Familien- und Scheidungsberatung des EFZ bietet Auswege und Perspektiven

Bild rechts: Gemeinsam beraten die Juristin Veronika Hagleitner (links) und die Psychotherapeutin Bettina Ganahl.

Winter ade! Scheiden tut weh“, heißt es in einem bekannten Volkslied. Scheidung oder auch Trennung tun nicht nur weh, sondern stellen viele Menschen vor Hindernisse, die sie alleine kaum bewältigen können. Wie man mit Situationen wie diesen juristisch und persönlich am besten umgeht, zeigt die Familien- und Scheidungsberatung.

Simone Rinner

Die Schmetterlinge im Bauch sind weitergezogen, die große Liebe ist zerbrochen und die langjährige Beziehung vorüber. 43 Prozent der Ehen in Vorarlberg werden geschieden - das ergab eine Erhebung der Statistik Austria für das Jahr 2011. „Trennung und Scheidung sind Ausnahmesituationen im Leben“, hält die Psychotherapeutin Bettina Ganahl fest. „Aber die Krise kann eine Chance für einen Neuanfang sein.“ Gemeinsam mit der Juristin Mag. Veronika Hagleitner bietet sie im Rahmen des Ehe- und Familienzentrums Familien- und Scheidungsberatung an den Bezirksgerichten an. Und damit auch Auswege und Perspektiven.

Guter Rat ist kostenlos
Eine Scheidung oder Trennung ist meist nicht nur eine enorme finanzielle Belastung, sondert fordert von den Betroffenen auch emotional viel ab. Das familiäre Beziehungssystem wird erschüttert, der Alltag muss ganz neu geregelt und die Trennung verarbeitet werden. Dass guter Rat nicht teuer sein muss, beweist die kostenlose Familien - und Scheidungsberatung parallel zu den Amtstagen der Bezirksgerichte in Feldkirch, Dornbirn und Bregenz.

Erfolgsgeschichte
Was 1994 mit einem Modellversuch des Ministeriums in Wien und Salzburg begann, hat sich zu einem erfolgreichen Projekt entwickelt: Die Familienberatung bei Gericht wird 2012 an 83 bezirksgerichten angeboten. 16 Prozent der jährlich 450.000 Beratungen in den vom Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend geförderten Beratungsstellen helfen bei Scheidung oder Trennung. Das Prinzip dahinter ist simpel: Ein/e Jurist/in und ein/e psychosoziale/r Berater/in bieten gemeinsam Beratungen zu den Themen Rechtsinformation, Unterstützungsmöglichkeiten, Beihilfen  und psychologische Unterstützung an.

Beratungsschwerpunkte
„Es ist eine niederschwellige Form von Beratung direkt an den Gerichten, die von jedem anonym und kostenlos in Anspruch genommen werden kann“, erklärt Hagleitner. Neben juristischen Fragen wie Scheidung, Trennung, Auflösung einer Lebensgemeinschaft, Unterhalt, Vermögensaufteilung oder Schulden stehen hier auch lebenspraktische Fragen im Mittelpunkt, wie: „Wo wohne ich?“, „Wer bezahlt die Miete?“ oder „Wie viel Unterhalt muss ich zahlen?“. Auch Partnerschaftskonflikte, familäre Gewalt oder das Besuchsrecht der Großeltern können Thema sein.

Paragraphen und Tränen
Unterhalt, Obsorge, Besuchsrecht oder Vermögensaufteilung - für viele ist „Juristendeutsch“ ein Buch mit sieben Siegeln. Die meisten Menschen brauchen erfahrungsgemäß Informationen,  wie man sich scheiden lässt oder auf was man dabei achten muss, erklärt Hagleitner. Hilfe beim Stellen von Anträgen, das Aufzeigen von Perspektiven gehören deshalb zu ihrem Berufsalltag. Angesichts dieses sensiblen und meist auch existenzbedrohlichen Themas, fließen manchmal die Tränen.

