Die Schicksale abgeschlossener Projekte sind ja oftmals die gleichen: Sie landen in Schubladen, aus denen sie nur selten hervorgeholt werden. Manchmal aber sind Projekte so wichtig, dass sie in die Zukunft „nachwirken“. Und zu einem Buch werden.

Simone Rinner

Die Seligsprechung von Carl Lampert am 13. November ist ohne Frage eines der größten Ereignisse des Jahres 2011 - sowohl für die Diözese Feldkirch als auch für Vorarlberg. Und doch stellt sich irgendwie die Frage: Was bleibt von der Seligsprechung?

Zum Interview mit Bernhard Loss, Leiter des Carl-Lampert-Forums, in Langform

Im Rahmen einer Dankesfeier wurde das Buch nicht nur präsentiert, sondern auch offiziell an Diözesanadministrator Benno Elbs, der das Buch stellvertretend für die Diözese Feldkirch entgegennahm, überreicht. In der Bildergalerie rechts finden Sie Impressionen.

Das was bleibt
Neben vielen Eindrücken, der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und einem neuen Seligen bleibt seit kurzem noch etwas anderes: ein Buch. Auf 144 Seiten hält es die Quintessenz(en) rund um Carl Lampert in vier Kapiteln fest: „Wider das Vergessen“, „ein Land beginnt sich zu erinnern“, „die Feier der Seligsprechung“ und „der Auftrag des seligen Carl Lampert“.

Spuren nachgehen
Eindrucksvoll zeigt es den Einsatz von P. Gaudentius Walser und Richard Gohm auf, die mit ihrer Spurensuche zu Carl Lampert den Grundstein für seine Seligsprechung legten. Eine Spur, der auch die Gäste bei der Buchpräsentation und dem anschließenden Dankefest am 16. Mai vom Geburtshaus bis zum Grab in Göfis folgten. Doch nicht nur Carl Lampert sollte im Zuge der Erinnerungsarbeit gedacht werden. Es gibt eine „Wolke der Zeugen“ und viele Erinnerungsorte in Vorarlberg, Deutschland und Polen, die die Gräuel dieser Zeit immer in Erinnerung rufen sollen.

Ein Anfang, kein Ende
Ein Schritt dieser Erinnerung ist mit Sicherheit die Seligsprechung, an der viele Menschen mitwirkten. Im Mittelteil des Buches finden sich deshalb nicht nur viele Bilder,  sondern auch Texte, die einen Blick hinter die Kulissen erlauben. „Eine Seligsprechung will kein Schlussstrich sein, sondern einen Anfang setzen“, hält Pastoralamtsleiter Dr. Walter Schmolly im Buch fest -  und so wagt die Diözese Feldkirch mit Klaus Gasperi auch einen Blick in die Zukunft. Wieder begeben wir uns auf Spurensuche - dieses Mal jedoch u.a. mit einer Friedensaktivistin, einem Priester und drei Journalisten. Und die stellen sich im letzten Kapitel natürlich die Frage: Was bleibt von der Seligsprechung? Eine mögliche Antwort gibt Diözesanadministrator Dr. Benno Elbs: Die Ermutigung „Carl Lampert in seiner Haltung der Menschlichkeit und der Liebe nachzuahmen, denn ‚die Liebe vergeht nie‘“ (1 Kor 13,8).

Das Buch
Carl Lampert. Die Seligsprechung. Hrsg. von Klaus Gasperi im Auftrag der Katholischen Kirche Vorarlberg, Bucher Verlag, € 19,95
Erhältlich im Buchhandel sowie in der Medienstelle der Diözese: T 05522 3485 142
medienstelle@kath-kirche-vorarlberg.at

 

Interview

Wenn etwas ins Schwingen gerät

Bereits beim Musikprojekt „Mors et vita duello“ im Jahr 2010 zu Ehren Lamperts konnte Kirchenmusikreferent Mag. Bernhard Loss spüren, „wie viel Energie in der Beschäftigung mit Lampert und seinem Schicksal steckt“. Ab Juni übernimmt Loss die Leitung des Carl-Lampert-Forums. Warum? „Weil etwas in mir ins Schwingen geraten ist“.

