Kinder, denen vor Spannung und Begeisterung der Mund offen steht. Die ganz gebannt nur einer Person zuhören, ihre Umgebung vergessen und die vor allem eines sind: Ganz Ohr! Das ist das neue Lesepaten-Projekt.

„Vor dem Lesen kommt das Vorlesen“ - so lautet das Konzept des neuen Projekts „Ganz Ohr!“, welches im Frühjahr 2012 in Vorarlberg starten wird. Die Idee dahinter ist bestechend einfach: Sogenannte „Lesepaten“ lesen ca. zwei Mal im Monat einer kleinen Gruppe von Kindern in den örtlichen Bibliotheken vor und wecken in ihnen - so der Plan - die Lust am Lesen.

Auf der Suche nach Lesepaten
„Viele Kinder kommen heute nicht mehr in den Genuss des Vorlesens“, erklärt Eva Corn von der Pfarrcaritas. Gemeinsam mit dem Katholischen Bildungswerk/Fachstelle Bibliotheken, der Landesbüchereistelle und dem Bibliotheksverband Vorarlberg stellt sie das Projekt auf die Beine. Derzeit befindet sich Corn auf der Suche nach Lesepat/innen und an die werden natürlich hohe Ansprüche gestellt.

Die Wunschliste an die Lesepaten
Begeisterung, Zeit, Zuwendung, Geduld mit sich selbst und den Kindern sowie Phantasie wünscht sich Eva-Maria Hesche von der Fachstelle Bibliotheken der Katholischen Kirche Vorarlberg von den Lesepat/innen. Kein Wunder, schließlich sollten sie die Geschichten lebendig werden lassen und bei den Kindern die Freude am Lesen wecken.

Ein interaktives Erlebnis
Bei dieser anspruchsvollen Aufgabe stehen sie natürlich nicht alleine da. Unterstützung erhalten sie von der Caritas, die die Lesepat/innen begleiten und betreuen wird. Kompetente Einführung, Austauschtreffen, Versicherungsschutz, Betreuung durch eine Koordinatorin und Fahrtspesenersatz verstehen sich dabei von selbst. Damit das Vorlesen für die Kinder auch ein interaktives Erlebnis wird, werden die Lesepat/innen in einem eintägigen Workshop im Bereich Leseerziehung vorbereitet.  Die Kindergarten- und Vorschulkinder sollen in die Geschichten mit eingebunden werden, nachfragen oder auch eigene Erlebnisse erzählen.

Abenteuer erleben
„Mit dem Projekt wird ein Raum geschaffen, in dem Kinder positive Erlebnisse mit Büchern erhalten, die die Sehnsucht wecken, selbst Lesen zu lernen und in die spannende Welt der Bücher einzutauchen. Und durch das Vorlesen der Geschichten wird die Sprachentwicklung und der Wortschatz der Kinder erweitert“, stützt sich Corn auf Ergebnisse des „Stuttgarter Vorleseprojekts“. „Das Vorlesen ermöglicht einen engen Kontakt zwischen Erwachsenen und Kindern, ein gemeinsames Er- und Durchleben von Abenteuern im Buch, kurz ein ‚Gesamterlebnis des Lesens´“, beschreibt Hesche persönliche Aspekte des Pilotprojektes. Und zu sehen, wie der Vorleser oder das Kind, dem vorgelesen wird, reagiert, könne durch nichts ersetzt werden.

Ganz Ohr
Eine Besonderheit des Projekts ist die Tatsache, dass die Eltern während des Vorlesens beim Vorleseort, der Bibliothek, bleiben sollten. Ob sie dabei die Angebote der Bibliothek nutzen, sich die Zeit vertreiben oder zuschauen und Neues lernen wollen, bleibt ihnen überlassen. Wir sind ganz Ohr.


Zur Sache

Vor dem Lesen kommt das Vorlesen

Das Vorlesen kennen die meisten noch aus der Kindheit, in denen uns Eltern oder Großeltern in die Welt der Bücher entführten. Eine Tradition, die in manchen Familien verloren gegangen scheint. Das Projekt „Ganz Ohr“ knüpft an diese Tradition an und eröffnet Kindern im Kindergarten- und Vorschulalter die Möglichkeit, unkompliziert mit Büchern in Kontakt zu treten.

Wie funktioniert „Ganz Ohr“?
Ein Lesepate, der vom Katholischen Bildungswerk (KBW)/Fachstelle Bibliotheken mittels Workshop und Weiterbildung im Bereich Leseerziehung geschult wird, liest einer kleinen Gruppe von ca. fünf Kindern aus einem Buch seiner Wahl vor. Das Vorlesen findet in einer öffentlichen Bibliothek statt, in der auch die Eltern zugegen sind. Das positive Erlebnis des Vorlesens soll die Kinder dazu animieren, selber lesen lernen zu wollen.

Lesepaten gesucht!
Bei „Ganz Ohr“ handelt es sich zwar noch um ein Pilotprojekt, dennoch konnten bereits die Bibliotheken in Feldkirch, Götzis, Altach und Rankweil als Vorleseorte gewonnen werden. Finanziert werden die Weiterbildung der Lesepat/innen und die Workshops im Rahmen des Projekts vom KBW und der Landesbüchereistelle. Nun fehlt nur noch eines: die Lesepat/innen.

Erfolge
„Vorbild“ für das Projekt bildet das „Stuttgarter Vorleseprojekt“, welches seit 2008 läuft und bereits Erfolge für sich verbuchen kann. Demnach stieg bei einem Drittel der Kinder die Lesemotivation an, bei zwei Dritteln verbesserte sich sogar das Interesse am Sprachverhalten.

Informationsabend für interessierte Lesepat/innen
Mi, 18. Jänner 2012,  19 Uhr, Caritashaus Feldkirch, Wichnergasse 22.
Infos: Eva Corn, Pfarrcaritas, T 05522 200-1055, E eva.corn@caritas.at