KirchenBlatt führt ein Interview mit DI Eva Hody. Sie erklärt weshalb die Fresken in Reuthe von herausragender Bedeutung sind.

Die Landeskonservatorin DI Eva Hody arbeitet viel und intensiv mit der Diözese, besonders mit Diözesanbaumeister DI Herbert Berchtold zusammen. Warum die Fresken in Reuthe in dieser Zusammenarbeit von herausragender Bedeutung sind, erzählt sie im KirchenBlatt-Interview.
Wolfgang Ölz 


DI Eva Hody weiß um die Besonderheit des  Kunstschatzes: „An den Fresken in Reuthe ist einerseits zunächst einmal ihr Entstehungsalter besonders, andererseits ist sehr besonders, dass die Darstellungen im ersten Register sich auf ein mittelalterliches Credo beziehen, was damals in Form von Holzschnitzereien Verbreitung gefunden hat, aber in Reuthe ist das einzige Beispiel, wo tatsächlich das Credo die Vorgabe für die Wandgestaltung war.“ Die Restauration ist beinahe ein kriminologisches Puzzelspiel: „Bereits in historischer Zeit gibt es drei Fassungen, die übereinanderliegen. Die Schwierigkeit besteht darin, dass die Fresken das letzte Mal in den 60er Jahren im Zuge des Umbaus der Kirche  durch Leopold Kaufmann bearbeitet worden sind.“ Damals hat man sie freigelegt, und sie dann in ihrem ursprünglichen wiederentdeckten Erscheinungsbild stehen gelassen. Bezüglich der Lesbarkeit sagt Frau DI Hody: „Man hat die Fresken dann im Chor nicht weiterbearbeitet. Im Chorbogen dagegen hat man dann mit einer weitgehenden Retusche die Lesbarkeit sehr erhöht, sodass man nun im Chorbogen (siehe Bild) sehr gut erkennen kann, was dargestellt ist.“

Die SchutzmantelmadonnaDie Darstellungen verteilen sich auf zwei Register. Oben Szenen des Marienlebens, unten eine Inszenierung des apostolischen Credos. Der obere Register zeigt wie gesagt Szenen aus dem Marienleben, wobei es sich um eine ikonographisch ungewöhnliche Marien-Vita handelt: „Diese Szenen sind außerdem so schlecht lesbar, dass wir tatsächlich nicht wissen, was dargestellt ist. Das stellt die Restaurierung vor riesige Probleme, weil, wenn ich nicht weiß was dargestellt ist, kann ich auch kaum mittels einer Retusche die Lesbarkeit erhöhen. Derzeit sind wir  in der Fachwelt so verblieben, dass wir Reinigungsproben vornehmen, um festzulegen, wie verhält sich die Übermalung der 60er Jahre auf dem äußeren Chorbogen, wird sie der Reinigung standhalten.“Reuthe wird auch im Rahmen einer Wandmalereitagung im Lungau der Fachwelt als Problemfall und als hochkomplexe Aufgabe der Restaurierung und Konservierung vorgestellt: „Ich erhoffe mir dadurch weitere Fachmeinungen dazu, wie ich in diese Lesbarkeitsfrage eingreifen darf. Diese österreichische Fachtagung für Wandmalerei versammelt die meisten in diesem Gebiet tätigen Restauratoren und ein größeres Gremium aus dem Bundesdenkmalamt. In „Maria Pfarr“ im Lungau hat man ein ähnlich gelagertes Beispiel, wo jetzt Musterrestaurierungen gemacht wurden, die man dann diskutiert und nach ähnlichen Lösungen sucht: „Es gibt in einem solch komplexen Fall leider keine einfache  Lösungen.“

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 (aus KirchenBlatt Nr. 31 vom 8. August 2010)