Kinder oder Enkel, die tobend auf dem Boden liegen und sich weigern weiterzugehen, sind für die meisten Menschen kein fremdes Bild. Der Autor und Journalist Dieter Buck hat ein Buch verfasst, das sich mit eben diesem Thema befasst: Wandern mit Kindern.

Das Gespräch mit dem Autor Dieter Buck führte Simone Rinner

Warum haben Sie ein Buch für Wanderungen mit Kindern geschrieben?
Es gibt jede Menge Wanderführer über die herrliche Bergwelt Vorarlbergs, nur über Wandern mit Kindern gibt es nichts. Da ich zwar jede Menge Bücher schreibe - aber nicht als reiner Selbstzweck - sondern auch immer eine Verpflichtung dahinter sehe, hat es mich gereizt, dieses interessante Thema anzupacken.

Worin unterscheidet sich denn das Wandern mit Kindern vom „normalen“ Wandern?
Wandern mit Kindern bedeutet eines: Nicht das Ziel ist das Ziel, sondern der Weg ist das Ziel. Ein Erwachsener kann alles Mögliche auf sich nehmen, um das Ziel, z.B. einen Gipfel, zu erreichen. Einem normalen Kind ist das egal. Hier ist der Weg das Ziel. Und dieser Weg muss interessant und kurzweilig sein. Gehen um des Gehens willen ist genau das, was ein Kind nicht will.

Wie kann man bei Kindern die Lust am Wandern wecken?
Man muss auf das Kind eingehen, ihm etwas Interessantes bieten, es ernst nehmen, auch in seinen Vorlieben und Wünschen. Wandern muss spielen sein, nur halt unterwegs. Das Kind nur „mitzuschleppen“ ist falsch, auch wenn man z.B. die Länge kindgerecht wählt. Das Kind muss sich und seine Wünsche und Vorlieben ernst genommen fühlen. Dazu gehört auch, einige Meter vor dem Gipfel umzukehren, wenn das Kind keine Lust mehr hat. Was soll es auch - Gipfel hin oder her. Mir selbst gibt das auch nicht allzu viel. Eine schöne Strecke finde ich viel wichtiger.

In Ihrem Buch betonen Sie, wie wichtig „Wandern mit allen Sinnen“ ist. Wie geht das?
„Wandern mit allen Sinnen“ bedeutet für mich, dass man nicht nur stur vor sich hin marschiert, sondern dass man die Natur und die Umgebung, die Geräusche, die Gerüche, die Formen und Vielfalt der Natur - der Geologie und der Flora vor allem -, bewusst aufnimmt. Das gibt auch dem Erwachsenen etwas, man hat dadurch viel mehr von einer Tour, als wenn man nur stur auf den Gipfel hineilt - um vielleicht ein Kreuz mehr im persönlichen Gipfelbuch abhaken zu können.

Was sollte man beim Wandern mit Kindern noch beachten?
Grundsätzlich finde ich wichtig, die Wanderung auf das Kind auszurichten und jedem persönlichen Ehrgeiz abzuschwören. Nur wenn es dem Kind Spaß macht, geht es gerne und ohne zu quengeln mit. Und nur dann macht es auch den Erwachsenen Spaß. Reine „Erwachsenenwanderungen“ kann man nach der Kinderphase ja noch lange genug machen. Nichts ist schlimmer, als ein quengelndes, unzufriedenes Kind stundenlang mitzuschleppen - am Schluss sind alle unzufrieden.
Mit einem Unterschied: Das Kind ist kurz nach der Ankunft zuhause wieder putzmunter und will spielen, dem Erwachsenen hängt ein missglückter Ausflug aber noch lange nach. Das durfte ich auch aus eigener Erfahrung lernen. Nobody is perfect, oder?

Titel-Wandern mit KindernDas Wandern ist des Müllers Lust

Rund siebzig Wander- und Reiseführer sowie Bildbände hat Dieter Buck im Lauf seiner Karriere bereits publiziert.
Der 1953 geborene Reisejournalist und Fotograf veröffentlicht zudem in Zeitungen sowie Magazinen und ist als Wander- und Reiseexperte Redaktionsleiter der Zeitschrift „Schwaben Alpin“. In der aktualisierten und um rund 20 brandneue Touren ergänzten Neuausgabe seines erfolgreichen Wanderführers stellt Buck 50 abwechslungsreiche, familienfreundliche Wanderrouten in Vorarlberg vor. Karten, Erklärungen rund um Sehenswürdigkeiten sowie Tipps zur spielerischen Gestaltung des Wandererlebnisses runden das Buch ab.

Dieter Buck: Vorarlberg: Mit Kindern unterwegs.
Tyrolia-Verlag, Innsbruck-Wien.
€ 15,95