf und trotzdem brauchen wir ein Kinderprogramm. Vieles hat sich verändert. Wo sind jene Kinder, die sich einfach treffen, nur um zu spielen? Wo ist die Erfahrung mit unverplanter Zeit und wo ist eigentlich das TV - Standbild hingekommen? Gemeinsame Familienerlebnisse sind Inseln des Glücks, das spüren auch wir Eltern, aber trotzdem wäre heute das ideale Wetter, um…

(aus KirchenBlatt Nr. 32 vom 15./ 22. August 2010)