Anny Drexel (88) blickt auf 25 Jahre Entwicklungshilfe-Gruppe Hohenems zurück. In Ndubia in der nigerianischen Diözese Abakaliki hat die Hohenemserin mit maximalem persönlichen Einsatz für die ganze Region Igbeagu eine positive Entwicklung in Gang gesetzt.

Bild: Anny Drexel mit Altbischof Dr. Elmar Fischer und Pfarrer Isaak Ogba vor Ort (Mitte)

Wolfgang Ölz

Als Anny Drexel 1990 als Diplomkrankenschwester in Pension ging, besuchte sie den ehemaligen Priesterstudenten der Pfarre Hohenems St. Karl, Obiora Ike, der im nigerianischen Enugu das „Institut für Gerechtigkeit und Frieden“ gegründet hatte. Vor Ort machte sie einen Abstecher zu einem verlassenen Krankenhaus. Da das Dornbirner Stadtspital eben umrüstete, konnte medizinisches Material wie Krankenbetten, Operationsutensilien und vieles mehr diesem  ehemaligen, aufgelassenen St. Vincent Hospital zur Verfügung gestellt werden.

Ein Vorzeige-Krankenhaus
Anny Drexel erzählt stolz: „Dieses Spital wurde zu einem Vorzeige-Krankenhaus mit verschiedenen Abteilungen, dauernd anwesenden Ärzten und gut ausgebildeten Krankenschwestern und Hebammen.“ Drexel, die in ihrer beruflich aktiven Zeit in der Frauenheilkunde tätig war, lag die Wochen- und Geburtenstation besonders am Herzen: „Die Kindersterblichkeit von ca. 50 Prozent und die Müttersterblichkeit von 16 Prozent konnten drastisch gesenkt und damit viel Leid, Not und Tod verhindert werden.“

Eine Kirche für 1800 Gläubige
Ein weiteres Projekt der Entwicklungshilfe-Gruppe Hohenems ist die diözesane Katechistenschule in Ikwo, die am 1. Oktober 2016 ihren Betrieb aufgenommen hat. Es gab außerdem Aktionen wie „Ein Bett für Kinder“ oder die Aktion „Fahrrad“. Vor allem die Bautätigkeit war enorm: „Wir bauten neben 60 kleinen und großen Häusern zwei öffentliche, große Schulen und drei große Kirchen.“ Unvorstellbar für mitteleuropäische Verhältnisse ist etwa die Tatsache, dass die große Catherine-Drexel-Kirche Sonntag für Sonntag 1800 Gläubige zur Feier der Eucharistie versammelt. Anny betont auch das gute Einvernehmen mit dem dortigen Bischof Dr. Michael Okoro und Ortspfarrer Isaak Ogba.

Selber im Visier der Terroristen
Zwar ist die Terrormiliz Boko Haram nur im Norden Nigerias aktiv, Anny Drexel geriet aber auch schon ins Visier von skrupellosen Gewalttätern, die Missionsstationen überfallen. Obwohl sie Todesangst und beinahe Traumatisches vor den Gewehrläufen der Verbrecher erlebt hatte, zog es sie - sogar noch im selben Jahr des Vorfalles - „wie an einem Gummiband“ immer wieder nach Ndubia, um ihr Werk zu vollenden. Mittlerweile können die Menschen vor Ort das Begonnene gut selbstständig fortsetzen. Die 88-Jährige sagt aber: „Wenn ich heute nach Abakaliki müsste, hätte ich meine Sachen dafür bis Mittag gepackt.“

Hilfe aus Vorarlberg
Ganz wichtig ist Anny Drexel ein großes „Danke“ auszusprechen: Angefangen von der großen Spendenbereitschaft der Vorarlberger Bevölkerung und der Vorarlberger Landesregierung sowie Sachspenden der Krankenhäuser Hohenems und Dornbirn bis hin zur Diözese Feldkirch, den Bischöfen Elmar Fischer und Benno Elbs sowie Handwerksmeistern wie Werner Ilg, Helmut Dold  und Friedrich Engstler. Anny Drexel berichtet: „Durch die gute Zusammenarbeit mit der dortigen Bevölkerung und den freiwilligen Einsätzen unserer Facharbeiter in verschiedenen Sparten, kam es zu einem großen Fortschritt. Unsere Meister konnten den dortigen Handwerkern gute Tipps geben und lehrten sie das Maurern und Bauen von Dachstühlen.“ Jede Spende und jedes persönliche Engagement stimmt Anny Drexel sehr dankbar. Sie sagt: „Gott lohne es jedem Einzelnen mit seinem reichen Segen!“
Anny Drexel blickt zufrieden auf ihr Engagement zurück: „In diesen 25 Jahren habe ich dieses weit entfernte Land mit einer total anderen Kultur, einer anderen Sprache und einem anderen Klima kennen und lieben gelernt und bin ihm und seinen Einwohnern sehr verbunden.“

(aus dem KirchenBlatt Nr. 3 vom 19. Jänner 2017)