Schöne Aussichten! Was die "Familienbeihilfe Neu" betrifft, heizt sich die Diskussion um die Zukunft der Familien immer mehr auf. Experten warnen vor einer Benachteiligung von Mehrkindfamilien.

von Simone Rinner

Österreich ist ja bekanntlich die „Heimat großer Töchter und Söhne“ - zumindest werden sie in der Bundeshymne entsprechend gewürdigt. Im wahren Leben sieht die Förderung der Nachkommen etwas anders aus und sorgt für Gesprächsstoff.

„Vereinheitlichen und vereinfachen“, so lässt sich die geplante Totalreform der Familienförderung zusammenfassen, die im wesentlichen drei Schwerpunkte enthält: Die Geld- und Steuerleistungen sollen zusammengeführt und in eine „Familienbeihilfe Neu“ umgewandelt werden. Zweckgebundene Gutscheine und ein Ausbau der Kinderbetreuungsplätze komplettieren das Konzept.

Inakzeptabel
Eine Benachteiligung von Mehrkindfamilien und Eltern mit älteren Kindern ortet der Obmann des Vorarlberger Familienverbandes, Mag. Andreas Prenn, im Vorhaben von Arbeiterkammer (AK) und Industriellenvereinigung (IV). „Für uns ist es inakzeptabel, dass die Geschwister- und Altersstaffel bei der ,Familienbeihilfe Neu‘ wegfällt, da ein Pauschalbeitrag von 210 Euro pro Monat eindeutig Mehrkindfamilien benachteiligt“, erklärt er. Diese müssen gefördert und nicht schlechter gestellt werden.

Ohne Kinder keine Zukunft!
Ähnlich sieht es auch der Fachbereichsleiter von Existenz&Wohnen und Familienarbeit der Caritas Vorarlberg, Michael Natter. Österreich liege mit einer Geburtenrate von 1,44 Kinder pro Frau deutlich unter dem EU-Schnitt. Jungen Menschen müsse beispielsweise durch eine finanziell tragbare Absicherung mehr Anreiz gegeben werden, eine Familie zu gründen. „Darum ist uns als Caritas ein umfassendes und zukunftsweisendes familienpolitisches Konzept bzw. eine Reform sehr wichtig, die eine kinder- und familienfreundliche Gesellschaft zum Ziel hat“, bekräftigt er.

Punktgenau
Auch wenn es um die Familienleistungen geht, schneidet Österreich laut der im April 2011 veröffentlichten OECD-Studie mit dem 16. Platz nicht besonders gut ab. Besonderes Augenmerk sollte angesichts der aktuellen Wirtschaftslage auf die ärmeren Familien gelegt werden. Es sei nicht relevant wie das Geld verteilt werde, erklärt der Leiter des Ehe- und Familienzentrums der Katholischen Kirche Vorarlberg, Stefan Schäfer. „Wichtig ist eine punktgenaue Hilfe, damit auch finanziell schwächere Familien für die Erziehung der Kinder und den Alltag Unterstützung erhalten“, betont er. Armutsgefährdete Familien würden weder einseitige Konzepte, noch Almosen und Gutscheine benötigen, bekräftigt auch Natter. Ein Schritt wäre laut Prenn die Valorisierung der Familienbeihilfe, denn trotz einer Inflationsrate von 50 Prozent wurde die Familienbeihilfe in den letzten 20 Jahre nur um 11 Euro erhöht - ein Werteverlust von 37 Prozent. Es stellt sich die Frage: Wie viel ist Österreich die Familie wert?