„Karl wäre gern so cool wie Superman und so beliebt wie ein Rockstar. In Wirklichkeit ist Karl aber Mechaniker“. So beginnt der Film von und mit Jugendlichen der Pfarre Gisingen. Und seit Kurzem steht fest: Karl hat auch einen Sonderpreis gewonnen - für die kreative Auseinandersetzung mit den neuen Medien.

Simone Rinner

Die Jury des 18. Jugendprojektwettbewerbs im ORF-Landesstudio in Dornbirn wurde vor eine harte Wahl gestellt. Gleich zwölf Projekte glänzten mit Kreativität und viel Engagement - darunter auch der Kurzfilm „Karl wird echt“ der Pfarre Feldkirch - Gisingen. An zwei Nachmittagen drehten die Jugendlichen Anfang des Jahres gemeinsam mit Kaplan Gerold Reisinger den Film, der die falschen Masken in unserer Gesellschaft zum Thema hat.

Auszeichnungen
Dass sich der Einsatz gelohnt hat, bewiesen nicht nur der Sonderpreis beim Jugendprojektwettbewerb und die Auszeichnung mit der Silbernen Diana beim 24. internationalen Kurzfilmfestivals des  nichtkommerziellen Films am Klopeiner See, sondern auch über 3.000 Zugriffe auf das Video im Internet. Dabei fing das ganze Projekt mit der Idee von Reisinger an, statt des üblichen Theaterstücks am Sebastiantag etwas Neues zu probieren. Inspiriert durch eine Predigt und einen amerikanischen Film schrieb er das Drehbuch und fand in Maria Lässer vom Filmstudio Cheatless eine Verbündete. Gemeinsam adaptierten sie den Text, suchten Sponsoren und konnten Jugendliche motivieren, im Video mitzuwirken.

Jugend mit Biss
Begeistert zeigt sich Reisinger vom Engagement der Jugendlichen, die beim Dreh und der x-ten Wiederholung der Szene auch viel Geduld beweisen mussten. Das Thema an sich und die Art, wie es umgesetzt wurde, motivierten aber. Natürlich gehören Masken zum Menschsein, erklärt Reisinger, aber „es sollte uns Christen auszeichnen, dass wir keine Angst haben, so zu sein wie wir sind. Gott liebt uns, wie wir sind“, hält er fest.

Auf die Bühne
Zwölf Projekte wurden beim Jugendprojektwettbewerb Ende Oktober präsentiert. Vier von ihnen dürfen Vorarlberg nun im Internationalen Finale des Jugendprojektwettbewerbs vertreten, zwei weitere konnten sich über einen Sonderpreis freuen. Für die Jugendlichen sei es wichtig, dass es eine Plattform gebe, auf der sie ihre Arbeit präsentieren können, erklärt Reisinger. Im Fall von „Karl wird echt“ ist das nicht nur die Bühne, sondern vor allem auch das günstige Medium Internet. Angesichts der Produktionskosten, die von der Diözese Feldkirch, dem Jugendbeirat Feldkirch und Sponsoren mitfinanziert wurden, ein wichtiger Punkt.

Mehrwert
Für Reisinger ist das Video aber mehr als fünf Minuten und 54 Sekunden. Es rege zum Nachdenken an und vermittle auf sympathische und verständliche Weise christliche Werte. Ganz nebenbei hat das Projekt vielen Jugendlichen die Kirche wieder nahe gebracht. Eine Fortsetzung von „Karl wird echt“ ist zwar bereits in Planung, bis dahin müssen sich die Fans aber mit dem Erstlingswerk auf YouTube begnügen.

Kommentar

von Peter Marcel Ionian

Gläubig und normal

Die Präsentation der Jugendlichen aus Gisingen beim Landes-Projektwettbewerb war optisch ansprechend. Eine ganze Reihe Jugendlicher stand aufgefädelt nebeneinander. Sie  hielten großformatige Portraitfotos von sich selbst vor ihr Gesicht. Auf der Bühne führten Videos von Gerold Reisinger und Simone Nägele auf zwei iPads ein Gespräch miteinander. Diese Form sei eine kurzfristige Idee gewesen, so Reisinger. Aber sie war wirkungsvoll, und so hörte und schaute der volle Saal wie gebannt zu.

Auch inhaltlich konnten die Jugendlichen überzeugen. Reisinger betonte, dass es ihnen nicht um das Preisgeld ginge. Er zeigte sich dankbar dafür, Werte durch den Film und die Präsentation vermitteln zu können. Das war sympathisch und so zeichnete die Gruppe ein für manche Teilnehmer/innen wahrscheinlich ungewohntes Bild moderner, junger, in der heutigen Welt verwurzelter Christen. Sie bewiesen, dass man gläubig sein kann und gleichzeitig auch ganz normal.

Die Rollen wurden derart aufgelöst, dass eine Besucherin in der Pause fragte, ob es sich beim Kaplan wirklich um einen Priester handle oder ob er nur ein Schauspieler war. Gemeinsam Filme zu machen bietet die Möglichkeit, sich mit eigenen Fähigkeiten und Interessen einzubringen, sich mit einem Thema auseinander zu setzen und Teamwork zu erleben.