Portrait des Kunstsammlers Alwin Rohner anlässlich der aktuellen Ausstellung von Werken des Priesters Anton Frommelt. Bericht von Wolfgang Ölz.

Alwin Rohner hat seit zehn Jahren in seinen beachtlichen Ausstellungen Kunstgeschichten aus der Region erzählt. Im KirchenBlatt Porträt erzählt er sehr persönlich über seine Sicht von Kunst, Kirche, Gegenwart und die aktuelle Ausstellung des großen Liechtensteiner Priesters Anton Frommelt, der als Fotograf und Maler ein hochwertiges Schaffen vorweisen kann.  

Ein begehbares Museum im Zeitalter des Internets ist, nur sehr oberflächlich betrachtet, ein unhaltbarer Anachronismus, ein historischer Zopf, den die Gegenwart bald abschneiden wird. Im Gegenteil: In Deutschland hat sich die Zahl musealer Sammlungen in wenigen Jahrzehnten verdoppelt, und heute gehen weit mehr Menschen in Museen als in Fußballstadien. Vor diesem Hintergrund ist auch der Erfolg des pensionierten Betonwerkbesitzers Alwin Rohner zu sehen, der mit seinem Rohnerhaus in Lauterach qualitativ erstklassige Kunst aus der Region präsentiert, und dessen Sammlertätigkeit und Museumsarbeit im Land so etwas wie ein Geheimtipp unter Kunstfreunden geblieben ist. Alwin Rohner sagt: „Ich bin zu der Überzeugung gekommen, dass Kunst einfach zur Region gehört. Sie ist eine Zeitreise der Region. Das war ja auch in der katholischen Kirche so. Auch die Kirche hat im Mittelalter alles auf Bildern festgehalten. Heute, im Zeitalter des Internets, der Medien, der Werbeflut, kommt einer wie ich und stellt Bildhaftes in einem Museum aus.“

Authentisches Bekenntnis zur Region
Allein der Standort des Museums in der ländlichen Urbanität spricht für die Authentizität seiner expliziten Verwurzelung in der unmittelbaren Umgebung: nicht in Bregenz, wie es ihm empfohlen wurde, sondern im Zentrum von Lauterach hat er sein Museum gebaut. Rohner: „Da drüben ist ein Bauernhof, dort ist das alte Vereinshaus, hier ist die Kirche und der Friedhof: Das ist unser Leben, vielleicht nicht das kosmopolitische, das man heute will, aber das ist unsere regionale Vielfalt, zu der die katholische Kirche, das Land Vorarlberg, aber auch Liechtenstein und die Ostschweiz gehören. Genau diese Verbindungen müssen wir pflegen.“

Offenheit für die Kirche
Alwin Rohner möchte mit seiner Ausstellung des Liechtensteiner Priesters, Künstlers und Politikers Anton Frommelt (1895-1975) auch ein positives Statement für die Kirche abgeben. Herr Rohner hat auch einen ganz persönlichen kirchlichen Bezug: „Mein Onkel Siegfried Rohner war der Pfarrer von Schwarzach. Er hat die Kirche dort renoviert. Ich halte die Schwarzacher Kirche übrigens für die schönste Kirche in Vorarlberg.“
Offenheit ist für Rohner eine existentielle Forderung an jeden Menschen. Er sagt: „Man muss auch offen sein für die Kirche! Entweder ich bin bei der römisch-katholischen Kirche dabei oder nicht.“ „Ohne Glauben“, da ist sich Rohner sicher, „ist es eine Katastrophe“. Wenn alle nach den zehn Geboten Gottes leben würden, dann bräuchten wir keine Gesetze mehr.“
Auf die Frage, warum es ein Haus wie das Rohnerhaus gibt, kommt Herr Rohner über den Hinweis auf das Politische jeder Kunst auf die prekäre Budgetlage des „Unternehmen Österreichs“ zu sprechen. Es ist bemerkenswert, dass er, genau wie der „Club of Rome“ schon in den 70er Jahren, das Konzept des Wirtschaftswachstums grundsätzlich in Frage stellt. Der ehemalige Wolfurter Betonfabrikant Rohner sagt: „Wir müssen lernen, ohne Wachstum zu leben. Wachstum lässt sich nur lukrieren, wenn ich jemand anderem etwas wegnehme.“
 
Im Rohnerhaus engagiert sich die ganze Familie
Alwin Rohner (Jg. 1939) hat sein idealistisches Lebenskonzept beibehalten. Er sagt: „Wir müssen für die Jüngeren ein Vorbild sein. Da ist er wie die Künstler, die er kauft und damit fördert, auch sie hatten die Idee, eine bessere Welt schaffen zu wollen. Das Rohnerhaus ist auch ein Familienbetrieb. Die Familie gilt dem Familienvater Rohner als die Kernzelle der Gesellschaft: „So soll das, was wir machen für die Gesellschaft, ein Vorbild sein. Meine zwei Töchter arbeiten mit, die Schwiegersöhne hängen die Bilder auf, und bei einer Vernissage ist die ganze Familie engagiert.“
Wolfgang Ölz

www.rohnerhaus.at

(aus KirchenBlatt Nr. 28 vom 18. Juli 2010)