Der Inselstaat Bahamas steht heuer im Mittelpunkt des Weltgebetstags der Frauen. Mit den weltweit interkonfessionellen und von Frauen veranstalteten Gottesdiensten am 6. März unterstützen sie Spendenprojekte zur Bekämpfung von häuslicher und sexueller Gewalt. Zur Verbesserung der Bildungs- und Gesundheitssituation von Frauen und ihrer Stellung in Gesellschaft und Kirche.

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Familiäre und sexuelle Gewalt sind auf den Bahamas ein großes Problem. Rund 41.000 jungen Menschen von 16 bis 25 Jahren leben auf den Bahamas und müssen früh mit Gewalt Bekanntschaft machen.  Der Inselstaat gehört weltweit zu den zehn Ländern mit der höchsten Vergewaltigungsrate. Kinder werden etwa doppelt so häufig Opfer. 45% der weiblichen Teenager gaben an, dass bei ihrem "ersten Mal" Gewalt im Spiel war. Nirgendwo sonst haben Mädchen und Jungen derart früh sexuelle Erfahrung: Zwei Drittel von ihnen sind nicht einmal 13 Jahre alt.

Bahamas-Crisis-Center
1982 gründete Dr. Dean Patterson das renommierte Frauenrechtszentrum Bahamas-Crisis-Center (BCC) mit dem Schwerpunkt "Bekämpfung von sexueller und häuslicher Gewalt". Seit 2013 ist das BCC die gemeinsame Partnerorganisation der WGT-Komitees Deutschland, Österreich und Schweiz. Ziel des BCC ist der grassierenden sexualisierten und innerfamiliären Gewalt auf den Bahamas etwas entgegenzusetzen. Anfänglich ging es ausschließlich um die direkte Unterstützung der Betroffenen, inzwischen spielen auch Aufklärung und Advocasy-Arbeit eine bedeutende Rolle. 

Das Projekt
BCC betont, das die extreme Tabuisierung von Sexualität, der Mangel an angemessener Aufklärung und gewalttätige Geschlechter-Stereotypen die Hauptursachen der Probleme sind. Im ersten Projekt begegnete BCC diesem Missstand mit einer auf Jugendliche zugeschnittenen Medienkampagne. In diesem zweiten Schritt sollen 30 ausgewählte Teenager aus der ersten Projektphase zu Ansprechpartnerinnen, zu sogenannten Champions for Change - Veränderungsaktivisten, für Gleichaltrige und Meinungsführerinnen zugunsten gewaltfreier Beziehungen ausgebildet werden. Dies geschieht in Workshops, Austausch und Beratungsforen, Entwicklung angepasster Bildungsmaterialien, Mentorinnen-Training von 20 Erwachsenen zur Unterstützung der jugendlichen Aktivistinnen.

Die Jugendlichen eigenen sich Wissen und Methodenkompetenz an, um die innerfamiliäre und sexuelle Gewalt in ihren Stadtvierteln und Schulen anzusprechen und, wo notwendig, diese an professionelle Hilfe zu verweisen. Gleichzeitig werden jugendgemäße Kommunikationsstrukturen aufgebaut, um Einfluss auf kulturelle Normen, die geschlechterspezifische Gewalt legitimieren, nehmen und gewaltfreie Beziehungen als allgemein gültige Referenz etablieren.

Der internationale Weltgebetstag
Der Weltgebetstag, der jeweils am ersten Freitag im März begangen wird, ist die größte ökumenische Basisbewegung von Christinnen. Seine Wurzeln liegen in der Weltmissionsbewegung des 19. Jahrhunderts in Amerika, in deren Rahmen eine eigenständige Frauenbewegung entstand. Am 4. März 1927 fand erstmals eine über die USA hinausgehende multinationale Feier des Ökumenischen Weltgebetstags der Frauen statt. Jedes Jahr bereiten Frauen aus einem anderen Land die Materialien vor, im vergangenen Jahr etwa waren es ägyptische Christinnen.