Neue Akzente bei den Sternsingern in Lech, Bürserberg und Egg.

von Dietmar Steinmair

Selbst die beste und erfolgreichste Tradition braucht irgendwann neues Feuer. Neue Königsgewänder, neue Sternsinger-Texte und neue Vorbereitungsevents beleben heuer die Dreikönigsaktion in Vorarlberg:

Königliche Gewänder (Lech)

Im Schneesturm von Lech am Arlberg (Bild rechts) präsentierten letzten Freitag die Sternsingerinnen der Pfarre zum heiligen Nikolaus ihre nagelneuen Gewänder. Die Lecher Mode-Designerin Sonia Zimmermann hat in ihrer Werkstatt „Lenai & Linai“ eine besondere Sternsinger-Kollektion entworfen. Zimmermann produziert ihre Stücke bevorzugt aus Loden und gewalkter Wolle aus heimischer Produktion.

„Der Lodenumhang mit Kapuze schützt gegen Kälte und Wind, und die Kappe mit Ohrenschützer im Russen-Look und Sternsingerapplikation trotzt selbst einem Schneesturm“, freut sich Pastoralassistent Hans Peter Tiefenthaler, der die Lecher Dreikönigsaktion organisiert. Die Unterkleider in Form von Bluse und Wickelrock wurden aus bunter Seide gefertigt. „Die ließen die Herzen unserer Sternsingerinnen gleich höher schlagen“, verrät Tiefenthaler. Modeassistentin Verena Wagner hat dazu noch poppige Perlenketten gefertigt. Dem Einsatz im winterlichen Lech und Zürs von 2. bis 5. Jänner steht nichts mehr entgegen. Am Dreikönigstag selbst werden die neu gekleideten Stern-singerinnen auch bei den Gottesdiensten der Pfarrgemeinde mitwirken.

Das äußerlich tadellose Erscheinungsbild der Heiligen Drei Könige hat letztlich auch mit einer inneren Wertschätzung der ganzen Aktion gegenüber zu tun. Und wenn die Sternsinger auch noch so gut singen wie sie aussehen, dürften manche Gäste in Lech ihre Geldbörsen vielleicht etwas weiter öffnen.

Eigeninitiative (Bürserberg)

Auch am Bürserberg werden neue Wege beschritten. Seit vier Jahren waren keine Sternsinger/innen mehr im Dorf unterwegs. Der Religionslehrer Josef Fritsche, Obmann der Chorgemeinschaft Cantemus, und die Caritas-Mitarbeiterin Irmgard Müller, auch Chormitglied, nahmen die Aktion heuer selbst in die Hand. Ohne die organisatorische Unterstützung der Pfarre bringen sie am 5. Jänner mit zwei Kinder- und drei Erwachsenengruppen „das Lied, die Weihnachtsbotschaft und den Segen zu den Leuten“, so Fritsche.

Symbol
Für den Neuanfang haben sich die Bürserberger einiges einfallen lassen. Symbol der „neuen“ Sternsinger ist eine Laterne mit einem Stern obendrauf, die von der Glaskünstlerin Tanja Moser entworfen und gefertigt wurde. Fünf solcher Laternen gibt es. „Wir haben die Laternen über Weihnachten auch in die Hotels gebracht“, erzählt Fritsche. Die Hoteliers, die selbst immer zu Weihnachten eine Sozialaktion durchführen, werden heuer jenes Projekt der Caritas Vorarlberg in Armenien unterstützen, für das auch die Bürserberger Sternsinger sammeln: „Aregak“ - oder übersetzt „Kleine Sonne“ - ist eine Tagesstätte für 30 in Gyumri lebende Kinder mit mehrfachen Behinderungen.

Neues Lied
Die Sternsinger können heuer außerdem mit einem neuen Lied aufwarten. Der Komponist und Chorleiter Alwin Hagen aus Feldkirch-Tisis hat einen Text geschrieben und vertont.
„Unser Lied erzählt von Jesus“, heißt es da. Und weiter: „Und auch wir sind aufgebrochen, Hilfe ist nicht Theorie, gegen Krankheit, gegen Hunger nützen kluge Sprüche nie.

Neuer Text
Die Erwachsenengruppen werden in Zivil unterwegs sein und möchten, so Fritsche, bewusst nicht als die Heiligen Drei Könige, sondern als engagierte Christen auftreten. Daher bringen sie einen neuen Text mit:

„Ich bin nicht König und nicht weise, ich bin der alte Kaspar nicht. / Ich sammle Geld auf meiner Reise und für die Ärmsten Brot und Licht. / Ich bin nicht König und nicht weise, ich bin auch nicht der Melchior. / Für Liebe bin ich auf der Reise mit den Kollegen aus dem Chor. / Ich bin nicht König und nicht weise, mein Name ist nicht Balthasar. / Verständnis ist das Ziel der Reise, Gerechtigkeit wär wunderbar.“

Gemeinsam (Egg)

Auch die Katholische Jungschar entwickelt neue Formen in der Vorbereitung der Dreikönigsaktion. Um den ehrenamtlichen Begleitern in den Pfarren unter die Arme zu greifen, organisierte die Jungschar etwa in Egg einen großen Spiele- und Informationsnachmittag mit anschließender Sendungsfeier. Über 200 Kinder kamen.

Der vierte König
In der Sendungsfeier mit Jungscharseelsorger Dominik Toplek wurde die Legende vom „Vierten König“ erzählt. Dieser hatte den Aufbruch seiner Kollegen versäumt und machte sich selbst auf den Weg. Auf seiner jahrelangen Reise verteilte er alle seine Geschenke und landete schließlich in Golgotha, wohin ihn der Stern führte. Dort fand er Jesus. „Wie der vierte König“, so Toplek, „sind auch die Sternsinger/innen heute immer noch auf dem Weg.“ 3.500 werden es heuer wieder in Vorarlberg sein.