„Ermutigungen, Spannungsfelder, Zukunfts-spuren“ – das waren die Themen des Pfarrgemeinderatskongresses in Mariazell. Almut Etz und Karl Gstöttenmeier haben dabei über den Agenda-21-Prozess der Pfarre Altmünster berichtet.

Lebens.
Zeichen

Pfarrgemeinden auf dem Weg
KirchenBlatt-Serie: Teil 1 von 5

Mag. Karl Gstöttenmeier (Bild rechts)
war Lehrer und Direktor an landwirtschaftlichen Schulen.
Er ist Pfarrgemeinderat in Altmünster und
langjähriger Mitarbeiter der Katholischen Männerbewegung.

In der Pfarre Altmünster am Traunsee hat die Zukunft schon begonnen. Als 2007 nicht nur der neue Pfarrgemeinderat, sondern mit Franz Benezeder auch ein neuer Pfarrer an den Start ging, „stand die Frage im Raum: Wie schaut die Zukunft der Pfarre aus, wo wollen wir hin?“, erinnert sich Karl Gstöttenmeier. „Da traf es gut, dass damals auch die Gemeinde im Zuge eines Agenda-21-Prozesses an einem neuen Zukunftsleitbild arbeitete und an uns herantrat, ob wir nicht als Pfarre mittun wollen.“ Und so startete die Pfarre 2008 mit einem Fragebogen im Pfarrblatt und einer Pfarrversammlung ihr eigenes Agenda-21-Projekt, mitfinanziert vom Land Oberösterreich.

In einer Zukunftswerkstatt und mehreren Dialogrunden wurden dann die Schwerpunkte Jugend und junge Familien, Aktivieren und Motivieren von Menschen, das Miteinander in unserer Pfarre, spirituelle Angebote und nachhaltige Entwicklung bearbeitet. Eine abschließende Projektwerkstatt bündelte die Ideen zu einem Zukunftsprofil unter dem Leitsatz: „Unsere Pfarre Altmünster ist eine lebendige Gemeinschaft, in der die heilende Kraft und Liebe Gottes spürbar wird.“

Im Gespräch

Während des gesamten Prozesses waren immer 50 bis 60 Leute an Bord, viele, die nicht zum engeren Mitarbeiter/innen-Kreis zählten, freut sich Gstöttenmeier. „Und die Pfarre war über viele Monate im Gespräch der Menschen im Ort. Es war eine echte Aufbruchsstimmung zu spüren.“ Den Grund dafür sieht Gstöttenmeier darin, dass die „Zukunft“ das bestimmende Thema war und sich alle bemüht haben, nach vorne zu schauen anstatt zu jammern – und dass es dem Moderator Johannes Brandl von der SPES-Akademie gut gelungen sei, „uns Schritt für Schritt weiterzuführen. Das waren keine Leerkilometer. Immerhin haben wir seither fast die Hälfte der Vorschläge umgesetzt.“ 

Gezündet
Ein zentraler Punkt war der Umbau des Pfarrhofs – unter großer Mithilfe der Bevölkerung – zu einem einladenden Pfarrzentrum, „das uns vieles ermöglicht – an Begegnung, an Miteinander, an Angeboten“. Weiters gab es drei Pfarrwallfahrten (Hl. Land, Assisi, Südtirol), ein sehr gut angenommenes Glaubensseminar und Exerzitien im Alltag. Meditative Angebote (Oase der Stille, Psalmengebet) wurden initiiert, regelmäßige Kindergottesdienste (14-täglich) und ein monatlicher Krabbelgottesdienst, gestaltet von einer neu entstandenen Jung-Mütterrunde. Für den EZA-Markt konnte ein neues Team gewonnen werden; die Zeitbank 55+ zum gegenseitigen Tausch von Arbeit wurde gegründet, eine Trauergruppe sowie – nach der Eröffnung eines Flüchtlingsquartiers – eine Plattform, die sich um die Asylwerbenden kümmert (Deutschkurse, Transportdienste, Garten der Nationen). „Nicht gelungen ist uns u. a. die Bildung eines Kontaktteams, das bewusst auf Menschen zugeht und sie einlädt“, sagt Gstöttenmeier.  

Persönlich

Ermutigung
Ermutigend finde ich, dass das Bewusstsein wächst, dass wir alle Kirche sind und dass wir durch Taufe und Firmung von Gott selbst berufen sind, unsere eigenständige Sendung in Kirche und Welt zu leben. Ermutigend finde ich auch, wie der neue Bischof von Rom (Papst) den konkreten Menschen und die Barmherzigkeit Gottes in das Zentrum rückt.

Spannungsfelder

sind für mich u. a., dass viele Priesterberufungen aufgrund der geltenden Zugangsbestimmungen nicht zum Tragen kommen, die mangelnde Barmherzigkeit wiederverheirateten Geschiedenen gegenüber, der immer noch nicht überwundene Klerikalismus sowie eine lebensferne Sexuallehre statt einer lebensfördernden Beziehungspastoral.

Zukunftsspuren
sehe ich dort, wo innerhalb der für den Zusammenhalt notwendigen Pfarren kleine, überschaubare Gemeinden entstehen, in denen Leben und Glauben geteilt werden. 

Agenda 21

Unter der Agenda 21 versteht man ein Aktionsprogramm für nachhaltige Entwicklung, das 1992 von 178 Staaten auf der UNO-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio beschlossen wurde. Darin gibt es auch ein eigenes Kapitel (28), das lokale Entwicklungsleitlinien anregt (Stichwort: global denken, lokal handeln). 

nach oben