Die Nacht zum Tag machten zahlreiche Menschen, die vergangenes Wochenende gemeinsam von Feldkirch nach Dornbirn pilgerten. Mit im Gepäck war das Friedensfeuer aus Hiroshima, das als sichtbares Zeichen für mehr Frieden und Menschlichkeit die Nacht erhellte und nach über zwölf Stunden beim Friedensfest in Dornbirn ankam.

Gemeinsam schweigend gehen, im Schein der Taschenlampe, 35 Kilometer lang - was sich manch einer der Nacht-Pilger/innen im Vorfeld nicht zugetraut hätte, gelang dank des gemeinsamen Anliegens wie nebenbei. Zusammen liefen sie auf dem Weg der Menschlichkeit von Station zu Station. Vom Buddhistischen Zentrum Letzehof zur Carl Lampert Kapelle nach Göfis, nach Rankweil in die Basilika, über Klaus zum islamischen Friedhof in Altach und zum Jüdischen Museum nach Hohenems. Überall wurden sie willkommen geheißen: vom Rankweiler Chor „Kantorei“ musikalisch, von Mitgliedern der Islamischen Glaubensgemeinschaft kulinarisch oder mit Gebeten, Segenswünschen und nachdenklich stimmenden Impulsen.

Zwölf Stunden pilgern
Bei der St. Martinskirche in Dornbirn endete die interreligiöse und interkulturelle Nachtwanderung vormittags um halb elf schließlich mit dem Gesang von Friedensliedern, rhythmischer Musik und vielen Friedensfahnen. Immer mehr Menschen schlossen sich den Pilger/innen spontan an und begleiteten sie zur letzten Etappe: dem Friedensfest „Earth Healing Festival“ in der Inatura.

Frieden
Der Brunnen dort bildete die perfekte Kulisse für ein gemeinsames Friedensgebet rund um das Friedensfeuer aus Hiroshima - über die Religionen und Kulturen hinaus. Dem interreligiösen Start folgte ein Festival, bei dem vor allem eines im Mittelpunkt stand: Friede. Mehr als 40 Organisationen, darunter auch die Katholische Kirche, das Carl Lampert Forum oder die youngCaritas, 300 Mitwirkende und viele Ehrenamtliche sorgten dafür, dass es den Besucher/innen an nichts fehlte.

Gelebte Vielfalt
Das Programm war dabei ebenso vielfältig wie das Publikum. Zahlreiche Workshops wie das Friedenstheater, Yoga, Kreistänze, das Singen spiritueller Lieder aber auch Gespräche über Flüchtlinge und Menschenrechte oder Friedensdialoge sorgten für Abwechslung. Die Kinder wurden mit Kraniche falten, Naturmandalas, einer Zirkus-Werkstatt oder Straßenspielen beschäftigt und auf der Hauptbühne präsentierten z.B. eine Hula-Gruppe, eine philippinische Tanzgruppe aber auch Menschen mit Alphörnern ihre Kultur. Zahlreiche Informationsstände von Amnesty International, Bio Austria, der Bank für Gemeinwohl oder der Plattform für erneuerbare Energie rundeten das Angebot ab. Musik, Tanz und ein multikulturelles Buffet mit Beiträgen aus 20 Nationen sorgten für das „leibliche“ Wohl.

Symbolreich
Das ganze Gelände war mit bunt bemalten Friedensfahnen behängt, die von Schulkindern aus Vorarlberg gemalt wurden. Feurige, politische Reden für den Frieden suchte man vergebens, stattdessen wurde das ruhige und friedvolle Miteinander gelebt, wofür der Veranstalter - das Friedensprojekt „Earth Caravan“ steht. Nach seinem Abstecher in Vorarlberg reist das Friedensfeuer nun weiter nach München, Prag und Wien bis zu seinem Ziel Jerusalem. Seit dem Abwurf der Atombombe im Peace Tower von Fukoka in Hiroshima vor 70 Jahren brennt das Friedensfeuer. Die „Earth Caravan“ bringt mit der Friedensflamme eine Botschaft des Friedens und ist ein Symbol gegen Krieg, Zerstörung und Atomwaffen.