Was ist das Carl-Lampert-Forum?
Das Carl-Lampert-Forum steht für das, wofür Carl Lampert gestanden ist: für ein Bekenntnis zu Jesus Christus, für Zivilcourage und für das eigene Gewissen. Alle, die an der Vorbereitung der Seligsprechung mitbeteiligt waren, haben die Energie gespürt, die mit der Seligsprechung von Carl Lampert geweckt wurde. Und diese Energie, dieser Geist, diese Begeisterung soll in der Stiftung „Carl-Lampert-Forum“ weitergetragen werden.

Wer finanziert das Forum?
Das Carl-Lampert-Forum ist eine Stiftung, die von der Diözese errichtet wird. Daher erfolgt die Startfinanzierung der Stiftung durch die Diözese Feldkirch. Die Stiftung wird sich um zusätzliche Mittel wie Subventionen, Förderungen und Spenden bemühen.

Wer finanziert das Forum?
Das Carl-Lampert-Forum ist eine Stiftung, die von der Diözese errichtet wird. Daher erfolgt die Startfinanzierung der Stiftung durch die Diözese Feldkirch. Die Stiftung wird sich um zusätzliche Mittel wie Subventionen, Förderungen und Spenden bemühen.

Worin besteht Ihre Arbeit?
Ich sehe meine Arbeit zunächst vor allem im Vernetzen und Sammeln: Vernetzen mit den Personen und Institutionen, die bisher schon intensiv im Carl-Lampert-Kontext tätig waren und Sammeln und Zusammenführen der Unterlagen zur Seligsprechung und ihrer Vorbereitungsphase. Meine Arbeit besteht methodisch zunächst vor allem im Hören: hören einerseits, was bisher in der Vorbereitung der Seligsprechung schon gewachsen ist und hören andrerseits, was an neuen Ideen da ist, die Energie der Seligsprechung zu nützen und weiter zu tragen.

Warum haben Sie sich für die Stelle beworben? Was fasziniert Sie daran?
Ich habe mich um die Stelle beworben, weil ich 2010/11 beim Musikprojekt „Mors et vita duello - 12 Auftragskompositionen zu Ehren von Provikar Lampert“ spürte, wieviel Energie in der Beschäftigung mit Carl Lampert und seinem Schicksal steckt. Als ich erfuhr, dass eine solche Stelle geschaffen wird, ist - musikalisch ausgedrückt – etwas in mir ins Schwingen geraten. Und das passiert mir nicht jeden Tag. Das Faszinierende für mich ist die Offenheit, die mit dem „Carl-Lampert-Forum“ verbunden ist: die Energie ist vorhanden, die spannenden Wege zu den Zielen sind zu suchen. Ich spüre etwas vom pfingstlichen Geist, der erneuert und bewegt.

Was erwarten Sie sich von der Arbeit im Forum?
Ich erwarte mir zunächst viel bereichernde Begegnungen mit Menschen. Da sind selbstverständlich die Menschen dabei, die sich schon bisher mit Carl Lampert und seiner Zeit beschäftigt haben, aber auch Menschen, die bisher nicht direkt dabei waren, von denen ich mir aber wertvolle Impulse erwarte. Ich freue mich auch besonders auf diese Aufgabe, da sie Bezugspunkte zu verschiedenen Bereichen wie Theologie, Psychologie, Geschichte, Kunst hat. Und ich sehe eine große Aufgabe darin, dafür zu arbeiten, dass – in Abwandlung des Lampert-Zitats „Dass Menschen wieder Menschen werden“ - Menschen (weiter) Menschen bleiben können.