Das Frauenmuseum Hittisau hat sich in der Vorarlberger Kulturlandschaft bestens etabliert. Seit 10 Jahren bemüht es sich, das Kunst- und Kulturschaffen von Frauen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zum Jubiläum zeigt das Museum nun eine Ausstellung über eine Frau, die kaum einer kennt, obwohl ihr Wirken ganze Generationen geprägt hat. Die Rede ist von der Illustratorin Susi Weigel, die gemeinsam mit Mira Lobe weltberühmte Kinderbücher geschaffen hat und von 1952 bis zu ihrem Tod 1990 in ihrer Wahlheimat Bludenz lebte.

Von Susanne Emerich und Klaus Gasperi

Weigel SusiPopulär und trotzdem unbekannt. Manche ihrer Titel sind noch heute vielen geläufig wie „Das kleine ICH bin ICH”, „Die Omama im Apfelbaum” und „Die Geggis”. Von Südafrika bis Korea, von China bis in die Türkei, das Team Mira Lobe und Susi Weigel erzielte mit seinen Bestsellern Millionenauflagen. Doch während die Autorin Mira Lobe weltberühmt wurde, blieb die Illustratorin stets im Hintergrund. Dabei lebte die Wienerin Susi Weigel fast 40 Jahre in Bludenz, da die lebenslustige, aber öffentlichkeitsscheue Künstlerin in zweiter Ehe mit einem Vorarlberger verheiratet war. Immer wieder wurde sie weltweit mit bedeutenden Preisen geehrt.

Ein unverwechselbarer Stil. Geboren im Kriegsjahr 1914 übersiedelte Susi Weigels Familie bald nach Wien. Schon früh zeigte sich ihr zeichnerisches Talent. Susi Weigel studierte an der Kunstgewerbeschule und an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien. Sie war auch als Werbegrafikerin und Trickfilmzeichnerin tätig. Aus der Zeit des Nationalsozialismus ist ihre antifaschistische Haltung mehrfach belegt. Susi Weigel entwickelte schon früh einen sehr persönlichen, unverwechselbaren Illustrationsstil: Meist verband sie Collagen aus geschnittenem und gerissenem Papier mit kolorierten Zeichnungen. Nach dem Kriegsende begann sie für „Unsere Zeitung”, die erste Kinderzeitung Österreichs, im Auftrag des KPÖ-nahen Globus-Verlags zu arbeiten.

Ein Afrikaner in Tirol. Weigel war eine der meistbeschäftigten Zeichnerinnen der Zeitschrift mit Hunderten Illustrationen und Titelblättern. Besonders erfolgreich war ihre Serien über eine kleine pfiffige Maus, die in witzigen Episoden anderen zu Hilfe kommt (die „Pipsi-Maus” mit Texten von Friedl Hofbauer). Berühmt wurde auch die Serie „Sambo” über einen kleinen farbigen Jungen, der auf seiner Weltreise bis nach Tirol kommt (Text: Lilli Weber-Wehle).
Durch ihre Arbeit im Globus-Verlag lernte Susi Weigel auch Mira Lobe kennen - der Grundstein für eine äußerst erfolgreiche  Zusammenarbeit war gelegt. Am bekanntesten ist wohl “Das kleine ICH bin ICH”, dessen deutschsprachige Ausgabe bis zu Susi Weigels Tod im Jahre 1990 mehr als 200.000 mal verkauft wurde.

Gemeinsam sind wir stark. Die Illustrationen von Susi Weigel spiegeln ihre Menschlichkeit und ihre Lebenslust wider und haben das kulturelle Gedächtnis und vor allem das Empfinden von Generationen geprägt. Im Mittelpunkt ihres Werks steht die Nähe zum Menschen. Die Aussagekraft und die Botschaft der Kinderbücher von Mira Lobe und Susi Weigel sind unumstritten. Zwei zentrale Themen ziehen sich wie ein roter Faden durch die Bücher: „Gemeinsamkeit“ lautet das eine: Wenn alle zusammen helfen, ist auch das Unmögliche machbar.

„Kinder als Helden“, ist das zweite zentrale Thema. Durch Mut und Einfallsreichtum kann schlussendlich jedes Problem gelöst werden. Mit dieser optimistischen Grundhaltung haben die „Mira-Susi-Bücher” des Künstlerduos Lobe-Weigel das Selbstbewusstsein unzähliger Kinder geprägt. Man denke nur an „Das kleine ICH bin ICH“, das im Laufe der Geschichte zur Selbstakzeptanz und zur Wertschätzung der eigenen Persönlichkeit findet - in der Pädagogik der frühen 70er-Jahre war das noch keineswegs ein selbstverständliches und allgemein akzeptiertes Erziehungsziel: „Aber dann bleibt das Tier mit einem Ruck, mitten im Spazierengehen, mitten auf der Straße, stehen, und es sagt ganz laut zu sich: Sicherlich gibt es mich: ICH BIN ICH! Auch der Laubfrosch quakt ihm zu: Du bist du! Und wer das nicht weiß, ist dumm! Bumm.

Ein Frauen-Schicksal? Schaut man allerdings in die Vorarlberger Landschaft, scheint es Susi Weigel gar nicht gegeben zu haben. In ihrer Wahlheimat Bludenz erinnert derzeit nichts an die weltberühmte Künstlerin. Immerhin wurde vor kurzem bekannt, dass im nächsten Jahr eine Kinderbetreuungsstätte nach Susi Weigel benannt werden soll. Vor diesem Hintergrund will die Ausstellung Susi Weigels Wirken ins rechte Licht setzen und wirft die Frage auf: “Was braucht es, damit das qualitativ hochwertige Schaffen von Frauen die ihm gebührende Anerkennung findet?”

 
Sommerausstellung in Hittisau

Das Frauenmuseum Hittisau zeigt noch bis zum 26. Oktober die Ausstellung “Susi Weigel. ICH bin ICH. Trickfilmzeichnerin und Illustratorin”.

  • Öffnungszeiten: Do 15-20 h, Fr 14-17 h, Sa/So 10-12 h und 14-17 h
  • Eintritt: € 4 ; Führungen nach telefonischer Absprache unter T +43 664 88431964. Der Eintritt für Kinder ist frei.

 
Buchtipp

Das Bild rechts oben stammt aus dem Buch “Das Schlossgespenst”. In dieser witzigen Geschichte leidet das kleine Schlossgespenst unter Einsamkeit. Also gibt es folgende Anzeige auf “Schlossbewohner - dringend gesucht”. Bald stellt sich ein Maler mit seinen Haustieren ein. Die Geschichte ist eine liebevolle Hommage an das Thema “Freundschaft” und ermutigt dazu, die Welt bunt anzumalen.

  • Mira Lobe, Das Schlossgespenst, illustriert von S. Weigel, Arenaverlag, ab 6 Jahren, € 5,20

 
Linktipp

(Aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 32/33 vom 15./22. August 2010)