Der junge Historiker Philipp Dörler hat sich intensiv mit dem hl. Gebhard beschäftigt und dessen Lebensbeschreibung ins heutige Deutsch übersetzt. Dabei stellte er fest, dass die Mönche ihren Gründer in ihrem eigenen Interesse umgedeutet haben. „Müssen die frommen Bregenzer nun ihr Gebhardsbild umwerfen?”, fragt uns ein besorgter Anrainer. Die Antwort erfahren Sie nächste Woche in Bregenz!

Von Klaus Gasperi


Hl. GebhardDer hl. Gebhard, ist bekannt für sein tatkräftiges Eintreten für die Armen und Kranken. Er war aber auch ein kirchenpolitisch aktiver Mann, der immer wieder wichtige politische Aufgaben übernahm. Als Bischof von Konstanz gründete er das Kloster Petershausen. Schon der lateinische Name zeugt von einem hohen Anspruch: „petri domus“ bedeutet „Petersdom”, was volkstümlich dann zu „Petrihusa” wurde. Ursprünglich wurde das Kloster mit Mönchen aus Einsiedeln besetzt, bald jedoch erlangte es die Selbständigkeit. Von einer Reise nach Rom brachte Bischof Gebhard eine wertvolle Reliquie mit, den Schädel von Papst Gregor des Großen. Diese kostbare Gabe steigerte nochmals „den Wert” seines Kloster.


"Erbauliche" Wirkung des Heiligen

Die Lebensbeschreibung des hl. Gebhard ist allerdings erst 150 Jahre nach seinem Tod anlässlich der Heiligsprechung entstanden. Dem Verfasser ging es damals weniger um nüchtern-historische Fakten als um das Vorbild des Heiligen und seine „erbauliche” Wirkung. Außerdem nutzten die Mönche die Chance: Sie stützten sich auf ihren heiligen Gründer, formten aber teilweise dessen Absichten in ihrem Interesse um und förderten die Gebhardsverehrung. Dadurch erlangte auch das Kloster mehr Ansehen und gewisse Freiheiten, die andere, ältere Klöster der Umgebung bereits besaßen.

In Vorarlberg erlangte die Gebhardsverehrung allerdings erst im 19. Jahrhundert  im Zuge der „erwachenden Landesidentität” eine größere Bedeutung, denn der offizielle Landespatron, der hl. Josef, wurde uns eher von den Habsburgern vorgesetzt und galt hierzulande obendrein als „Tiroler”. Da Gebhard der Überlieferung zufolge mittels Kaiserschnitt zur Welt kam, empfiehlt es sich besonders, ihn um eine leichte Geburt anzurufen.

Gottesdienste zum Gebhardsfest

Zum Fest des Diözesanpatrons findet vor der romantischen Kulisse des Burghofs ein Festgottesdienst mit Bischof Dr. Elmar Fischer statt.

 - Fr. 27. August, 10 Uhr Gottesdienst mit  Bischof Elmar Fischer
- So. 29. August, 10 Uhr feierlicher Gottesdienst zelebriert von Neupriester Mag. Lukas Bonner, dem neuen Kaplan von St. Kolumban, mit Erteilung des Primizsegens in der Kapelle

-Während der Gebhardswoche findet bis zum 3. Sept. täglich morgens um 9 Uhr eine heilige Messe in der Kapelle statt.


Veranstaltungstipp:
 

Philipp Dörler, Die zwei Gesichter des hl. Gebhard. Ein Heiliger und seine Bedeutung in der Überlieferung.
Vortrag am 1. Sept. im Burgrestaurant Gebhardsberg um 19.30 Uhr, Reservierung im Restaurant T 05574/42515, Eintritt € 13,- // €  7,- (bis 26 Jahre) // frei, mit Kulturpass.

 
(aus KirchenBlatt Nr. 34 vom 29. August 2010)