Elke Kager wirft einen Blick auf das "Sozialpaten-Projekt" der Caritas - eine Antwort auf soziale Nöte unserer Zeit.

Die Sozialpaten der Caritas zeigen Türen, die man selbst nicht sieht: In plötzlichen Notsituationen wie Krankheit oder Unfall, bei Existenzängsten oder bei Einsamkeit.

zu: ZUR SACHE - Was sind Sozialpaten?


Klein Mia (*) ist ein Energiebündel. Langweilig wird Mama Michaela (*) mit der quirligen Fünfjährigen nie. Die Kleine ist ihr ganzer Stolz. Sie zeigt ihr auch, wie unbeschwert Leben sein kann. Denn einfach hatte es die allein erziehende Mutter in den vergangenen Jahren nicht. „Es waren Jugendsünden und Erwachsenenfehler, die sich da summiert haben“, hat Michaela den Humor nie verloren. In den vergangenen Jahren hat sich ein riesiger Schuldenberg angehäuft, über den die junge Frau den Überblick völlig verloren hatte. „Es war ganz klassisch. Ich habe die Post nicht mehr geöffnet, bin nicht mehr ans Telefon gegangen und das hat die Situation nur noch mehr verschlimmert.“ Damit hatte ein Teufelskreislauf begonnen, aus dem es scheinbar kein Entrinnen mehr gab.

Erste Schritte
Eine Mitarbeiterin des Gemeindeamts im Heimatort Michaelas hat ihre Notlage erkannt und die Sozialpatin Anna Wenger angefragt, ob sie die junge Mutter nicht unterstützen könne. Die ersten Schritte: es wurde gemeinsam die Post geöffnet, eine Bestandsaufnahme gemacht, ein Termin mit der Schuldenberatung vereinbart und in Folge um Förderungen angesucht.

Hilfe von außen
„Ich will etwas ändern. Ich will mein Leben wieder in den Griff bekommen“, sagt Michaela bestimmt. Das ständige Verschweigen ihrer Lage vor Freunden und Familie - und zuletzt auch vor sich selbst - habe ihr Leben schwierig gemacht. „Anna war mir von Anfang an sympathisch und es ist zwischenzeitlich schon fast eine Freundschaft daraus geworden“, erzählt die junge Mutter und lächelt die Sozialpatin an. Einfach war es für sie nicht immer, Hilfe von außen anzunehmen. „Dann hat sie einfach das Telefon nicht abgenommen. Ich bin aber immer drangeblieben“, erläutert Anna Wenger.

Gute Basis
Die wichtigste Voraussetzung für eine gute Beziehung zwischen Sozialpatin und Klientin sei Ehrlichkeit. „Nur auf dieser Basis entsteht Vertrauen und Freundschaft.“ Sehr gefreut hat Anna Wenger beispielsweise die Tatsache, dass sich ihre Klientin auch um sie gekümmert und angerufen habe, als sie einmal krank war.

Zukunftsperspektiven
Auf die Frage, wie sie denn in einigen Jahren leben möchte, formuliert Michaela klare Ziele: „Ich will, dass meine finanzielle Situation geregelt ist. Bis ich die Schulden bezahlt habe, dauert es sicher noch länger. Ich will aber, dass ich endlich einmal mit dem Urlaubsgeld in den Urlaub fahren kann und nicht immer finanzielle Löcher stopfen muss.“

(*) Namen von der Redaktion geändert.

ZUR SACHE

Was sind Sozialpaten?

Sozialpaten sind speziell geschulte Freiwillige der Caritas. Ihre Aufgabe ist es, Menschen in schwierigen Lebenssituationen als Vermittler und Wegbegleiter zur Seite zu stehen. Das kann der einsame, ältere Herr in der Nachbarschaft ebenso sein wie die alleinerziehende Mutter, die im Alltag mit ihren Kindern überfordert ist.

Zeit zum Zuhören
Sozialpaten schenken Menschen Zeit, hören deren Anliegen und versuchen mit ihnen gemeinsam, Lösungswege zu finden. Sie begleiten bei Bedarf dabei, wichtige Kontakte zu Behörden, sozialen Einrichtungen und anderen Unterstützungsangeboten zu knüpfen und helfen so beim Entstehen tragfähiger Netzwerke für die Betroffenen.

Begleitung
Für ihre oftmals herausfordernde Tätigkeit steht ihnen, wenn dies erforderlich ist, eine professionelle Mitarbeiterin der Caritas mit Rat und Tat zur Seite. In Vorarlberg sind zwischenzeitlich über 80 Sozialpat/innen aktiv, derzeit läuft ein neuer Einschulungslehrgang in Feldkirch.

Sozialpatenprojekt der Caritas Vorarlberg
Kontakt: Renate Schwendinger
T 05522 200-1017
E-Mail: sozialpate@caritas.at

www.sozialpate.at