Der Anfang eines Prozesses
Professionelles und verständnisvolles Handeln zeichnet die Arbeit des Zweierteams aus - sowohl auf juristischer, als auch auf emotionaler Ebene. „Gespräche sind dabei oftmals der Anfang, damit ein Prozess ins Gehen kommt oder kommen kann“, erklärt Ganahl. Auch wenn die Klient/innen zu Beginn des Gesprächs meist hochaufgeregt, emotional oder sogar psychisch belastet sind - das Aufzeigen von möglichen Lösungen und die Gewissheit, professionelle Hilfe zu bekommen, beruhigt. Dazu zählt auch das Weitervermitteln an diverse Beratungsstellen, wie das Ehe- und Familienzentrum, das Institut für Sozialdienste, pro mente oder Rechtsanwälte.

Prävention
„Eine Scheidung ist nicht der Anfang vom Ende“, erklärt Ganahl. Wichtig ist aber eine gute Beratung während dieser schwierigen Lebensphase. „Ich vermute auch, dass mit so einer Begleitung ganz viel Spätfolgen und Schäden vermieden werden können“, so die Psychotherapeutin. Sowohl bei Erwachsenen als auch Kindern. Kinder- und Jugendliche aus Trennungs- oder Scheidungsfamilien erhalten im Gruppenprogramm „Gigagampfa“ zusätzlich Unterstützung und Begleitung, um ihren persönlichen Zugang zu der veränderten Familiensituation zu finden. Manchmal ist dieser letzte Schritt der Scheidung aber gar nicht notwendig. Dank Beratung oder auch Mediation schaffen es ein bis zwei von zehn Paaren doch noch, wieder gemeinsam durchs Leben zu gehen. 

Kommentar

von Simone Rinner

Bis dass der Tod ...

Ich will dich lieben, achten und ehren alle Tage meines Lebens, in guten und in schlechten Zeiten, in Gesundheit und Krankheit. Bis das der Tod uns scheidet. - 1.513 Paare schlossen in Vorarlberg letztes Jahr den „Bund fürs Leben“, der eigentlich gar keiner mehr ist. Schließlich lassen sich rund 43 Prozent der Ehepartner wieder scheiden - ob einvernehmlich oder nicht, sei dahingestellt.

Was von den guten Vorsätzen und Versprechungen bleibt, sind oftmals Tränen, die Angst vor dem finanziellen Ruin und verwirrte Kinder. Manchmal bedeutet eine Scheidung aber auch ein neuer Lebensabschnitt mit unvorhergesehenen Möglichkeiten und der Chance, längst vergessene Träume wahr zu machen.

Wir haben uns auseinandergelebt, heißt es oft als Begründung für die „Ent-Scheidung“. Klingt auf den ersten Blick wie ein Klischee, aber wer kann zu Beginn einer Beziehung oder Ehe schon sagen, dass er in x Jahren noch die gleichen Interessen teilen wird? Eine Mediation oder Beratung mit professioneller Hilfe kann hier manchmal „Wunder wirken“ und aufzeigen, was man aneinander hat und schätzt. Oder wieder zu schätzen lernt. Denn auch wenn sich 43 Prozent der Paare scheiden lassen - der Großteil von ihnen bleibt zusammen. In guten und in schlechten Zeiten, in Gesundheit und Krankheit. Bis dass der Tod sie scheidet.  

Familien- und Scheidungsberatung

Kostenlose Familien- und Scheidungsberatung der Ehe-, Partner-, Familien- und Lebensberatungsstellen an den Amtstagen der Bezirksgerichte:

  • Feldkirch: Di, 10 bis 12 Uhr
  • Dornbirn: Di, 8.30 bis 10.30 Uhr
  • Bregenz: Di, 8.30 bis 10.30 Uhr

Eine Anmeldung ist nicht notwendig.

Infos: T 05522 74139,

www.efz.atwww.gigagampfa.at