Vorarlberger betreiben Ausbildung der Ausbildner in einer Berufsschule in Nigeria. Bericht von Dietmar Steinmair.

Bild rechts: Die gebrauchten aber funktionstüchtigen Maschinen der Lehrwerkstätten haben Vorarlberger Unternehmen gespendet.

zur Sache: VTTC-Enugu in Nigeria

Vorarlberger Know-How trifft auf lernwillige afrikanische Jugendliche. Damit  daraus ein dauerhaftes Projekt entsteht, braucht es Organisationstalent und gute Kontakte. Und zuallererst engagierte Menschen. Das FidesCo-Projekt „VTTC - Enugu“ in Nigeria zeigt, wie es gehen kann.

Hugo Ölz ist Berufsschulinspektor in Ruhestand. Der Hohenemser dachte aber nicht daran, ihn untätig zu genießen. Seit mehr als 10 Jahren leitet er den Aufbau einer Lehrwerkstätte in Enugu, der Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates im Süden Nigerias. Dieser Bundesstaat ist knapp dreieinhalb mal so groß wie Vorarlberg, hat aber zehnmal so viele Einwohner.

Die Kontakte zu Enugu entstanden durch Obiora Ike, den die Pfarre Hohenems St. Karl während seines Theologiestudiums in Österreich unterstützt hatte. Heute ist Ike Caritas-Direktor der Diözese Enugu.
Ausbildung. Die Lehrwerkstätte „VTTC – Vocational Technical Training Center“ bietet eine zweieinhalbjährige Berufsausbildung für Schlosser und Elektriker. Derzeit lernen 30-35 Lehrlinge. Fast alle der 130 Männer und Frauen, die seit 2001 ausgebildet wurden, haben eine gute Arbeitsstelle gefunden. Im Herbst startet eine Lehrwerkstätte für Automechanik und Landmaschinen. Bis 2013 soll eine Lehrtischlerei aufgebaut werden.

Selbstfinanzierung
Die Ausbildung wird durch Volontäre der Entwicklungsorganisation „FidesCo“, durch Berufsexperten aus Vorarlberg und durch ein einheimisches zehnköpfiges Projektteam gewährleistet. Die laufenden Ausgaben erwirtschaftet das VTTC inzwischen schon fast zur Gänze selbst: durch Schulgelder und zum größten Teil durch Auftragsarbeiten für Pfarreien, Schulen, die Diözese, die Regierung aber auch für Private.

Geräte gesucht
Der Projektstart vor zehn Jahren wurde durch Geld- und Sachspenden aus Österreich finanziert. Hugo Ölz selbst wird mit einem befreundeten Schlossermeister Mitte Februar für drei Wochen wieder nach Nigeria aufbrechen. Eine Blech-Schlagschere und eine Blech-Biegepresse, letztes Jahr von Vorarlberg nach Enugu geliefert und aufgestellt, sollen nun in Betrieb genommen werden.
Für die Automechaniker- und Tischlerwerkstätten gibt es bereits Zusagen für einige Werkzeuge und Gerätschaften. Mobile Werkzeugwagen und zwei Hebebühnen müssen aber voraussichtlich gekauft werden. Noch vor dem Sommer, so hofft Hugo Ölz, soll ein weiterer Container Richtung  Enugu auf den Weg geschickt werden.

ZUR SACHE

Hand, Hirn, Herz
Die Lehrwerkstätten in Enugu sind für Hugo Ölz mehr als nur ein Ausbildungsbetrieb. Neben der Ausbildung in Praxis und Theorie geht es auch um die Persönlichkeitsbildung, nach dem Motto „Hand, Hirn, Herz“. Auftragsarbeiten helfen nicht nur, den Betrieb zu finanzieren. „Das VTTC unterstützt durch die Kompetenz im Schlosserbereich junge Pfarreien im Aufbau maßgeblich“, so Ölz. Für verschiedene Pfarren wurden Fenster und Türen, ein Wasserhochbehälter oder Kirchenfenster gefertigt.

Angesprochen auf die derzeitige Situation in Nigeria, bestätigt Ölz, dass die Benzinpreiserhöhung am Beginn des Jahres zu großen Unruhen geführt hat. „Wie sich dies auf unsere Arbeit auswirkt, weiß ich noch nicht“, so Ölz. Eine Teuerungswelle würde auch die Arbeit im VTTC und die Zielsetzung „Ein Projekt, das sich selbst erhalten kann“ erschweren.

Dass der islamistische Fanatismus vor allem im Norden Nigerias wächst, bestätigte auch Obiora Ike in einer E-Mail vor einigen Wochen. „Wir sind in Nigeria zur Zeit mit der innenpolitischen Situation beschäftigt. Wir hoffen auf eine Entschärfung der Lage, denn wir sind Hoffnungsmenschen. Enugu ist derzeit ruhig.“
Hugo Ölz will gerade in einer solchen Situation die Menschen in Enugu nicht allein lassen: „Daher auch unsere weitere Entwicklungszusammenarbeit: klein, konkret, zukunftsorientiert, persönlich, ganzheitlich. Es geht eigentlich darum: Freud und Leid zu teilen.“

VTTC - Enugu / Nigeria

FidesCo ist eine internationale, katholische Hilfsorganisation, die Volontäre zu Entwicklungsprojekten entsendet. In Zusammenarbeit mit der örtlichen Diözese hat FidesCo Österreich in Enugu bisher zwei Lehrwerkstätten aufgebaut.

Aktuell werden für die neue KFZ-Lehrwerkstätte und die geplante Lehrtischlerei gut erhaltenes Werkzeug bzw. funktionstüchtige Maschinen und Geräte gesucht.

Kontakt und Informationen:

Hugo und Marianne Ölz, Hohenems.
T 05576 73005   E-Mail oelz.mozartstrasse@utanet.at

www.fidesco-international.org

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