Wer will denn noch im Sandkasten spielen, wenn man ein ganzes Schwimmbecken voll Reis haben kann? Dieser Meinung sind auch die Kinder in der „Purzelbaumgruppe“ im Pfarrzentrum in Höchst. Dort ist das Spielbecken nämlich ein kleines Highlight für Simon, Anna, Luis und Johannes.

Nummer 3/4 der Serie zur Elternbildung

Simone Rinner

„Tschu-tschu-tschu die Eisenbahn“ kann man die beiden Gruppenleiterinnen und die Mütter der Purzelbaumgruppe singen hören. Und nur wenig später sieht man ihn auch: den Holzzug mit der langen Schnur, an der  sich nicht nur die Erwachsenen, sondern auch die Kinder festhalten, um von der Garderobe in den Spielraum zu gelangen. Ein Ritual, das sich jeden Montag wiederholt.

Ganz ohne Schienen
Anna sitzt schon in einem Kreis auf ihrem Kissen, das sogar ihren Namen trägt und wartet geduldig mit dem Bären Bruno. Weil heute krankheitsbedingt nur vier Mutter-Kind-Paare statt der üblichen acht erschienen sind, darf auch er bei den Spielen und Liedern mitmachen. Eine viertel Stunde lang wird gemeinsam gesungen, gebastelt und jedes Kind darf sich ein Spiel wünschen. Anschließend fährt der Zug in das Nebenzimmer, in dem eine Mutter bereits das gemeinsame Frühstück aufgetischt hat. Die Themen beim Frühstückstisch drehen sich heute um vergangene Veranstaltungen, welcher Arzt wohl der beste ist und natürlich um die Kinder.

Entspannte Atmosphäre
Während sich die Gruppenleiterin Bettina Pola mit den Kindern zum Spielen zurückzieht, eröffnet Nicole Lampacher im Nebenzimmer den Elternkreis. Heute stehen „Farben und ihre Wirkung“ auf dem Plan, aber auch Ernährung, Durchschlafen bei Kindern, Sprachentwicklung, Tipps für Geburtstagsfeiern und Ausflüge oder das Setzen von Grenzen waren schon mal Thema. Für Abwechslung sorgen dabei nicht nur die beiden Gruppenleiterinnen, sondern auch die Eltern, die entweder aus einem Themenpool mit 15 Vorschlägen aussuchen oder selber ihre Interessen einbringen können.

Offene Türen
Nebenan spielen die Kinder in ihrem Reis - die Türen, die immer offen bleiben um schnell bei der Mama zu sein, brauchen sie heute nicht. Ein Zeichen, dass sie sich wohl fühlen, weiß Pola, die diese Entwicklung im Rahmen der Zehnerblöcke der Gruppen immer wieder beobachten kann. Gelegentliche Lacher durchdringen die angeregten Diskussionen der Eltern. Und bald wird der Zug wieder losfahren.

Zur Sache

Seitenwechsel

„Es hat mir so gut gefallen“, erklärt die Gruppenleiterin Nicole Lampacher, warum sie in der Purzelbaumgruppe „die Seiten gewechselt“ hat. Von der begeisterten Mama zur engagierten Leiterin. Zufällig fing damals ein Lehrgang an und Lampacher nutzte die Chance. Seit fünf Jahren arbeitet sie nun in Zehnerblöcken mit jeweils acht Mamas und ihren Kindern. Was ihr dabei am besten gefällt? „Andere Mütter und ihre verschiedenen Ansichten sowie Einstellungen kennenzulernen.“ Und, fügt ihre Kollegin Bettina Pola hinzu, „das kombinierte Arbeiten mit Mamas und Kindern.“

Purzel - was?
In einer Purzelbaum Eltern-Kind-Gruppe treffen sich Mütter oder Väter mit ihren Kleinkindern bis zu vier Jahren. Die zehn Treffen finden verbindlich in einer geschlossenen Gruppe zu je zwei Stunden statt. Geleitet wird die Gruppe von mindestens einer Gruppenleiterin, die einen Lehrgang im Bildungshaus Batschuns absolviert hat. Während die Kinder nebenan spielen, sprechen die Eltern über Themen, die sie interessieren und hören auch Vorträge von Referent/innen. Unterstützt werden die Purzelbaum-Gruppen von der Elternbildung des Katholischen Bildungswerks (KBW). Diese stellt nicht nur Materialkoffer, sondern auch die Räumlichkeiten zur Verfügung und organisiert drei Mal im Jahr ein Treffen der Leiterinnen, bei dem sie ihre Erfahrungen austauschen können.

Weitere Informationen für Eltern und potentielle Leiter/innen finden Sie unter
www.elternbildung-vorarlberg.at