Nach den Vorkommnissen in der Silvesternacht in Köln haben sich mittlerweile mehr als 650 mutmaßliche Opfer gemeldet. Angesichts der Übergriffe in der Silvesternacht in Köln fordert die Katholische Frauenbewegung Österreich (kfbö) eine breite Debatte über Gewalt gegen Frauen. Schließlich sei "sexualisierte Gewalt gegen Frauen ein alltägliches Phänomen", "das sich hauptsächlich im nahen sozialen Umfeld, im Freundes- und Familienkreis der Opfer ereignet", so kfbö-Vorsitzende Veronika Pernsteiner.

Nein, die Übergriffe auf Frauen an Silvester in Köln sind nicht tolerierbar. Aber sie bietenAnlass, erneut darauf hinzuweisen jede Form von Gewalt, insbesondere sexualisierter Gewalt gegen Frauen auf Schärfste zu verurteilen. Das hat beispielsweise die Katholische Frauenbewegung Österreich in einer Aussendung festgehalten.

Nicht pauschal verurteilen
„Die Kölner Ereignisse sind ein Novum im Spektrum der Gewalt gegen Frauen, die Täter müssen rasch ermittelt und strafrechtlich verurteilt werden,“ so die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs, Veronika Pernsteiner. Gleichzeitig, so Pernsteiner, sei eine Verzweckung der Ereignisse im Sinne der Fremdenhetze oder auch Verbrämung alltäglich wirksamer Gewalt gegen Frauen ebenso entschieden zu verurteilen: „Die Vorfälle in Köln werden von bestimmten Kräften der Gesellschaft zum Anlass genommen, Menschen – konkret männliche Migranten – pauschal zu verurteilen. Das Ausmaß der so gelenkten Empörung drängt überdies die Tatsache in den Hintergrund, dass sexualisierte Gewalt gegen Frauen ein alltägliches Phänomen ist, das sich hauptsächlich im nahen sozialen Umfeld, im Freundes- und Familienkreis der Opfer ereignet.“

Wo bleibt der Aufschrei?
Die öffentliche Debatte um die Vorfälle in Köln verlange Wahrhaftigkeit und Integrität, betont Pernsteiner. Die (sexualisierter) Gewalt müsse unabhängig von Herkunft und Hautfarbe eines Täters verurteilt und geahndet werden - die öffentliche Debatte maßvoll und den Tatsachen entsprechend geführt werden. „Wo bleibt der Aufschrei, wenn die Frauenberatungsstellen alljährlich ihre Berichte veröffentlichen?“, so Pernsteiner. Europaweit hat nach Angaben der European Union Agency for Fundamental Rights – Berichtsjahr 2014 – jede dritte Frau körperliche und/oder sexuelle Gewalt erlebt, dies überwiegend im vertrauten Umfeld. „Mir geht es nicht um ein Aufrechnen. Jede Form von Gewalt gegen Frauen ist zu verurteilen und strafrechtlich zu verfolgen. Ich verwahre mich gegen eine Doppelmoral, dagegen, dass Gewalt gegen Frauen in bestimmten Zusammenhängen erwähnt und öffentlich debattiert wird, in anderen Zusammenhängen verdrängt oder heruntergespielt wird.“

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Die Katholische Frauenbewegung Österreichs fordert erneut, Gewalt gegen Frauen mit ausreichender Aufmerksamkeit zu begegnen, gesamtgesellschaftlich wie auch seitens des Staates und seiner Institutionen. „Frauen haben ein Recht darauf, dass ihr Schutz und ihr Anspruch auf Gleichberechtigung auf allen Ebenen sichergestellt sind“, so Pernsteiner. Das bedeute auch, die Verantwortung im Falle sexualisierter Gewalt nicht von Männern weg- und Frauen zuzuschieben, indem etwa Frauen aufgefordert werden, durch ihr Äußeres keinen Anlass zu Übergriffen zu geben oder sich nur in männlicher Begleitung auf nächtliche Straßen zu begeben.

Entschieden wendet sich die Katholische Frauenbewegung auch gegen die Gewalt, die mit Fremdenhetze einhergeht. „Das beginnt schon mit der Sprache, wenn etwa ein Lokal  unwidersprochen als  „Asylantenfrei“ tituliert werden kann, wenn in Politik und Medien immer dreister behauptet und argumentiert werden darf. Die Verrohung in der Sprache führt unweigerlich zu einer Verrohung im Tun.